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28 Vorschläge Wie die Finanzbranche bei jungen Arbeitskräften punkten kann

Junge Frau informiert sich bei Berufsmesse über Jobangebote
Junge Frau informiert sich bei Berufsmesse über Jobangebote: Eine Studie hat untersucht, wie die Finanzbranche für Berufseinsteiger attraktiver werden kann. | Foto: Imago Images / HRSchulz

Der Fachkräftemangel trifft auch die Finanzbranche. Allein durch Verrentung werden Banken und Versicherer bis zum Jahr 2030 mehr als 30 Prozent ihrer Mitarbeiter verlieren, ergab eine kürzlich veröffentlichte Auswertung der auf Finanzunternehmen spezialisierten Unternehmensberatung Zeb. Ein Engpass sei in allen Bereichen zu erwarten – nicht nur bei IT- und Expertenjobs. Neben der Mitarbeiterbindung müssten sich die Unternehmen mehr um junge Fachkräfte bemühen, so das Fazit der Branchenexperten.

„Die Zukunft der deutschen Finanzplätze wird wesentlich davon abhängen, dass in der Finanzwirtschaft mittel- und langfristig ausreichend viele, qualifizierte Mitarbeiter gewonnen werden können“, sagt auch Andreas Glänzel von der Arbeitsgemeinschaft Germany Finance, ein Zusammenschluss der Finanzplätze in Deutschland. Dazu müsse die Branche heute für junge Menschen attraktiv sein.

 

Um zu erfahren, was Schüler, Berufseinsteiger und junge Berufstätige von der Finanzwirtschaft als Arbeitgeber erwarten, hat Germany Finance in einer großangelegten Online-Umfrage Ideen gesammelt. Insgesamt haben der Organisation zufolge mehr als 4.700 Menschen zwischen 15 und 35 Jahren etwa 600 Vorschläge eingereicht, über die anschließend abgestimmt werden konnte.

Übrig geblieben sind nach Gruppierung und Zusammenfassung der Ergebnisse 28 Forderungen – darunter 18 beliebte Ideen mit Zustimmungswerten von mindestens 60 Prozent sowie 10 umstrittene Ideen mit Ablehnungsquoten von mehr als 15 Prozent.

Mehr Finanzbildung an (Hoch-)Schulen gefordert

Weitgehende Einigkeit herrscht unter den Jugendlichen bei dem Thema Finanzbildung, auf das die Branche nur bedingt Einfluss hat. Dem Vorschlag „Man sollte in der Schule ein Haushaltsfach einführen, um Steuern, Finanzen und Co. zu verstehen“, stimmten demnach mehr als 80 Prozent der Befragten zu. Wichtig sei eine altersgerechte Vermittlung von Finanzthemen, die den Jugendlichen zeige, welche Rolle Finanzen in ihrem alltäglichen und zukünftigen Leben spielen. Helfen könne es zudem, wenn Mitarbeiter aus der Branche ihre Berufe praxisnah vorstellen.

„Man sollte den jungen Menschen verdeutlichen, wie nützlich es auch für sich selbst ist, sich mit Finanzen auszukennen“
Selina, 22

Im Hinblick auf ihr Arbeitsumfeld, in der Studie unter dem Stichwort Arbeitsorganisation zusammengefasst, stehen Flexibilität, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Digitalisierung ganz oben auf der Wunschliste der jungen Generation. Für flexible Arbeitszeiten und Homeoffice sprechen sich 89 Prozent aus, die Nutzung moderner Technologien am Arbeitsplatz finden 87 Prozent wichtig.

Hohe Zustimmungswerte haben auch Vorschläge zur Unterstützung junger Familien, zur klaren Trennung von Beruf und Freizeit, etwa durch die Bereitstellung von Diensthandys, sowie zur Berücksichtigung der mentalen Gesundheit der Mitarbeiter. Angebote wie Nahverkehrstickets, Sportmöglichkeiten sowie Hilfestellung bei der Wohnungssuche kommen bei den Befragten ebenfalls gut an. 

