Glanz verblasst? Was Gold als Investment kann – und was nicht
Das Goldangebot besteht nicht nur aus der weltweiten Minenproduktion
Die Minenproduktion macht zwar den Großteil des weltweiten Goldangebots aus, zur Deckung der gesamten Nachfrage reicht sie jedoch nicht aus. In ersten Halbjahr 2020 bestanden knapp 70 Prozent des globalen Goldangebots aus Minengold (siehe Abbildung 3).
Immerhin rund 26 Prozent machten recyceltes Altgold aus. Einen sehr geringen Anteil trug das sogenannte Produzenten-Hedging bei. Hierbei verkaufen Goldproduzenten ihre künftige Produktion bereits früher zu einem festgelegten Fixpreis (Termingeschäft) mit dem Ziel, sich damit gegen einen fallenden Goldpreis abzusichern.
Abbildung 3: Weltweites Goldangebot
Gold in nachhaltig
Gold zu fördern verbraucht enorme Ressourcen: Landflächen werden zerstört und der Abbau sowie die Aufbereitung erfordern erhebliche Mengen an Energie, Wasser und Chemikalien. In der Branche nach nachhaltigen Investments zu suchen, dürfte vielen Anlegern nicht unbedingt sofort einfallen. Mittlerweile gibt es aber drei Möglichkeiten, um in nachhaltiges Gold zu investieren.
- Fairtrade-Gold
In einer globalisierten Welt zählt nicht mehr länger nur die Qualität eines Produktes, sondern auch die Herkunft und unter welchen Bedingungen es hergestellt worden ist. Was für Lebensmittel wie Kaffee und Bananen gilt, setzt sich auch im Goldhandel durch: Fairtrade-Siegel werden unter anderem von der unabhängigen Organisation Flocert vergeben, die kontrolliert, ob ethische, soziale und ökologische Richtlinien eingehalten werden.
- Responsible-Gold
Immer mehr Anleger interessieren sich nicht nur für den derzeitigen Goldkurs, sondern wollen mehr über das Edelmetall wissen. Wo genau kommt das Gold her? Wie geht es den Minenarbeitern, die es aus dem Gestein schürfen? Kann ich überhaupt guten Gewissens in Gold investieren? Nicht immer gibt es eine transparente Dokumentation des Herstellungsprozesses. Und oft lässt sich der Ursprung des Goldes nicht lückenlos zurückverfolgen.
Responsible-Gold will hier Abhilfe schaffen. Hierbei unterliegen sowohl die Produktion als auch der Umgang mit den Minenarbeitern strengen Richtlinien. Der Rohstoff für das Gold stammt ausschließlich aus zertifizierten Minen in der Wüste Nevadas in den USA.
- Recycling von Gold
In den kommenden zehn Jahren dürfte der weltweit anfallende Elektroschrott von 53,6 Millionen Tonnen auf 74 Millionen Tonnen zunehmen. In alten Elektrogeräten stecken oft wertvolle Rohstoffe wie Eisen, Aluminium, Kupfer und Gold, die recycelt werden können. So kann aus 40 Smartphones ungefähr so viel Gold gewonnen werden, wie derzeit aus einer Tonne Erz – 1,5 bis 7 Gramm.
Per Elektrolyse lässt sich das wiedergewonnene Gold auf einen Reinheitsgrad von 999,9 hochraffinieren. Dieser durch den technologischen Fortschritt ermöglichte Kreislauf schont die Umwelt. Es gilt daher: Je öfter Gold recycelt wird, umso besser für die Ökobilanz.
Im Jahr 2020 dominierten Goldanleger den Nachfragemarkt
Die Schmuckbranche ist zwar traditionell der größte Nachfrager auf dem weltweiten Goldmarkt. In der ersten Hälfte des Jahres 2020 hatte jedoch der Investmentsektor die Nase vorn. Insbesondere ETFs und Fonds stockten ihre Goldbestände massiv auf. Das lässt vermuten, dass Anleger in Zeiten der vorherrschenden Corona-Pandemie vermehrt in diese mit dem Edelmetall hinterlegten Anlageklassen investiert haben (siehe Abbildung 4).
Sicher ist: Durch die zahlreichen Ausgangsbeschränkungen und Lockdowns
in Folge der Krise hat vor allem die Schmucknachfrage gelitten – insbesondere in Asien, dem wichtigsten Markt.
Abbildung 4: Weltweite Goldnachfrage nach Sektoren im 1. Halbjahr 2020 (in Tonnen)