Corona-Impfstoff und Joe Biden Was jetzt auf Anleger zukommt
Investoren hatten nach dem Ende der Präsidentschaftswahlen in den USA nicht viel Zeit, sich umfassend mit den Auswirkungen des neuen Präsidenten auf die Börse zu beschäftigen.
Denn kaum stand der Sieger fest, so wurden sie von der Nachricht überrascht, dass das deutsche Unternehmen Biontech und das amerikanische Unternehmen Pfizer in der zulassungsrelevanten klinischen Studie der Phase 3 für ihren Impfstoffkandidaten BNT162b2 eine Wirksamkeitsrate von über 90 Prozent erzielt hatten.
Die Märkte reagierten auf diese Nachricht geradezu euphorisch, denn es ist das erste Mal, dass ein Impfstoff in der Phase 3 erfolgreich getestet wurde. Russland und China haben zwar Impfstoffe zugelassen, jedoch ohne den Durchlauf der Phase 3. Allerdings sind noch viele Punkte offen, so ist zum Beispiel unklar, ob der Impfstoff gleichermaßen alle Bevölkerungsgruppen (insbesondere die Risikogruppen) gleichermaßen schützt.
Es ist kaum davon auszugehen, dass die Pharmaunternehmen einen neuen Impfstoff auch an den Risikogruppen getestet haben, wenn man nicht zuvor schon die Verträglichkeit an den anderen Bevölkerungsgruppen getestet hat. Die Euphorie könnte sich also als verfrüht erweisen, wenn sich herausstellt, dass es bis zur absoluten Klärung noch einige Zeit braucht. Dennoch bleibt die Einschätzung, dass es eine gute Nachricht ist, die die Perspektiven für einen wirksamen Impfstoff für alle Bevölkerungsgruppen in absehbarer Zukunft stärkt.
Wie können wir also die Nachrichten über den Impfstoff und den neuen US-Präsidenten interpretieren? Insgesamt können wir festhalten, dass sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Unsicherheit abgenommen hat. Der Aufschwung der Märkte lässt sich damit gut erklären. Offen bleibt allerdings, wie schnell ein wirksamer Impfstoff der Bevölkerung verabreicht werden kann und dann vor allem, wie schnell sich die Wirtschaft erholen kann.
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Sofern in den USA die Republikaner im Senat Mehrheit behalten sollten (was aufgrund zu erfolgender Stichwahlen nicht geklärt ist), können die Demokraten unter einem Präsident Biden nicht unbegrenzt den Ausgabenhahn aufdrehen. Auch dieses Szenario haben die Aktienmärkte eingepreist.
Unter diesem Szenario wäre auch kein starker Zinsanstieg zu erwarten. Das Programm des neuen Präsidenten Biden wird sich unterschiedlich auf die Wirtschaftssektoren auswirken: Einigkeit besteht darin, dass es einen Umschwung hin zu erneuerbaren Energien geben wird. Hiervon wird auch der Wasserstoff-Sektor profitieren, wo die USA bereits zuvor starke Förderprogramme aufgelegt hatte. Diverse Unternehmen beteiligen sich bereits stark an der Entwicklung dieser Technologie.
Weniger Einigkeit besteht im Hinblick auf die mögliche stärkere Regulierung der großen Technologieunternehmen, obwohl selbst die Republikaner zuletzt einen Vorstoß in diese Richtung vorgenommen hatten. An der Notwendigkeit einer Besteuerung der Konzerne und einer stärkeren Kontrolle gibt es daher kaum Zweifel, offen ist jedoch, wie erfolgreich und stark eine derartige Regulierung ausfallen wird.
Vor diesem Hintergrund werden die Aktienmärkte je nach der Einschätzung weiterhin volatil bleiben. Diese Tatsache ändert jedoch nichts an der mittel- und langfristigen Attraktivität eines Sektors, der über eine hohe Markteintrittsbarriere verfügt und den Schlüssel für viele neue Anwendungen bildet.