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Überschwemmungen und Dürren „Es ist höchste Zeit, die Wasserkrise als solche zu benennen“

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Diese müssen sich jedoch noch stärker an den Ressourcenverfügbarkeiten vor Ort orientieren und darauf abzielen, die lokalen Wasserressourcen zu schützen. Die Zielsetzungen sollten zusammenhängend, also kontextbasiert sein, sogenannte Contextual Water Targets, und über reine Output-orientierte Einsparungsmaßnahmen hinausgehen. Einige Unternehmen verfügen bereits über ein integratives Wassermanagement und setzen sich kontextualisierte Wasser-bezogene Ziele. Hier nähert man sich dem „wahren“ Wert von Wasser zumindest in der Theorie an.

Höherer Preis, mehr Investitionen

Der Investitionsbedarf in die natürliche Wasserinfrastruktur ist groß. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern der private Sektor – sowohl Unternehmen im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit als auch Investoren – bereit ist und die nötigen Kapazitäten aufbringt, um sich auf lokaler Ebene zu engagieren. Beispielsweise beim Schutz von Wald- und Feuchtgebieten oder der Renaturierung von Flussläufen. Denn ein integratives Wassermanagement ist eine Multi-Stakeholder-Aufgabe und erfordert die Kooperation mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen vor Ort.

 

 

 

Die zum Teil schlechte Datenverfügbarkeit zu den hydrologischen Verhältnissen, insbesondere auch zu Grundwasserressourcen, sowie eine verlässliche Kostenrechnung für Investitionen in natürliche Wasserschutzprojekte, sogenannte Nature Based Solutions, sind derzeit eine der Barrieren für die Umsetzung konkreter Projekte. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Da könnte es für Unternehmen einfacher erscheinen, den eigenen Wasserfußabdruck über Zertifikate auszugleichen, ähnlich wie beim Carbon Offsetting, bei dem die errechneten CO2-Emissionen durch Klimaprojekte ausgeglichen werden. Darüber hinaus sollte auch nicht das Potenzial unterschätzt werden, das in einem kreislaufgeführten Wassermanagement liegt. Eine Unternehmensvertreterin meinte dazu, dass es für sie keine grundsätzliche Hürde sei, den Wasserverbrauch nicht auch drastisch zu reduzieren – abgesehen natürlich vom derzeitigen geringen Preis für Wasser.

Was bleibt?

Die World Water Week 2022 in Stockholm hat die vielfältigen Herausforderungen rund um das Thema Wasser einmal mehr deutlich gemacht. Als wichtiger nächster Schritt wird ein umfassendes Abkommen zum Schutz der weltweiten Wasserressourcen – vergleichbar mit dem Übereinkommen von Paris 2015 – gewertet, um den bestehenden freiwilligen Verpflichtungen, wie den SDGs, mehr Ausdruck zu verleihen. Es bleibt abzuwarten, ob die UN Wasserkonferenz 2023 in New York hier neue Impulse setzen kann. Die Erwartungen sind, angesichts der sich verschärfenden Situation, hoch.

Über den Autor:

Manuel Voßwinkel ist Senior-Analyst für Nachhaltigkeit bei der Ökoworld.

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