Umfrage unter Kunden Was Versicherte in Sachen Nachhaltigkeit erwarten
Nachhaltigkeit ist schon längst kein Nischenthema mehr: Acht von zehn Verbrauchern wissen inzwischen, was Nachhaltigkeit bedeutet und über 70 Prozent erwarten auch von Versicherern, dass diese mit ihren Produkten nachhaltiges Verhalten fördern sollten. Das zeigt das aktuelle Stimmungsbarometer des europäischen Management- und Technologieberatungshauses Bearing Point. Das von ihr beauftragte Marktforschungsinstitut Yougov führte Mitte Juni eine Online-Umfrage durch, an der insgesamt mehr als 3.000 Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren.
Rendite nach wie vor wichtiger als Nachhaltigkeit
Dass Versicherungsunternehmen eine wichtige Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeit spielen, ist bei der großen Mehrheit der Verbraucher angekommen: Für 71 Prozent der Deutschen, 80 Prozent der Österreicher und 81 Prozent der Schweizer sollten Versicherungen mit ihren Produkten nachhaltiges Verhalten fördern. Vielen Menschen ist sehr wichtig, wie die Versicherer Nachhaltigkeit genau umsetzen. Besonders wichtig ist den Verbrauchern das Unterthema Umweltschutz. Gefragt nach den für sie wichtigsten Themen stehen Investitionen in Umweltschutz und in nachhaltige Projekte ganz oben auf der Liste. Auch Ehrlichkeit und Transparenz spielen für die Verbraucher eine sehr große Rolle.
„Die große Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher erwartet von Versicherungen, dass sie ihrer Verantwortung für Nachhaltigkeit gerecht werden und stärker Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Produkten verankern“, kommentiert Giso Hutschenreiter. Der Partner und Versicherungsexperte bei Bearing Point schränkt aber ein: „Kunden wollen genau wissen, wie Nachhaltigkeit in die Prämienkalkulation einfließt und erwarten große Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Produktgestaltung. Nachhaltigkeit ist aus Kundensicht kein Freifahrtschein, einfach die Preise erhöhen zu können. Zudem sticht die Rendite bei allen Altersgruppen nach wie vor das Thema Nachhaltigkeit.“
46 Prozent der Deutschen, 58 Prozent der Österreicher und 53 Prozent der Schweizer glauben, dass Produkte mit nachhaltiger Ausrichtung bereits grundsätzlich im Markt angeboten werden. Für jeden dritten Deutschen (34 Prozent) würde inzwischen das Angebot nachhaltiger Produkte die Versicherungswahl beeinflussen, während 48 Prozent dies verneinen. Anders sieht es nach Angaben der Studienautoren hingegen in Österreich und in der Schweiz aus. Für 47 Prozent der Österreicher und 46 Prozent der Schweizer spielt das Angebot nachhaltiger Produkte demnach nämlcih eine Rolle für die Wahl der Versicherung.
Hallo, Herr Kaiser!
In Sachen Geld scheint für viele Versicherungskunden der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit mit einer geringeren Rendite aufzuhören. So geben 53 Prozent der Deutschen, 49 Prozent der Österreicher und 47 Prozent der Schweizer an, kein Versicherungsprodukt kaufen zu wollen, das aufgrund seiner nachhaltigen Ausrichtung womöglich eine niedrigere Rendite verspricht. Auf der anderen Seite wollen die befragten Kunden in allen drei untersuchten Ländern aber sehr wohl detailliert wissen, wie die Anbieter von Versicherungen nachhaltiges Handeln im jeweiligen Preis ihrer Policen berücksichtigen.
53 Prozent der Deutschen, 60 Prozent der Österreicher und 62 Prozent der Schweizer befürworten, dass Versicherungen bei der Prämienkalkulation nachhaltiges Verhalten der Kunden berücksichtigen. In allen drei Ländern wollen aber 40 Prozent genau wissen, wie Versicherungen hierbei vorgehen und haben klare Vorstellungen. Am wichtigsten sind ihnen ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, Transparenz, Gerechtigkeit und nachvollziehbare Bewertungssysteme. Eine preisliche Bestrafung weniger nachhaltigen Verhaltens sei nicht Aufgabe einer Versicherung sagen in Deutschland 31 Prozent, in Österreich 30 Prozent und in der Schweiz 24 Prozent.
Der Staat soll nachhaltige Produkte definieren
Für 35 Prozent der Deutschen, 38 Prozent der Österreicher und 33 Prozent der Schweizer ist es Aufgabe staatlicher Regulierung zu definieren, was ein nachhaltiges Produkt ist und was nicht. Dies solle über Markstandards festgelegt werden, finden dagegen rund 20 Prozent der Befragten in allen drei Ländern. Unternehmen sollten dies in Selbstverpflichtung entscheiden können, finden 10 Prozent der Deutschen, 14 Prozent der Österreicher und 11 Prozent der Schweizer. Generell gegen Vorgaben zur Einstufung nachhaltiger Produkte sprechen sich etwa jeder siebte Deutsche, jeder neunte Österreicher und jeder sechste Schweizer aus.