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Erik Knutzen im Gespräch Was Gold, Anleihen und Aktien in der Inflation taugen

Erik Knutzen von Neuberger Berman
Erik Knutzen von Neuberger Berman: „Der Inflationsschutz von Gold wird überbewertet.“ | Foto: Neuberger Berman

Das Investment: Herr Knutzen, die Inflation kommt in Deutschland an. Dies wirkt sich auch aus auf Geldanlagen. Aber fangen wir vorne an: Worum geht es aus ihrer Sicht, wenn wir über Inflation sprechen?

Erik Knutzen: Es geht bei der Inflation nicht nur um die Frage, ob die Entwicklung vorübergehend oder dauerhaft ist, sondern auch darum, inwieweit sie durch angebotsseitige, kostentreibende Faktoren im Gegensatz zu nachfrageseitigen Faktoren bedingt ist. Im Moment gehen wir davon aus, dass beides der Fall ist: Aufgestaute Ausgaben treffen auf unterbrochene Lieferketten. Mittelfristig dürfte die neue Inflationsdynamik jedoch angebotsgesteuert sein.

Wie könnten die Zentralbanken auf diese Art der Inflation reagieren?

Knutzen: Ihre politischen Instrumente sind weniger wirksam gegen Angebotsengpässe oder steigende Löhne. Sie können nur eingreifen, um die Nachfrage zu dämpfen. Aber die Nachfrage ist nicht das Problem. Sie zu dämpfen, könnte eine Rezession auslösen. Längerfristig dürften Investitionen, Technologie, Automatisierung und allgemeine Produktivitätssteigerungen die Antwort sein. Doch im nächsten Jahr werden die kostengetriebene Inflation und die Reaktion der Währungshüter darauf wahrscheinlich eine potenzielle Hauptrisikoquelle darstellen.

Das Thema Inflation steht nicht allein auf weiter Flur. Wo sehen Sie weitere Aufgabenfelder?

Knutzen: Da ist zum einen die nachhaltige Energiewende, bei der es zu Versorgungsengpässen kommen könnte, bevor die Kapazität der erneuerbaren Energien voll ausgeschöpft ist. Zum anderen hat China in der Vergangenheit mit seinen günstigen Arbeitskräften die Disinflation in den Rest der Welt exportiert. Das hat sich jedoch vor einem Jahrzehnt erledigt, und seine jüngste strategische Ausrichtung scheint das Ende dieser Ära zu besiegeln.

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Welche konkreten Folgen erwarten sie im Jahr 2022?

Knutzen: Wir werden erleben, dass die Zentralbanken mit Zinserhöhungen beginnen, um der Nachfrageseite der Inflation zu begegnen. Während kurzfristig eine gewisse Abschwächung der Energiepreise eine Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik bedeuten würde, sollten Investoren mittelfristig mit Zinserhöhungen der EZB in den nächsten Jahren rechnen. Der Hauptkatalysator wird die über dem Ziel liegende Inflation sein.

Dies wird zumindest den Anleihemärkten, die ohnehin bereits ein schwieriges Jahr 2021 hinter sich haben, erheblichen Gegenwind bescheren. Da die Angebotsseite von dieser Dynamik nicht beeinflusst wird, erwarten wir einen wachsenden Druck auf Investoren, gezielt das Inflationsbeta ihrer strategischen Portfoliostrukturierung zu erhöhen.

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