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Wechselwirkung in den USA Powells bedenkliche Rückendeckung für Trump

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Die Fed ist hier in einem Dilemma. Die Lockerung ihrer Politik wirkt nicht nur den negativen Folgen der Handelspolitik entgegen. Sie führt indirekt auch dazu, dass der Protektionismus noch stärker wird. Ein sich selbst verstärkender Teufelskreis.

Und noch ein Drittes bewegt mich bei den Aussagen von Powell. Der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik geht über die Reaktion der Wirtschaft auf die Zinsen. Die Konsumenten sollen bei niedrigen Zinsen mehr kaufen, die Unternehmen mehr investieren. Tatsächlich läuft die amerikanische Wirtschaft aber ganz gut. Sie bräuchte eigentlich keine zusätzlichen Impulse. Die Fed müsste gar nicht aktiv werden, wenn es die Handelspolitik nicht gäbe.

In Europa sehen wir die amerikanische Währung und ihre Zentralbank oft als Vorbild. Wie schön wäre es, wenn der Euro so etabliert wäre wie der US-Dollar und die EZB so traditionsreich wie die Fed. Im Augenblick gilt das aber nicht. Die Europäische Zentralbank ist froh, dass sie die derzeitigen Probleme der Kollegen in den USA nicht hat. Niemand redet ihr in ihre Politik rein (jedenfalls nicht mehr als normal). Niemand droht mit Absetzung des Präsidenten. Und was ganz wichtig ist: Niemand kritisiert Mario Draghi, wenn er in seinen Pressekonferenzen regelmäßig auch die Regierungen ermahnt. Das Ziel der Stabilisierung, so sagt er wieder und wieder, kann nur dann erreicht werden, wenn nicht nur die Geldpolitik, sondern auch die Finanzpolitik und die Reformpolitik ihre Aufgaben erledigen.

Das entspricht der Arbeitsteilung in der Stabilisierungspolitik. Die Geldpolitik allein ist überfordert, wenn sie die Schwankungen der Wirtschaft allein glätten wollte. Sie braucht dazu die Finanzpolitik. Man stelle sich nur einmal vor, wenn die Geldpolitik in der großen Finanzkrise 2008 allein gelassen worden wäre. Der Einbruch wäre noch viel größer und die Folgen für alle Beteiligten noch viel gravierender gewesen.

Für den Anleger

Die erwartete Lockerung der Geldpolitik stützt die Märkte in einer Zeit zunehmender politischer Unsicherheit. Das ist gut. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass es im Falle einer größeren Krise nicht ausreicht. Dann braucht es sowohl national die Zusammenarbeit von Zentralbank und Regierung als auch international die Kooperation zwischen den einzelnen Ländern. Hier ist ein Schwachpunkt, der manchen Anleger mit Recht besorgt. Er wurde gerade beim G20-Gipfel in Japan wieder offensichtlich.

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