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Experten-Produktcheck Was kann der neue Nichtrauchertarif der Zurich?

Von Aktualisiert am in Produkt im FokusLesedauer: 5 Minuten
Frederik Borchardt
Frederik Borchardt: Er ist der Experte in Sachen Dread Disease und Grundfähigkeitsversicherung bei DAS INVESTMENT. | Foto: Borchardt Versicherungsmakler / Nadine Rehmann mit Canva

Die irische Tochterfirma der Zurich, die Zurich Life Assurance plc, kündigte kürzlich die Einführung eines neuen Nichtrauchertarifes am deutschen Markt für die Schwere-Krankheiten-Vorsorge an. Die in zwei Tarifvarianten angebotene Dread-Disease-Police heißt bei der Zurich „Eagle Star Krankheits-Schutzbrief“ und „Erweiterter Eagle Star Krankheits-Schutzbrief“. Idee dahinter ist laut des Produktgebers, eine positive Wende beim Rauchverhalten in der Gesellschaft und einen gesünderen Lebensstil zu berücksichtigen.

Erstmals differenzierte Nichtrauchertarife

Die Zurich hatte im Produktportfolio bislang die klassische Einteilung in Raucher und Nichtraucher. Nichtraucher war, wer seit mindestens zwölf Monaten nicht mehr geraucht hat. Neu hinzugekommen ist nun ein zweiter Tarif für Nichtraucher, für Personen, die seit mindestens zehn Jahren rauchfrei leben. Das Rauchverhalten definiert die Zurich dabei so: „Unter Rauchen und/oder Nikotinkonsum, auch wenn nur gelegentlich, verstehen wir“:

a) Rauchen von Zigarette, Zigarillo, Zigarre, Pfeife, Tabak, Shisha oder Wasserpfeife
b) Konsum von E-Zigarette, E-Pfeife, E-Zigarre, Schnupftabak, Kautabak, Nikotinersatzprodukte wie Nikotinpflaster oder Kaugummi.

Verzicht auf Anzeige des Rauchverhaltens ist bereits Standard

Das Versprechen lautet, dass der neue Nichtrauchertarif hinsichtlich der Kostenersparnis ein Novum am deutschen Markt in dieser Sparte ist. Risikofaktoren wie risikoreichere Berufe, der Body-Mass-Index und riskante Hobbys wie Motorradfahren im Straßenverkehr führen nicht zu automatischen Zuschlägen in der Prämienberechnung. Außerdem ist eine Änderung des Rauchverhaltens während der Vertragslaufzeit nicht anzeigepflichtig. 

Dieser Verzicht auf eine Anzeigepflicht wird von einer großen Anzahl der Mitbewerber bereits erfüllt. Die von mir verwendete Vergleichssoftware zeigt an, dass rund 70 Prozent der berücksichtigten Tarife darauf verzichten. Hier wäre eine ausdrückliche Erwähnung in den Versicherungsbedingungen, dass der Versicherungsnehmer Änderungen des Rauchverhaltens nicht mitteilen muss, wünschenswert gewesen. In den AVB der Canada Life etwa findet sich ein ausdrücklicher Hinweis unter der Überschrift „Müssen sie uns eine nachträgliche Erhöhung des Risikos mitteilen?“. Ein solcher Hinweis fehlt bei der Zurich. 

Beispielrechnung der Zurich

Interessant ist vor allem, welche konkreten Beitragsersparnisse mit dem neuen Tarif „Nichtraucher seit mindestens zehn Jahren“ verbunden sind und wie es die anderen Marktteilnehmer mit Rauchern und Nichtrauchern halten. Bemerkenswerterweise führt die Zurich hierfür in ihrer Pressemitteilung ein Beispiel aus der Risikolebensversicherung an. Ein 35-jähriger Nichtraucher habe für 200.000 EUR Todesfallschutz bei einer 30-jährigen Laufzeit bisher 20,94 Euro gezahlt. Zukünftig werde der Beitrag bei 19,68 Euro liegen, so die Beispielrechnung.

