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Energiewende Bereit machen für den Wasserstoff-Boost

Wasserstoffbetriebener Mülllaster
Wasserstoffbetriebener Mülllaster: Grüner Wasserstoff kann eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Schwerlastverkehr spielen. | Foto: Imago Images / Jochen Tack

Mithilfe erneuerbarer Energien hergestellter grüner Wasserstoff ist eine vielversprechende Alternative zu fossilen Brennstoffen – und die Politik treibt die Entwicklung voran:

  • Die Landesregierung von Schleswig-Holstein und die Stadt Hamburg haben beschlossen, die Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen.
  • Saudi-Arabien und China haben ein Memorandum of Understanding im Bereich sauberer Wasserstoff unterzeichnet.
  • Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr wird saarländische Busunternehmen mit rund 16,6 Millionen Euro bei der Umrüstung auf saubere Antriebe und einem Wasserstoff-Forschungsprojekt unterstützen.
  • Durch die Einführung von Technologien zur Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff in einigen Mitgliedstaaten betont Europa sein gemeinsames Interesse an dem Energieträger.
  • In den USA soll ein 4 Milliarden US-Dollar teures Kraftwerk Wasserstoff einen Schub verleihen. Es wird die größte Anlage in den Vereinigten Staaten zur Produktion von Wasserstoff mittels Wind- und Sonnenenergie.

Grüner Wasserstoff als Schlüssel zur Energiewende

Thibaut Clisson, BNP Paribas AM

Grüner Wasserstoff wird nach unseren Erwartungen eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen: Das Element kann neben kohlenstoffintensiven Prozessen wie der Stahlherstellung, der Ammoniakproduktion und der Entschwefelung von Öl auch den Langstreckentransport nachhaltig machen. Es wird Ländern ermöglichen, ihre Abhängigkeit von Erdgas zu verringern und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Wasserstoff könnte schließlich 10 bis 30 Prozent der weltweiten Energieversorgung ausmachen.

Derzeit macht grauer Wasserstoff den größten Teil der Wasserstoffproduktion aus. Dieser wird mithilfe von Gas oder Kohle durch Dampf-Methan-Reformierung (Steam Methane Reforming, SMR) hergestellt. Gleiches gilt für blauen Wasserstoff, wobei hier das anfallende CO2 abgeschieden und dauerhaft unterirdisch gespeichert wird. Grüner Wasserstoff hingegen wird durch die Elektrolyse von Wasser mit ausschließlich oder fast ausschließlich erneuerbarer Energie hergestellt. Dabei fallen nahezu keine Treibhausgasemissionen an.

In den vergangenen Jahren hat grüner Wasserstoff dank der starken politischen Unterstützung, insbesondere in den USA durch den Inflation Reduction Act (IRA) und in Europa durch den RePowerEU-Plan, einen spektakulären Aufschwung erlebt. Länder wie Spanien, Frankreich, Deutschland und Portugal haben Milliarden von Euro für die Entwicklung bereitgestellt.

Regulatorische Unterstützung – insbesondere in den USA und Europa

Laut dem Research-Unternehmen BloombergNEF haben sich Regierungen in aller Welt verpflichtet, insgesamt 126 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von Wasserstoff zu investieren. Die Vereinigten Staaten und Europa sind die Vorreiter. Indien und China haben ebenfalls wasserstoffspezifische Strategien veröffentlicht, ihre Verpflichtungen aber sind noch bescheiden. Mehr als 30 Länder verfügen inzwischen über offizielle Wasserstoffstrategien. Im laufenden Jahr werden weitere Ankündigungen erwartet.

Kurzfristig bietet der US-amerikanische IRA unserer Meinung nach mehr Potenzial als RePowerEU. Er umfasst Steuergutschriften für Projekte mit geringen Kohlendioxidemissionen. Das US-Infrastrukturgesetz 2021 sieht Finanzmittel in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar für wasserstoffbezogene Projekte vor. Dies führte 2022 zu einem kräftigen Wachstum der entsprechenden Investitionen.

