LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Tipps & RatgeberLesedauer: 3 Minuten

Weckruf für Immobilienmakler und -verwalter Corona pusht die Digitalisierung der Immobilienbranche

Blick über Leipzig: Kunden wollen viele Services mittlerweile digital zur Verfügung haben. Darauf sollte sich auch die Immobilienbranche einstellen, rät Immobilienspezialist Thomas Knedel.
Blick über Leipzig: Kunden wollen viele Services mittlerweile digital zur Verfügung haben. Darauf sollte sich auch die Immobilienbranche einstellen, rät Immobilienspezialist Thomas Knedel. | Foto: imago images / Rupert Oberhäuser
Thomas Knedel
Foto: Triamis

Kontaktlose Objektbesichtigungen, Notartermine oder Schlüsselübergaben: Viele Immobilien-Makler oder -Verwalter konnten sich vor ein paar Monaten kaum noch vorstellen, wie sie angesichts der einschneidenden Abstands- und Hygieneregeln zukünftig ihr Geschäftsmodell weiterverfolgen sollten – das eben sehr oft mehr als einen reinen Broterwerb darstellt. Zahlreiche andere haben aber auch direkt die Ärmel hochgekrempelt und sich mit viel Kreativität und Innovationsfreude daran gemacht, virtuelle, digitale Alternativen zu suchen, zu finden und in ihr Tagesgeschäft einzubauen. Wer sich bereits vor der Pandemie ernsthaft mit Transformationsmöglichkeiten auseinandergesetzt hat, konnte diese dann weiter forcieren.

Nach wie vor wird noch vieles in der Immobilienwirtschaft von Hand gemacht. Unabhängig davon, ob es sich um ungeliebte Routineaufgaben oder Kernaspekte der Wertschöpfungskette handelt. Nun gilt auch für diese Branche die Prognose der ehemaligen HP-Chefin Carly Fiorina: „Was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Dementsprechend stellt sich jetzt nur noch die Frage, wie man die verfügbaren digitalen Werkzeuge nutzt, um das eigene Alleinstellungsmerkmal weiter zu schärfen, anstatt sich in Nebenschauplätzen zu verlieren.

Den technischen Aspekten der Digitalisierung geht daher die unternehmerische Transformation voraus – beginnend mit der Frage: Welche Prozesse und Tätigkeiten meines Geschäfts lassen sich automatisieren, welche erfordern weiterhin noch persönliche Bearbeitung? Tatsächlich werden nicht nur von ausgesprochen Online-affinen Kunden bereits eine Vielzahl von Services und Tätigkeiten digital abgerufen, die vor einigen Jahren noch ausschließlich analog zur Verfügung standen. Auf diese stetig wachsende Bereitschaft lässt sich hervorragend aufbauen, die Bandbreite reicht hier von spezifischen Managementaufgaben über die Vorqualifizierung mithilfe künstlicher Intelligenz bis hin zum Einreichen der Unterlagen und der finalen Wohnungsübergabe.

Neue Software kostet nicht die Welt

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Der mit der digitalen Transformation einhergehende Investitionsaufwand wird hingegen immer noch gerne überschätzt. Hat man sich in der Analyse- und Vorbereitungsphase sorgfältig mit den unternehmerischen Rahmenbedingungen, den Bedürfnissen von Mitarbeitern, Kunden und Partnern beschäftigt, finden sich unterm Strich dann aber auch sehr klar umrissene Eigenschaften und Optionen, die von der passenden Software-Lösung abgedeckt werden sollten.

Mittlerweile gründen sich immer mehr innovative Immotechs – speziell auf die Immobilienbranche ausgerichtete Start-ups – die ihre Mobile- und Desktop-Apps in der Cloud, als SaaS oder in anderer Form anbieten (rund 400 Startups im DACH-Raum). Manche stehen als Komplett-Paket zur Verfügung, andere lassen sich als Module sehr genau auf den eigenen Bedarf ausrichten und kombinieren. Dementsprechend eignen sich die Applikationen nicht nur für Groß-Unternehmen oder -Investoren, sondern auch für mittlere und kleinere Akteure der Immobranche. Diese Tools werden vom Immobilienmarkt dann auch dankbar angenommen.

Lag laut der von der Telekom jährlich in Auftrag gegebene Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand“ der dort gemessene Digitalisierungszähler in der Immobilienbranche 2017 noch bei 52 Punkten (gegenüber 54 im branchenübergreifenden Durchschnitt mittelständischer Unternehmen), hat sich dieser Zähler Stand November 2019 auf 58 (56 im Durchschnitt) erhöht. Den Sprung über den jeweiligen Querschnittswert hat die Immobranche also bereits vor der Pandemie geschafft. Corona wird dieser grundsätzlich zukunftsorientierten Entwicklung einen ordentlichen Schub verpasst haben – und weiter verpassen. Jetzt liegt es an den Akteuren der Branche, kontinuierlich dranzubleiben.     


Über den Autor:
Thomas Knedel kann auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in der Immobioienbranche zurückblicken. Der Immobilienunternehmer ist Gründer der Bad Homburger Firma Triamis. Nebenbei beleuchtet Knedel auch als Buchautor den Immobilienmarkt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion