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in AltersvorsorgeLesedauer: 6 Minuten

Zinszusatzreserve Was die Niedrigzinsen für Versicherer bedeuten

Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Die extremen Zinsbedingungen verschaffen den Lebensversicherern mehr Handlungsspielraum bei der Ausfinanzierung ihrer Zinszusatzreserve. Dies liegt an der neuerlichen Talfahrt der Zinsen, wodurch die Bewertungsreserven in den Handelsbilanzen wieder gestiegen sind. Langfristig ist die Zinsentwicklung aber herausfordernder denn je.

Dies ist ein wesentliches Ergebnis aus dem Ertragskraft-Garantie-Check (EKG-Check), den die Rating-Agentur Assekurata aktuell zum fünften Mal durchgeführt hat. Dabei untersuchten die Analysten Kennzahlen zu Ertrag, Sicherheit und Beständen von 70 Lebensversicherern. In ihrer Studie stellen sie die Wirkungszusammenhänge und Hintergründe ausführlich dar.

Historische Niedrigstände

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr sind die Zinsen an den Kapitalmärkten wieder auf historische Niedrigstände gesunken. Zwischenzeitlich aufkeimende Hoffnungen auf steigende Zinsen erhielten damit einen massiven Dämpfer. Selbst Bundesanleihen mit 30-jähriger Laufzeit notieren mittlerweile im negativen Bereich.

„Die Corona-Hilfspakete von Staaten und europäischer Zentralbank drücken die Zinsen nach unten und zementieren sie auf Rekordtiefstständen“, kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Dies setzt die Lebensversicherer unter Zugzwang, da sie auch unter diesen schwierigen Bedingungen die Garantieversprechen bedienen und darüber hinaus umfangreiche Zinszusatzreserven (ZZR) stellen müssen.

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Hälfte der ZZR-Strecke

Zu Jahresanfang hatte Assekurata prognostiziert, dass die Lebensversicherer der ZZR in diesem Jahr zwischen 9 und 11 Milliarden Euro zuführen müssen. „Angesichts des erneuten Zinsverfalls seit Ausbruch der Pandemie gehen wir nun vom obere Ende dieser Spanne aus“, schätzt Heermann und verweist auf den diesjährigen Referenzzins von 1,73 Prozent (Vorjahr: 1,92), an dem sich die Lebensversicherer bei der Nachreservierung orientieren müssen.

Um diese 11 Milliarden Euro an ZZR-Zuführungen zu finanzieren, müssen die Unternehmen aus ihren Kapitalanlagen einen Nettozins von gut 1 Prozent erwirtschaften, zusätzlich zu den Erträgen zur Bedienung der eigentlichen Garantieverpflichtungen. Viel schwerer wiegt aber der langfristige Aufbau der ZZR, den die Analysten in der EKG-Studie für verschiedene Szenarien errechnet haben.

>>Vergrößern! Grafik: ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur

Geht man von anhaltenden Nullzinsen aus, steigt der Reservetopf bis 2030 demnach auf ein Gesamtvolumen von knapp 170 Milliarden Euro. In Summe sind dies 15 Milliarden Euro mehr als bei den letzten Hochrechnungen zum Zinsniveau am Jahresanfang. „Mit dem Ende 2020 aufgebauten ZZR-Bestand von rund 85 Milliarden Euro hätten die Lebensversicherer also in diesem Szenario gerade ein mal die Hälfte der Strecke geschafft“, rechnet Lars Heermann vor. „Der Weg zur Ausfinanzierung ist damit weiter als gedacht.“

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