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Was kostet die Fondswelt? Gut und günstig: Bei diesen Fondspolicen stimmt das Preis-Leistungsverhältnis

Mädchen im Einkaufswagen auf einem Supermarktparkplatz: Ob etwas nur teuer oder zu teuer ist, entscheidet der Kunde
Mädchen im Einkaufswagen auf einem Supermarktparkplatz: Ob etwas nur teuer oder zu teuer ist, entscheidet der Kunde.

„Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt.“ Diese Worte legte einst Oscar Wilde in seiner Gesellschaftskomödie „Lady Windermeres Fächer“ Lord Darlington in den Mund. „Und ein Sentimentalist, mein lieber Darlington, ist ein Mann, der einen absurden Wert in allem sieht und den Marktpreis keines einzigen Dinges kennt“, entgegnet darauf Darlingtons Gesprächspartner Cecil Graham.

Ähnlich zugespitzt gestaltet sich die aktuelle Diskussion zwischen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf der einen und den Vermittlerverbänden Votum und AfW auf der anderen Seite. Anlass war der Entwurf eines „Merkblatts zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten“, den die Bafin Anfang Januar vorgestellt hatte. Darin geht es um die Kosten fondsgebundener Lebensversicherungen.

Vertrieb muss frei von Interessenskonflikten sein

Die Kernthese: Die Produkte sollten dem Kunden nützen, und der Vertrieb muss frei von Interessenskonflikten sein. Um das zu gewährleisten, will die Behörde die Kosten ins Verhältnis zur Gesamtlaufzeit des Vertrags sowie zur erwarteten Rendite setzen. Denn die Versicherer ziehen die Abschlusskosten, die für die gesamte Vertragslaufzeit berechnet wurden, innerhalb der ersten fünf Jahre ab. Beendet der Kunde seinen Vertrag vorzeitig, macht er einen Verlust. Dem will die Bafin nun vorbeugen, indem die Versicherer „die Kosten der Vertriebsvergütung im Zeitverlauf genau prüfen“ sollen.

Nach Ansicht der Vermittlerverbände ist diese Sichtweise zu einseitig. Alles drehe sich nur um Kosten und die Rendite, andere Faktoren wie Nachhaltigkeit, Beratungsumfang oder digitale Angebote ließe die Bafin hingegen außer Acht, moniert Votum-Vorstand Martin Klein. Die Bafin solle sich an die Vorgaben der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa zur Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses von fondsgebundenen Lebensversicherungen halten, schlägt Klein vor. Diese betrachte die Vermittlungsvergütung als nur einen von mehreren Aspekten.

Überdies greife die Aufsichtsbehörde mit ihrer Kostenkritik in die Preisgestaltung der Versicherer ein, legt der AfW-Vorstand Norman Wirth nach. Dabei wende sie sich gegen die Position der Bundesregierung, die laut Koalitionsvertrag allgemeine Eingriffe in die Vertriebsvergütung ablehne.

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Das Thema Kosten treibt die Bafin bereits seit längerer Zeit um. Anfang vergangenen Jahres veröffentlichte sie einen Artikel mit dem Titel „Wenn Lebensversicherungen zu viel kosten“. Es folgte eine erbitterte Diskussion um einen sogenannten Provisionsrichtwert, von dem die Finanzaufsicht jedoch letztendlich, vermutlich unter dem Druck vonseiten der Vermittlerverbände, Ende 2022 abrückte.

Kosten Lebensversicherungen zu viel?

Doch kosten Lebensversicherungen tatsächlich zu viel? „Das kann man pauschal nicht beurteilen“, erklärt Hermann Weinmann, Versicherungsprofessor an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen. Es hänge davon ab, wie das Kostengerüst aufgebaut sei. „Ob eine Fondspolice nur teuer oder doch zu teuer ist, entscheidet der Kunde“, so Weinmann. Er sollte die Kostenbelastung verstehen und einordnen können. Deshalb zieht der Experte absolute Euro-Beträge Prozentangaben vor. „2.000 Euro erschließen sich jedem, 2 Prozent sind zunächst nur ein abstrakter Wert“, sagt er.

 

 

Im Vergleich zu einem reinen Fondsdepot entfallen bei Fondspolicen zudem einige Kosten. Denn fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen verbinden die Vorteile einer Rentenversicherung mit den Renditechancen am Kapitalmarkt. Die Kunden zahlen entweder monatliche Beiträge oder einen Einmalbetrag, welche bei Fondsgesellschaften angelegt werden. Dabei können Kunden das Fondsportfolio aus den vom Versicherer angebotenen Fonds gemäß ihren Wünschen, ihrem Anlagehorizont und ihrer Risikobereitschaft selbst zusammenstellen oder ein gemanagtes Konzept wählen. Im Gegensatz zu einem Fondsdepot, in dem bei jedem Fondstausch sofort Steuern auf Gewinne oder Dividenden sowie der Ausgabeaufschlag fällig werden, erzeugen Umschichtungen bei der Fondsrente keine zusätzlichen Kosten.

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