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Wie sich junge Menschen eine Aktienrente aufbauen
Am 27. September 2024 debattierte der Deutsche Bundestag in erster Lesung über die Aktienrente. Es bleibt abzuwarten, ob von den ursprünglichen Plänen überhaupt noch etwas zu erkennen ist, wenn die Parteien eine Einigung über das „Rentenniveaustabilisierungs- und Generationenkapitalgesetz“ finden. Zudem stellt sich die Frage des Zeitpunktes über eine entsprechende Gesetzesverabschiedung, nachdem der Bundesregierung ihr ursprünglicher Finanzminister abhandengekommen ist und für den 23. Februar 2025 Neuwahlen angekündigt wurden.
Der grundsätzliche Ansporn, Gelder zur Altersvorsorge am Kapitalmarkt und insbesondere in Aktien anzulegen, da der bisherige Generationenvertrag längst nicht mehr aufgeht und dies wohl nie wieder der Fall sein wird, ist vollkommen berechtigt. Die frühere Alterspyramide der deutschen Bevölkerung ist mittlerweile völlig aus der Form geraten, denn zu wenige junge Erwerbstätige zahlen in die Rentenkasse ein, um damit ältere, verrentete Menschen zu versorgen. Dies ist jedoch keine neue Erkenntnis, sondern bahnte sich bereits über einen langen Zeitraum an. Zudem mangelt es an umsetzbaren und mehrheitsfähigen Maßnahmen, um diesen Trend bzw. die Folgen für die gesetzliche Altersvorsorge und letztendlich die Bevölkerung zu brechen.
Junge Menschen müssen eigenverantwortlich Vermögen aufbauen
Für junge Menschen bietet sich daher nur die Alternative, eigenverantwortlich für das Alter vorzusorgen, ohne sich in unsichere politische und gesellschaftliche Abhängigkeiten zu begeben. Genau an diesem Punkt angekommen, führt kaum ein Weg des langfristigen Kapitalaufbaus an Aktienanlagen vorbei. Hierzu eigenen sich insbesondere Fondssparpläne, bei denen regelmäßig kleine Anlagebeträge angesammelt und somit zu einem Vermögen aufgehäuft werden.
Beispielsweise wird eine monatliche Ansparleistung von 100 Euro über einen Zeitraum von 25 Jahren fortgeführt. Zudem wird unterstellt, dass der oder die Fonds im Durchschnitt eine Rendite von fünf Prozent vor Steuern erzielt. Am Ende des Ansparzeitraums wurden in diesem Beispiel insgesamt 30.000 Euro aus eigener Kraft angelegt, welche einen Mehrwert von zusätzlichen 28.823,65 Euro erwirtschaftet haben. In Summe stehen dem Anleger – ohne Berücksichtigung von Steuern – am Ende der Ansparphase 58.823,65 Euro zur Verfügung. Die angesparten Beträge haben sich nahezu verdoppelt.
Mut und Konstanz zeichnen sich langfristig aus
In diesem Beispiel ist es nicht entscheidend, dass der Fonds eine gleichbleibend konstante Rendite von fünf Prozent jährlich erzielt. Es kommt vielmehr darauf an, die angenommene Sparleistung von 100 Euro monatlich in guten und schlechten Börsenphasen fortzuführen und somit einen geglätteten durchschnittlichen Erwerbskurs über die gesamte Ansparphase zu erwirken.
In negativen Kapitalmarktphasen werden zum identischen Gegenwert mehr Anteile des Fonds erworben, als zu höheren Bewertungskursen. Daher ist es entscheidend, nicht immer die gleiche Anzahl an Anteilen zu kaufen, sondern den ratierlichen Sparbetrag unbeirrt beizubehalten. Die somit entstehende Glättung des durchschnittlichen Einstandskurses nennt sich Cost Average Effekt und trägt maßgeblich zum Gesamterfolg des Vermögensaufbaus bei.
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Durchschnittsrendite des globalen Aktienmarktes deutlich über fünf Prozent
Genau das ist auch der Grund, weshalb Anleger derartiger Fondssparpläne bei langen Laufzeiten keine Angst vor Aktien haben müssen. Typischerweise sparen deutsche Anleger ihre Vermögenswerte eher konservativ auf Spar- oder Tagesgeldkonten an. Die letzten Jahre mit deutlich erhöhten Inflationsraten haben eindrucksvoll verdeutlicht, dass dies einem realen Wertverzehr entspricht. Wer sein Geld jedoch chancenreicher anlegen bzw. ansparen möchte, kann dies mittels Aktienfonds machen.
Zur Einordnung der unterstellten Fondsrendite in Höhe von fünf Prozent kann angeführt werden, dass der globale Aktienmarkt in den vergangenen 25 Jahren eine durchschnittliche Wertentwicklung von etwa sechs Prozent jährlich erzielte. Die deutlich höhere Schwankungsintensität in Folge des größeren Investitionsrisikos kann bei langfristigen und insbesondere ratierlichen Anlagen aufgrund des Cost Average Effektes vernachlässigt werden, soweit zwischenzeitlich kein Bedarf besteht, das Kapital zu verfügen. Auch in den letzten 25 Jahren kam es zu zahlreichen Krisen an den Kapitalmärkten, welche im Kontext des Gesamtzeitraums jedoch zu vernachlässigen sind.
Aktienrente eigenverantwortlich und langfristig aufbauen
Wichtig ist es also, beim Vermögensaufbau, mittels eines Fondssparplans, mutig zu beginnen, mutig zu bleiben und sich von Krisen nicht beirren zu lassen. Zudem ist es entscheidend, einen Sparbetrag zu wählen, der möglichst langfristig zur Verfügung steht und dauerhaft zum Fondserwerb genutzt werden kann.
Die wenigsten Menschen werden vermögend geboren, daher ist es entscheidend, möglichst früh mit dem Vermögensaufbau zu beginnen und Chancen der Märkte zu nutzen. Da der Staat diese Aufgabe niemandem abnehmen wird, ist Eigeninitiative und gegebenenfalls auch geeignete Beratung gefragt, um sich eine eigene Aktienrente aufzubauen.
Über den Autor:
Andreas Schyra ist Vorstandsmitglied beim Vermögensverwalter PVV und Dozent an der FOM Hochschule in Essen.