Fundamentaldaten zählen Was niedrigvolatile Anlagen interessant macht

Auf Zehnjahressicht waren niedrigvolatile Aktien sehr ertragreich. In den vergangenen drei Jahren fielen sie aber hinter kapitalisierungsgewichtete Indizes zurück, und beim coronabedingten Ausverkauf Anfang 2020 boten sie auch nicht den erhofften Schutz vor Verlusten. Investoren fragten sich, ob der Volatilitätsfaktor noch funktioniert.
Niedrige Volatilität und Marktzyklen
Die Mindererträge von Low-Volatility-Strategien seit März 2020 könnten grundsätzliche Zweifel am Konzept wecken. Ist es trotz seiner großen Beliebtheit fehlerhaft? Eine langfristige Analyse zeigt, dass risikoreichere Titel zu Beginn eines neuen Marktzyklus meist vorn lagen. Im Aufschwung fielen niedrigvolatile Aktien meist hinter den Markt zurück und verzeichneten oft erhebliche Mindererträge gegenüber volatileren Papieren. Zuletzt waren die Mindererträge sogar deutlich niedriger als Anfang 2009, nach dem Ende der internationalen Finanzkrise. Im weiteren Verlauf des Marktzyklus lagen niedrigvolatile Aktien dann wieder vorn.
Unsere Studie „Factor Dynamics Through the Cycle“ aus dem Februar 2021 erklärt die Faktorentwicklung in den vier klassischen Zyklusphasen: Aufschwung, Expansion, Abschwung, Rezession. Die Studie zeigt, dass zu Beginn eines Zyklus Titel mit hohem Beta sowie Small Caps meist vorn liegen. Faktoren wie Rentabilität und niedrige Volatilität werden erst später wichtig. Nach unserer Analyse von US-Marktzyklen seit 1989 sind Mehrerträge niedrigvolatiler Aktien zu Beginn eines Marktzyklus unwahrscheinlich.
Grafik 1 vergleicht die Erträge bei steigenden Märkten (also in der Frühphase des Zyklus) mit denen bei fallenden Märkten (der Spätphase) seit 1991, geordnet nach dem Ertrag. In allen Baissen (oberer Teil der Grafik) hielten sich niedrigvolatile Aktien überdurchschnittlich gut. In Haussen (unterer Teil) lagen volatilere Papiere meist vorn, manchmal sogar deutlich.
Ganz unten zeigt die Grafik den jüngsten Aufschwung (ab April 2020): Volatilere Titel erzielten hier erheblichen Mehrertrag gegenüber niedrigvolatilen. Die Grafik verdeutlicht, was Anleger von niedrigvolatilen Strategien erwarten können – zu Beginn eines Marktzyklus und an seinem Ende. Man sollte dabei nicht vergessen, dass Haussen viele Jahre dauern können, während Baissen oft kurz und heftig sind. Die Haussen in unserer Grafik dauerten im Schnitt 40 Monate, die Baissen aber nur 14.
Grafik 1: Mehrertrag niedrigvolatiler ggü. volatilen Aktien in Haussen und Baissen des MSCI ACWI
Was passierte im Februar und März 2020?
In Ausverkaufsphasen haben sich risikoärmere Aktien in den vergangen 30 Jahren meist besser gehalten als riskantere Papiere, da die Investoren Risiken meiden wollten. Das zeigt auch Grafik 2, die die sechs größten Verlustphasen seit Januar 1990 zusammenfasst. Mit niedrigvolatilen Aktien kann man sein Kapital bei einem Ausverkauf meist schützen, doch können überraschende Ereignisse den Schutz bisweilen mindern – weil Investoren bei einem Schock Aktien meist generell verkaufen, unabhängig von ihrem Risikoprofil.