LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 8 Minuten

Was nun, Euroland?

Seite 2 / 4


Lockere EZB-Geldpolitik mit Segen der Bundesbank
 
Sicherlich werden diese Maßnahmen nicht allein zu einer Gesundung der offenen Wunden der Eurozone führen. Die EZB wird weiter massiv eingreifen müssen. Die Renditen der angeschlagenen Länder wird sie nicht unbegrenzt steigen lassen können. Neben einer fortschreitenden Unterstützung der euroländischen Banken wird sie dazu, wenn nötig, auch direkt an den Staatsanleihemärkten eingreifen.
 
Indirekte Unterstützung erhält die EZB von der Deutschen Bundesbank, die ihre stabilitätspolitische Grundhaltung überraschend einschränkte, in dem sie vorübergehend höheren Inflationsraten - die auch Folge einer üppigen Zentralbankpolitik sind - nicht widerspricht.

Der Zwist zwischen EZB und Deutscher Bundesbank über den richtigen geldpolitischen Weg dürfte damit zukünftig abebben. Die EZB kann sich jetzt ohne größeren Widerstand der Konjunktur- und Finanzmarktstabilisierung widmen.
 
Vor dem Hintergrund dieses Maßnahmenpakets insgesamt sind die Aussichten für einen erfolgreichen Neustart des deutsch-französischen Motors grundsätzlich positiv. Beide Seiten können ihr Gesicht wahren, die Zusammenarbeit verläuft harmonischer und - nicht zuletzt - wird die Zustimmung der nationalen Bevölkerungen zu Euro und Europäischer Union, die zuletzt arg gelitten hat, verbessert.
 
Die Funktionsfähigkeit eines deutsch-französischen Bündnisses spiegelt sich auch in dem Renditeaufschlag 2-jähriger französischer zu deutschen Staatsanleihen wider, der sich nach einer anfänglichen Ausweitung bis zur französischen Präsidentschaftswahl anschließend im Trend wieder zurückbildete. Und trotz Abschwächung hält sich der Euro gegenüber dem US-Dollar immer noch stabil.
 
Die Causa Griechenland angehen
 
Eine dringende Bringschuld des deutsch-französischen Duos ist die Lösung der griechischen Frage. Aufgrund der wirtschaftlichen und jetzt auch noch politischen Hindernisse ist die Sanierung Griechenlands in der Eurozone nicht zu schaffen.
 
An der weiter schrumpfenden griechischen Geldmenge erkennt man im Übrigen mühelos die fortgesetzte Kapitalflucht griechischer Anleger, die fraglos unterstreicht, dass sie kein Vertrauen mehr in die Wirtschaft und die Politik des Landes haben. Wer, wenn nicht sie, sollte die Situation besser beurteilen können.
 
Ohnehin haben die griechischen Sparbeteuerungen aus der Vergangenheit nach der Wahl keine große Bedeutung mehr. Denn die Gefahr einer neuen Regierung, die sich nicht mehr an die gegebenen Sparversprechen ihrer Vorgänger hält, ist groß.

Und wird nicht mehr gespart, so rückt auch die Auszahlung zukünftiger Hilfskredite in weite Ferne, was die Finanzmärkte wieder in Unruhe versetzt. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist damit eine logische Maßnahme. An den Finanzmärkten geht man mittlerweile mehrheitlich von einem Austritt aus.
 
Dieser Austritt sollte schnellstmöglich und kontrolliert durchgeführt werden, um dem Land eine wettbewerbsgestärkte Wachstumsperspektive über Abwertung zu verschaffen.

Ab Juni, wenn die Kernkapitalquoten der Euro-Geschäftsbanken auf neun Prozent angehoben sind - zuletzt hatte die Commerzbank in ihrem Quartalsbericht sogar eine Quote von gut 11 Prozent bestätigt - und die Abschreckung eines vergrößerten Rettungsschirm mit Unterstützung der EZB zur Verfügung steht, kann das Austrittsprocedere beginnen.

Schwerwiegenden Turbulenzen an den Finanzmärkten kann man so entgegentreten. Diese würden den griechischen Austritt sogar als positiven Befreiungsschlag werten. Zu diesem Schluss kommt auch die Rating-Agentur Fitch.
 
Tipps der Redaktion