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in Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 3 Minuten
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Inflationspolitik Was der Zinsanstieg für die Märkte bedeutet

US-Notenbank in Washington
US-Notenbank in Washington: Fed-Chef Jerome Powell bestätigte in seiner jüngsten Rede, dass vorerst nicht die Absicht besteht, die Geldpolitik zu straffen | Foto: IMAGO / Xinhua
Didier Saint-Georges, Carmignac

Ein Zinsanstieg ist normalerweise ein eher positives Signal für die Aktienmärkte: Er deutet auf eine Konjunkturerholung hin. Eine erhebliche Verteuerung der Kapitalkosten droht hingegen zunächst nicht.

Bisher liegt das Zinsniveau noch weit unter den Ständen, die aus historischer Sicht problematisch für die Bewertung von risikoreichen Anlagen sind. Aktienanleger bleiben daher trotz hoher Volatilität an den Anleihemärkten relativ gelassen. Hierzu ein Beispiel: Während der MSCI World in den vergangenen zwei Monaten mehr als 4 Prozent gewann, kletterte die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen im gleichen Zeitraum von 0,9 auf 1,47 Prozent.

Aktienrally geht vorerst weiter

Das Zusammenspiel aus günstigen fiskal- und geldpolitischen Bedingungen und den Fortschritten beim Impfen wird zumindest in den USA ein rasches Wachstum zur Folge haben – eines der höchsten seit den 1980er-Jahren. Es ist also kein Wunder, dass die Aktienmärkte, durch den Liquiditätsüberfluss begünstigt, auf immer neue Höchststände klettern.

Der jüngste Inflationsanstieg dürfte die Schuldenlast tragfähiger machen.  Aktien werden vor diesem Hintergrund noch attraktiver. Doch angesichts teils negativer Realzinsen und der Masse an quantitativen Lockerungen, die sich bei einem Wirtschaftswachstum zwischen 5 und 6 Prozent immer weniger rechtfertigen lassen, stellt sich die Frage, wann die Zentralbanken zum Spielverderber werden.

Fed unterschätzt das Wachstumspotenzial der Wirtschaft

Jerome Powell wies in seiner jüngsten Rede darauf hin, dass die US-Notenbank vorerst nicht die Absicht hat, die Geldpolitik zu straffen. Mit dieser Botschaft bestätigte der Fed-Chef sein Inflationsziel, das er beim jährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole formuliert hatte: Entscheidend ist nicht mehr der jeweilige unmittelbare Stand der Inflation, sondern der langfristige Durchschnitt. Dennoch zogen die Anleiherenditen nur wenige Tage später wieder an – was auch an den Aktienmärkten nicht spurlos vorbeiging.

Die Sorgen der Marktteilnehmer lassen sich vor allem mit der abwartenden Haltung erklären, die die Fed an den Tag legt. Sofern das Wachstum der US-Wirtschaft über 2021 hinaus anhält wird die US-Notenbank gezwungen sein, die Geldpolitik schneller zu straffen, um eine drohende Überhitzung zu vermeiden. Denn ein rascher Anstieg der langfristigen Zinsen bedeutet, dass nicht nur die mittelfristige Inflationserwartung gestiegen ist, sondern auch die Erwartung im Hinblick auf höhere Realzinsen.

Hinzu kommt, dass die Fed momentan von einem Wirtschaftswachstum von „nur“ 4,2 Prozent ausgeht. Powell scheint dabei schlichtweg zu ignorieren, dass der Kongress bereits ein 1,9 Billionen Dollar schweres Hilfspaket verabschiedet hat – zu dem wahrscheinlich bald ein ähnlich großes Infrastrukturpaket kommt. Außerdem dürfte der private Verbrauch anziehen, sobald durch die Impfungen eine Herdenimmunität erreicht wird. Deshalb sind wir der Ansicht, dass das zu erwartende Wirtschaftswachstum höher eingestuft werden sollte.

Haushaltsdisziplin war gestern

Die zehn Jahre nach der Finanzkrise 2008 waren geprägt von einer lockeren Geldpolitik bei gleichzeitiger Zurückhaltung bei den Haushaltsausgaben. Das Ergebnis: Mäßige Wachstumsraten und geringe Lohnsteigerungen, dafür aber rasant steigende Asset-Preise dank niedriger Zinsen.

Durch die Corona-Krise wurde diese Politik allerdings ins Wanken gebracht. Es folgte eine radikale Abkehr von der Haushaltsdisziplin. So nutzt US-Präsident Joe Biden seine absolute Mehrheit im US-Kongress, um ein noch nie da gewesenes Konjunkturprogramm auf den Weg zu bringen, das die konjunkturelle Entwicklung unterstützen soll und auf die Verringerung sozialer Ungleichheit ausgerichtet ist.

Risiken reduzieren

Eine seit Jahrzehnten eingespielte Marktordnung lässt sich jedoch nicht ohne Weiteres umkehren. Ein Anstieg der Volatilität ist vor diesem Hintergrund normal und an den Anleihemärkten bereits zu beobachten. Wann dieses Phänomen auch die Aktienmärkte in ihrer Breite erreicht, ist nur eine Frage der Zeit, weshalb wir bei Carmignac die Risiken in unseren Anleihe- und Aktienportfolios zurückgefahren haben.

Für ein vollumfängliches Wirtschaftswachstum wird noch viel fiskalpolitische Unterstützung notwendig sein. Daher halten wir neben Titeln, die von der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften profitieren, auch an qualitativ hochwertigen Wachstumstiteln fest. Wir sind davon überzeugt, dass diese mit ihren Gewinnmargen und ihrer Preismacht im Falle eines Inflationsanstiegs wertvolle Vorteile bieten.

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