LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 3 Minuten

DZ-Bank-Analyse zum Dax 40 Was die Reform des deutschen Aktienindex bedeutet

Kurz- und Mittelstreckenflugzeug Airbus A220-300
Kurz- und Mittelstreckenflugzeug Airbus A220-300: Der Aufstieg des Flugzeugherstellers Airbus vom M-Dax in den Dax 40 ist so gut wie sicher. | Foto: Airbus

Im September wird aus dem Dax 30 der Dax 40. Gleichzeitig wird eine Reihe neuer Regeln eingeführt. Indexmitglieder werden künftig nur noch auf Basis der Marktkapitalisierung bestimmt. Das Auswahlkriterium Börsenumsatz entfällt. „Damit kann die Airbus-Aktie, die hauptsächlich an der Pariser Börse gehandelt wird, in den Dax aufsteigen“, so Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ Bank.

Zudem müssen Unternehmen, die in den Dax wollen, profitabel sein, genaugenommen müssen sie zwei Jahre in Folge ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erzielt haben. Das gilt nicht für Unternehmen, die bereits im Dax gelistet sind. Wirecard-Nachfolger Delivery Hero könne also im Dax bleiben, meint Kahler. Künftig wird die Zusammensetzung des Index nicht mehr nur im September, sondern auch im März überprüft. Darüber hinaus wurden die Corporate-Governance- und Berichtsanforderungen an die Indexunternehmen bereits verschärft.

Fünf Anwärter sind relativ sicher, fünf sind Wackelkandidaten

„Der Dax wird durch die neuen Titel spritziger werden: Neben etablierten Konzernen werden auch einige wachstumsstarke Unternehmen in die Beletage des deutschen Aktienmarktes aufgenommen“, so das Vorab-Fazit von Kahler. Aber wer kommt hinzu? Die DZ Bank hat eine Liste der möglichen Aufsteiger erstellt. Als sicher gelte die Dax-Zukunft von Airbus. „Auch Zalando, Symrise, Sartorius und Siemens Healthineers haben gute Chancen, im erweiterten Index dabei zu sein“, prognostiziert Kahler. Bei den weiteren Index-Aspiranten ist die Lage weniger eindeutig. Entscheidend wird die durchschnittliche, nach Handelsvolumen gewichtete Marktkapitalisierung über 20 Handelstage im August sein.

                                                                                                             Quelle: DZ Bank

Gesundheitssektor wird am stärksten aufgewertet

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Die neuen Werte repräsentieren nach DZ-Bank-Berechnungen knapp 12,7 Prozent des Index. Airbus wäre mit fast 4,7 Prozent der fünftgrößte Wert im Dax. Der Industriesektor gewänne dadurch deutlich an Gewicht im Sektor-Mix, sein Anteil stiege auf fast ein Fünftel. Einen ähnlich hohen Anteil hätten künftig Konsumgüteraktien inklusive der Autotitel – die allerdings an Gewicht verlieren. „Die stärkste Aufwertung erfährt der Gesundheitssektor. Mit Sartorius, Siemens Healthineers und Qiagen könnten drei Werte in den Leitindex aufrücken“, so Kahler. IT-Werte blieben mit rund 11 Prozent relativ schwach gewichtet, was für den Anlagestrategen ein struktureller Nachteil im Wettbewerb um Anleger gegenüber technologielastigen Indizes wie dem S&P 500 und dem MSCI World ist.

                                                                                                            Quelle: DZ Bank

Vorsicht mit dem angeblichen „Indexeffekt“

Die Dax-Reform ist unter anderem dem Wirecard-Skandal geschuldet. Kahler ist jedoch mehr als skeptisch, dass die neuen Regeln helfen, solche Betrugsfälle künftig aufzudecken. „Aber die Qualitätsanforderungen an die Unternehmen steigen, und die Deutsche Börse kann zukünftig Unternehmen schneller aus dem Index ausschließen“, so Kahler. Für Anleger wäre dies ein wichtiger Warnhinweis.

Auf den „Indexeffekt“ zu setzen hält Kahler übrigens für keine gute Idee. Früher galten potenzielle Indexaufsteiger fast schon als Garanten für Kursgewinne. Schließlich müssen passive Anleger sie bei tatsächlicher Indexaufnahme in ihr Portfolio integrieren. Das Thema habe jedoch an Bedeutung verloren. Dafür nennt Kahler zwei Gründe. Erstens agieren Indexanbieter heute transparenter, lassen weniger Raum für Spekulationen. Indexänderungen sind daher besser antizipierbar, und Kursrisiken können über den Derivatemarkt abgesichert werden. Zweitens hatten die Über- und Unterrenditen der Vergangenheit häufig professionelle Arbitrageure wie Hedgefonds angelockt, was dazu führte, dass Indexeffekte nach und nach verschwanden.

Als Verlierer der ganzen Aktion sieht Kahler den M-Dax, der von 60 auf 50 Titel schrumpft und seine größten Mitglieder verliert. Allerdings werde er künftig seinem Ruf als Index für mittelgroße Unternehmen wieder deutlich gerechter.  

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion