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Mikromobilität Was kommt nach dem Auto?

E-Scooter vor dem Berliner Hauptbahnhof
E-Scooter vor dem Berliner Hauptbahnhof: Bis 2030 könnte der Mikromobilitätsmarkt einen Wert von 500 Milliarden US-Dollar erreichen. | Foto: Imago Images / Jürgen Ritter

Fahrräder, Scooter, Shuttles und Skateboards prägen immer mehr das Bild unserer Städte. Klein, leicht, umweltfreundlich und einfaches Sharing – die Vorherrschaft des Autos als Verkehrsmittel der Wahl wackelt. Willkommen bei der Mikromobilitätsrevolution.

„Der Verkehr ist der größte Verursacher der globalen Erwärmung. Um zumindest an dieser Front etwas zu bewirken, müssen wir den Wandel schneller vorantreiben. Die Frage war immer ‚Wie beschleunigen wir diesen Prozess?‘“, so der Technologieanalyst Horace Dediu, der den Begriff „Mikromobilität“ geprägt hat, in dem von The Economist Intelligence Unit produzierten und von Pictet unterstützten New Foundations Podcast.

Elektroautos sind eine mögliche Lösung, aber eine langsame – bislang machen sie weniger als 3 Prozent der weltweiten Flotte aus.  Länder, die sich der Electric Vehicles Initiative angeschlossen haben, darunter die EU, USA und China, haben sich darauf verständigt, dass 30 Prozent ihrer Straßenfahrzeuge bis 2030 elektrisch sein werden. Dediu zufolge wird es bis Ende des Jahrhunderts dauern, bis eine Durchdringung von 100 Prozent erreicht ist.

„Wir sind auf der Suche nach Lösungen, die wir in einem Menschenleben aber nicht realisieren können. Das funktioniert nicht, wir brauchen schnelle Veränderung“, sagt Dediu. „Und dann gibt es dieses Mikrouniversum, diese kleinen Fahrzeuge, die einfach viel zügiger vorankommen. Das ist wie eine Fruchtfliege gegenüber einem Elefanten: Sie hat eine kürzere Lebensdauer, entwickelt sich aber schneller. Es gibt Produkte, die absorbieren Technologie schnell, entwickeln sich schnell, bekommen riesige Mengen an Energie in Form von Kapital, hochqualifizierten Arbeitskräften und personellen Ressourcen, die den Projekten zugeteilt werden.

In mehr als 100 Städten auf der ganzen Welt gibt es bereits Sharing-Systeme für E-Scooter. Bis 2024 wird die Zahl der E-Scooter in diesen Systemen auf 4,6 Millionen ansteigen – das Sechsfache gegenüber 2019. Das Wachstum erkläre sich dadurch, dass die Mikromobilitätsrevolution sich in die vier großen Ziele der Automobilindustrie einfüge – die vernetzter, autonomer, gemeinschaftlicher und elektrischer werden will, so Dediu.

„Man sieht sehr kleine Scooter, die Motoren sind winzig, die Akkus sind winzig und die zurückgelegten Entfernungen sind winzig, und das ist der eigentliche Punkt, denn 80 Prozent der mit dem Auto gefahrenen Strecken werden besser mit Mikrofahrzeugen zurückgelegt, weil sie wirtschaftlicher und viel effizienter sind“, sagt er.

Forscher des International Transport Forum der OECD haben Modelle entwickelt, wie der Verkehr in Lissabon aussehen würde, wenn private Autofahrten durch verschiedene Formen von gemeinschaftlich genutzten Fahrzeugen ersetzt würden.

„In der Shared-Mobility-Stadt brauchten wir nur 10 Prozent der Fahrzeuge, die es dort aktuell gibt, um den Bürgern dieselbe Mobilität zu bieten“, erklärt Sharon Masterson, die im Forum für das Management der Unternehmenspartnerschaften verantwortlich ist, im New Foundations Podcast. „Es gab keine Staus mehr, die CO2-Emissionen sind um ein Drittel gesunken und es wurde auch kein Parkraum mehr an der Straße benötigt.“

Bis 2030 könnte der Mikromobilitätsmarkt einen Wert von 500 Milliarden US-Dollar erreichen, so die Consultingagentur McKinsey. Der Wandel dürfte durch die Pandemie beschleunigt werden, die gezeigt hat, dass wir etwas gegen die Verschmutzung unternehmen müssen, und viele Großstädte wie Paris oder Seattle dazu veranlasst hat, Straßen für den Autoverkehr zu sperren und mehr Fahrradwege zu bauen. Zudem hat die Pandemie dazu geführt, dass die Menschen sich wieder mehr auf ihre lokale Umgebung konzentrieren – ein Trend, der sich im Konzept der „15-Minuten-Stadt“ widerspiegelt, in der alle wichtigen Einrichtungen und Angebote in diesem Radius für die Bürger erreichbar sind. 

Natürlich wird dafür viel mehr Infrastruktur benötigt, wie Parkplätze und Ladestationen. Außerdem muss es mehr Regulierung und Kontrolle geben – sowohl der Mikromobilitätsunternehmen als auch der Nutzer. Und das Potenzial geht über die physische Infrastruktur hinaus. „Smarte“ Städte und Unternehmen, die auf Mikromobilität setzen, können diese durch Apps, die einen Anreiz zu ihrer Nutzung bieten, erleichtern und fördern.

„Wie wir bei Straßen, Eisenbahnen, Kanälen und auch in der Luftfahrt gesehen haben, ist es in der Regel so, dass die Infrastrukturen den Verkehrsmitteln folgen. Wir hatten keine Flughäfen, bevor es Flugzeuge gab, wir hatten keine Autobahnen, bevor es schnelle Autos gab“, so Dediu. „Das Verkehrsmittel war immer zuerst da. Und wenn dann die Fahrzeuge da sind, mehrere hundert Millionen, dann wird die Infrastruktur folgen, weil klar ist, dass es ohne sie nicht geht.“

Hören Sie mehr über Mikromobilität im „New Foundations” Podcast

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