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Aktualisiert am 31.03.2017 - 13:43 Uhrin MegatrendsLesedauer: 5 Minuten
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Wasserkrise in der Stadt Flint Weckruf für besseres Management der Wasserinfrastruktur

Extreme Wetterereignisse wie Überflutungen und schwere Dürren haben das Wasserthema in den letzten Jahren verstärkt in den Blickpunkt gerückt. Die Möglichkeit einer weltweiten Wasserknappheit wurde auf dem Weltwirtschaftsforum 2015 in Davos als eines der globalen Top-Risiken genannt. Auch Papst Franziskus hat das Thema in seine erste Enzyklika aufgenommen, in der der Pontifex die Regierungen aufrief, mehr für den Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser zu tun. Und doch hat keines dieser Ereignisse eine solche breite Medienaufmerksamkeit ausgelöst wie der Wasserverschmutzungsskandal in der amerikanischen Stadt Flint, einer Stadt von gerade einmal 100.000 Einwohnern im US-Bundesstaat Michigan.

Die Flint-Krise hat der Bevölkerung unzweifelhaft vor Augen geführt, in welch prekärem Zustand viele Wasserversorgungssysteme in den USA sind, und dass die Bürger die Macht und die Aufgabe haben, an diesem Zustand etwas zu ändern. Der Skandal hat außerdem aufgedeckt, dass die Koordination verschiedener Behörden, die alle mit der Sicherstellung der Wasserversorgung für die Bevölkerung betraut sind, gescheitert ist. Dieser Eindruck wird von Vertretern der Wasserindustrie, Akademikern und Beratern bestätigt, die bei Pictet Asset Management den Fondsbeirat (Advisory Board) des Pictet-Water-Fonds bilden.

Das Trinkwasser in Flint wurde mit Blei verseucht, nachdem die Stadtverwaltung die Wasserquelle zur Kostensenkung von der Versorgung aus Detroit in den lokalen Fluss verlegte. Das Flusswasser löste die innere Schutzbeschichtung der Wasserrohre, wodurch das Trinkwasser mit Blei verseucht und die Bewohner vergiftet wurden. Selbst 13 Monate nachdem das Problem erstmals erkannt wurde, ist es noch immer gefährlich, das Leitungswasser in Flint zu trinken.

Bürger übernehmen Verantwortung für Wasser

Die Trockenheit in Kalifornien und die Krise in Flint haben einen guten Dienst geleistet, damit die Bevölkerung sich ihrer Bedeutung bewusst wird, die sie für die Reduzierung des Wasserverbrauchs und die Sicherstellung einer ausreichenden Wasserqualität haben. Anstatt sich auf die Regierung zu verlassen, stellen die Menschen zunehmend fest, dass die selbst die Ärmel hochkrempeln und ihre Rechte einfordern müssen.

Bürgerbeteiligung kann man bereits in koordinierten Maßnahmen gegen Trockenheitsfolgen, in sinkenden Verbrauchswerten sowie einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Kommunen in Wasserfragen erkennen. „Dies geschieht in einer kritischen Zeit, da die Bürger beginnen zu verstehen, dass Wasser nicht nur eine kritische Größe für die öffentliche Gesundheit ist, sondern auch immense Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben kann“, sagt einer der Teilnehmer des jüngsten Fondsbeirats-Meetings. Advisory-Board-Mitglieder bestätigen, dass dies Teil eines weltweiten Trends ist. Die Verantwortung für das Wohlergehen einer Gesellschaft verlagert sich zunehmend von der Regierungs- auf die Bürgerebene, da letztere dies einfordern und sich stärker engagieren.

Wenn sich die Bürger nicht länger auf ihre finanziell klammen Regierungen verlassen können, fühlen sie sich zunehmend unter Druck, ihre persönliche Verantwortung in Bereichen wie Gesundheit und Altersvorsorge ernster zu nehmen. Die Liste erstreckt sich auch auf Trinkwasser, wie ein Beiratsmitglied anmerkt. In der Zukunft könnten verschiedene Wasserqualitäten für verschiedene Verwendungsbereiche angeboten werden, und es wird dem Bürger überlassen, für welche Wasserqualität er sich entscheidet. Dieses „fit-for-purpose“ Konzept (Anpassung auf den Verwendungszweck) bedeutet, dass die Regierung den Zugang zu Wasserquellen sicherstellt, es aber an der Kommune oder dem individuellen Haushalt liegt, die Wasserqualität entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse zu steuern und zu erzeugen – ob es Wasser zum Kochen, zum Autowaschen, zum Wässern des Rasens oder zur Toilettenspülung ist.