Branche muss mehr über Jobs und Karrierewege informieren

Ein Problem der gesellschaftlichen Wahrnehmung, das die Vorschläge der jungen Befragten zeigen: Nur wenige können sich unter den Jobbezeichnungen und Karrierewegen in der Finanzbranche etwas vorstellen. Unternehmen sollten besser über Berufsfelder, Arbeitsbedingungen und Aufgaben informieren, so eine zentrale Forderung. Eine Möglichkeit sei, Veranstaltungen wie einen Tag der offenen Tür anzubieten oder bei Berufsmessen präsent zu sein. Ein Hindernis ist den Befragten zufolge das Image der Branche. Die Jugendlichen schlagen mehr Offenheit und Transparenz vor, um das konservative, spießige Bild aufzulösen.

„Man sollte jungen Menschen die Inhalte des Jobs nahebringen. Unter Finanzbranche kann sich kaum ein Schüler was vorstellen, das schreckt ab“
Anna, 27

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Wichtig sei zudem, die Vorteile der Berufe in den Vordergrund zu stellen. „Man sollte erklären, dass es nicht nur um Haifisch-Kapitalismus geht, sondern dass man wirklich sinnvolle/nachhaltige Arbeit leisten kann“, so etwa die Forderung der 32-jährigen Studienteilnehmerin Maria. Ob die Branche dafür auf mehr Werbung setzen sollte, etwa in Social Media, sind sich die Umfrageteilnehmer aber nicht einig. So sprechen sich etwa 28 Prozent für eine stärkere Präsenz der Branche auf Kanälen wie Tiktok und Instagram aus, 34 Prozent sind dagegen.

 

Beim Thema Vergütung herrscht wiederum mehr Einigkeit. Zu den genannten Forderungen gehören eine attraktive Vergütung bereits während der Ausbildung, feste Gehälter statt Abhängigkeit von Provisionen sowie gleiche Gehälter für Frauen und Männer. Auch gute Aufstiegschancen sind den Befragten wichtig.

„Man sollte fest Gehälter zahlen und weniger von Provisionen abhängig sein“
Christopher, 29

Unter den Jugendlichen umstritten sind die Vorschläge, für allgemeine Lohnerhöhungen in der Finanzbranche zu sorgen sowie als Hauptanreiz für Finanzjobs auf das Gehalt zu setzen. Auch Boni und Prämien für junge Mitarbeiter stoßen auf ein geteiltes Echo.

Keine Mehrheit für eine Lockerung der Kleidervorschriften

Ein Hebel für die Branche, um mehr junge Menschen für Jobs zu gewinnen, könnten einfache Einstiegsmöglichkeiten sein. Zu den Ideen der Jugendlichen, die auf viel Zustimmung stoßen, gehören einfache Bewerbungsprozesse, Schnuppertage, Schülerpraktika und Ferienjobs anzubieten, auch Quereinsteigern und Bewerbern ohne geradlinigen Lebenslauf eine Chance zu geben und weniger den Fokus auf hohe Abschlüsse zu legen.

Umstritten sind dagegen die Ideen, die Anforderungen an Bewerber insgesamt zu verringern und Ausbildung und Studiengänge zu vereinfachen. Auch für den Vorschlag, die Kleidervorschriften zu lockern und auch Menschen mit gefärbten Haaren, Piercings und Tattoos einzustellen, findet sich keine Mehrheit. Etwa die Hälfte spricht sich für eine Abschaffung der strengen Kleiderordnung aus, ein Drittel ist dagegen.

„Man sollte den Mitarbeitern die Chance zur Mitgestaltung geben“
Stephie, 24

Im Hinblick auf Werte und Arbeitskultur wünschen sich die jungen Befragten, dass ihre Bedürfnisse in der Arbeitswelt ernst genommen und berücksichtigt werden und sie eigene Ideen einbringen können. Dazu gehören auch ein respektvolles Miteinander und gutes Arbeitsklima. Nicht einig sind sich die Befragten zwischen 15 und 35 Jahren dagegen bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit. So stimmen 52 Prozent dem Vorschlag „Man sollte den Finanzsektor dazu verpflichten, mehr zu tun, um seine Auswirkungen auf die Umwelt zu minieren“ zu, ein Viertel spricht sich dagegen aus. Ähnlich gehen die Meinungen bei der Förderung von Diversität und Inklusion auseinander.

Der Arbeitskreis Germany Finance will die Ideen nun mit Berufseinsteigern sowie Vertretern aus Finanzwirtschaft und Politik diskutieren und vertiefen, heißt es. Die Erwartungen der jungen Generation werden die Ausrichtung der Branche ganz wesentlich mitbestimmen, so Sprecher Andreas Glänzel.

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