 

Europa hat mit der Förderung früher begonnen, muss aber bei einigen Projekten Verzögerungen hinnehmen. Die Region strebt eine Verdoppelung der verfügbaren Menge an grünem Wasserstoff bis 2030 an. Das Ziel besteht darin, die im Strategiepapier aus dem Jahr 2020 vorgesehenen 10 Millionen Tonnen, die auf dem Kontinent produziert werden, durch eine entsprechende Menge an Importen zu ergänzen. Zur Unterstützung der Wasserstoffentwicklung ist die Einrichtung einer Europäischen Wasserstoffbank mit einem Volumen von 3 Milliarden Euro geplant. Die wichtigsten Triebkräfte für das künftige Wachstum in Europa sind die hohen Kohlenstoffpreise im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems, die erwartete regulatorische Unterstützung sowie die hohen Preise für fossile Brennstoffe. Längerfristig dürfte Europa ein Schlüsselmarkt für grünen Wasserstoff sein.

Grün ist die Farbe der Zukunft

Bei der Projektentwicklung liegt grüner Wasserstoff deutlich vor den anderen Formen: Er macht 67 Prozent der geplanten Kapazität aus: Bei den restlichen 33 Prozent handelt es sich um blauen Wasserstoff.

Grüner Wasserstoff kann bereits bei den aktuellen Gaspreisen in Europa gegenüber blauem Wasserstoff wettbewerbsfähig sein. Während die Kosten für die grüne Variante noch weiter sinken können, leidet das blaue Pendant unter den hohen Gaspreisen und löst das Problem der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen nicht. Es verbraucht bei der Produktion doppelt so viel Wasser wie grüner Wasserstoff und setzt doppelt so viel Kohlenstoff frei.

Die Investitionen in grünen Wasserstoff haben sich 2022 auf 1,2 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifacht. Es ist der am schnellsten wachsende Sektor der Energiewende, aber auch der kleinste. Schätzungen zufolge sind Investitionen in Elektrolyseure in Höhe von 88 Milliarden US-Dollar nötig, um den künftigen Bedarf zu decken, so die International Renewable Energy Agency (IRENA).

Nachfrage muss mit dem Angebot schritthalten

Das Potenzial für die Nutzung von grünem Wasserstoff scheint beträchtlich zu sein. Die Stahlhersteller in der EU haben zum Beispiel ehrgeizige Pläne. In der Ammoniak-, Ölraffinerie- und Methanolproduktion dürfte die Einführung von grünem Wasserstoff zu einer erheblichen Verringerung der Treibhausgasemissionen führen. Im Fernverkehr stellt er angesichts der Größe und der Kosten von Batterien einen aussichtsreicheren Ansatz zur Dekarbonisierung dar als die Elektrifizierung.

Trotz des hohen Anstiegs der Investitionen, der Kapazitätsentwicklung und der Projektpipelines kam es 2022 insbesondere in Europa zu Verzögerungen, Verschiebungen und sinkenden Ambitionen. Dies war zum Teil auf die regulatorische Unsicherheit zurückzuführen, aber auch auf die erweiterte Produktionskapazität für Elektrolyseure, die die Nachfrage überstieg. Bevor weitere Kapazitäten geschaffen werden können, sind größere Verpflichtungen auf der Nachfrageseite nötig.

Aktien und Infrastrukturkredite als Investmentmöglichkeiten

Unserer Ansicht nach bietet grüner Wasserstoff Investoren zahlreiche Chancen. Diese umfassen unter anderem Aktieninvestitionen in Elektrolyseurtechnologie sowie die Produktion, Speicherung und den Transport von grünem Wasserstoff.

Anleger können außerdem Infrastrukturkredite für Wasserstoffprojekte in den Bereichen Schwerlastverkehr, Produktion von grünem Stahl, Verteilung sowie kombinierte Speicherung von Wasserstoff und erneuerbaren Energien in Betracht ziehen.

Was die Finanzierung der Entwicklung von grünem Wasserstoff angeht, werden aus unserer Sicht die Unterstützung durch supranationale Institutionen wie die Europäische Investitionsbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung dazu beitragen, das Risiko von Projekten für kommerzielle Kreditgeber zu verringern und die Investoren zu bestärken.

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