Zwar ist eine Dread-Disease-Versicherung immer auch an eine Todesfallleistung gekoppelt. Während diese bei dem„ Erweiterten Krankheits-Schutzbrief“ der Höhe nach frei vereinbart werden kann, beträgt die Todesfallsumme bei dem „Krankheits-Schutzbrief“ aber lediglich 5.000 Euro. Interessanter wären daher Aussagen zur Beitragsersparnis für den neuen Nichtrauchertarif hinsichtlich der Leistung bei schwerer Erkrankung gewesen.

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Beispielrechnung des Experten

Meine eigenen Berechnungen ergeben bei diesen Voraussetzungen: 35 Jahre alt,  200.000 Euro Versicherungssumme bei Eintritt einer schweren Erkrankung, 5.000 Euro Todesfallleistung, 30 Jahre Laufzeit bei Beginn am 1. Januar 2024 einen Jahresbeitrag von rund 160 Euro für Raucher, rund 110 Euro für Nichtraucher (mindestens zwölf Monate) und rund 95 Euro für Nichtraucher (mindestens zehn Jahre), also für den neuen Zurich-Tarif. Das bedeutet, dass Versicherte bei diesem Tarif gegenüber Rauchern 40 Prozent im Beitrag sparen, gegenüber Nichtrauchern, die seit lediglich einem Jahr nicht mehr rauchen, sind es immerhin noch 13 Prozent.

Meine überschlägige Analyse der Marktteilnehmer, bei der ich mir die größten Dread-Disease-Anbieter angeschaut habe, ergibt, dass die Zurich derzeit die einzige Gesellschaft mit einem Raucher- und zwei Nichtrauchertarifen ist. Auf die weitere produktseitige Differenzierung bei Nichtrauchern verzichten andere Anbieter. Insofern liegt hier tatsächlich eine Marktneuerung vor. Durch die zusätzliche Beitragsreduktion wird das Zurich-Angebot natürlich für eine bestimmte Zielgruppe konkurrenzfähiger.

 

Noch höhere Preisdifferenzierung bei der Konkurrenz

Allerdings bieten andere Anbieter, auch ohne Beitragsdifferenzierung in der Nichtraucher-Versichertengruppe, prozentuale Prämienvorteile bei gleichen Parametern der Beispielrechnung an, die teilweise höher sind. Wirklich bessergestellt sind Langzeit-Nichtraucher als nur innerhalb der Zurich.

Bei der Canada Life liegt der Beitragsvorteil für alle Nichtraucher bei 47 Prozent. Ähnlich verhält es sich beim „ErnstfallSchutz“, dem Dread Disease-Tarif der Nürnberger. Die Kostenersparnis gegenüber Rauchern liegt hier, egal ob seit einem Jahr oder seit zehn Jahren Nichtraucher, bei 44 Prozent. Diese Werte beziehen sich natürlich nur auf das genannte Berechnungsbeispiel.

Dass es nochmal ganz anders geht, zeigt die Ideal Versicherung mit ihrem Tarif „Total Protect“. Die Gruppe der Raucher wird in Starkraucher (mehr als 20 Zigaretten pro Tag) und Raucher unterteilt (bis 20 Zigaretten pro Tag). Die Starkraucher zahlen wiederum den doppelten Beitrag gegenüber den Nichtrauchern.

Über den Autor:
Frederik Borchardt ist Versicherungsmakler mit den Schwerpunkten Arbeitskraftabsicherung, Krankenversicherung und Risikoleben. Er ist designierter Nachfolger von Eckhard Borchardt als Inhaber des Unternehmens Borchardt Versicherungsmakler. Neben der langjährigen Tätigkeit im Unternehmen des Vaters führt er seit 2022 eine eigene Makler-Agentur in Frankfurt am Main. 

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