Der Assekuradeur Wecoya, der zu stark expandierenden GGW Group gehört, steht vor der Herausforderung, für zwei seiner gewerblichen Versicherungslösungen, die ursprünglich aus dem „ConceptIF“-Konzept hervorgegangen waren, einen neuen Risikoträger zu finden. Die bisherige Partnerschaft mit der SV Sparkassenversicherung endet – die Stuttgarter ziehen sich aus der Zusammenarbeit zurück.
Betroffen: Haftpflicht- und Sachversicherung
Die Trennung betrifft zum einen eine Betriebshaftpflichtlösung mit Namen „CIF:BIZ Company Protect“, die Betriebsstätten-, Produkt- und Umwelthaftungsrisiken in einem Paket vereint. Zum anderen ein Sachversicherungskonzept („CIF:BIZ Property Complete“), das Inhalts- und Gebäudeversicherung sowie Ertragsausfallschutz und Rohbaudeckung bündelt. Laut eines Branchenkenners, mit dem DAS INVESTMENT gesprochen hat, dürfte mehrere tausend Verträge betroffen sein.
Wecoya gibt sich laut Information an Vermittler „überrascht“
Wecoya informierte seine Geschäftspartner per Newsletter-Mail. Was das Neugeschäft angeht, könnten keine Anträge mehr beantragt und gezeichnet werden. Zum Thema Bestandsverträge schreibt Wecoya: „Die Verträge behalten bis zu Ihrem jeweiligen Ablauftermin Ihre Gültigkeit. Weiterhin werden die Verträge entsprechend drei Monate vor ihrem jeweiligen Ablauftermin gekündigt. Die ersten Kündigungen erfolgen zu den Abläufen 1. Januar 2026. Die Kündigungen sind erforderlich, da ein eventueller Versichererwechsel bedingungsgemäß nicht ohne Weiteres möglich ist.“
Bemerkenswert an dem Vorgang ist vor allem folgende Aussage aus dem Informationsschreiben: „Wir sind von dieser Entscheidung ebenso überrascht worden, wie Sie jetzt, und es ist uns trotz intensiver Anstrengungen nicht gelungen, hier eine andere Entscheidung zu erwirken.“ Man arbeite nun intensiv an einer alternativen Lösung.
Noch kein neuer Risikoträger in Sicht
Diese scheint jedoch noch nicht gefunden. Die Frage danach, sowie zum Beispiel nach den Gründen der Beendigung der Zusammenarbeit, beantwortet die GGW Group nicht. Eine Sprecherin schreibt auf Anfrage von DAS INVESTMENT lediglich: „Aus unserer Sicht handelt es sich um einen normalen Geschäftsvorfall.“ Eine bemerkenswerte und wenig nachvollziehbare Aussage vor dem Hintergrund der Formulierung in dem Vermittlerschreiben.
Fehlende Wirtschaftlichkeit
Die SV Sparkassenversicherung begründet ihren Schritt mit einer über Jahre andauernden mangelnden Wirtschaftlichkeit der betreffenden Konzepte. Ein Unternehmenssprecher betont, dass die Geschäftsbeziehung zu Wecoya grundsätzlich fortbestehe und lediglich diese beiden Produktlinien betroffen seien.
„Die Einzelverträge wurden und werden form- und fristgerecht von uns als Risikoträger zum jeweiligen Ablauf jedes Einzelvertrages gekündigt. Versicherungsmakler und deren Kunden sollten sich bezüglich ihrer Handlungsspielräume direkt an die Wecoya wenden. Unser Ziel ist es, den Übergang auf einen anderen Risikoträger so unkompliziert und störungsfrei wie möglich zu gestalten“, so der Unternehmenssprecher. Doch wie die Sparkassenversicherung hier überhaupt helfen kann, bleibt unklar.
Sparkassenversicherung teilt Bewertung von Wecoya offensichtlich nicht
Der Sprecher verweist stattdessen darauf, dass sich die Hauptfälligkeiten über das gesamte Jahr verteilten, man über einen längeren Zeitraum im Austausch gestanden und die Thematik auch auf Führungsebene persönlich besprochen habe. Es handelt sich nach Auffassung des Stuttgarter Versicherers insofern nicht um eine kurzfristige Maßnahme. Damit widerspricht man dem Eindruck des Wecoya-Schreibens, das eine solch kurzfristige Entscheidung des Risikoträgers naheliegen lässt.
Die Frage, seit wann man mit Wecoya über das Thema gesprochen hat, beantwortet das Unternehmen gegenüber unserer Redaktion allerdings nicht.
Das sagt der Experte
Branchenkenner und Blogger Stephan von Heymann, der das Thema zuerst aufgegriffen hatte, bezeichnet die Produkte als ein langjährig und in der Maklerschaft anerkanntes Spezialangebot für Gewerbekunden. Er sieht einen auffälligen Widerspruch in der Kommunikation der beiden Unternehmen. Dies könnte das Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten nachhaltig belasten, so der Experte.
Zu den weiteren Konsequenzen schreibt er: „Sollte Wecoya nicht zeitnah tragfähige Ersatzlösungen für die betroffenen (...) Bestände präsentieren, besteht das Risiko, dass Makler, Pools und Vertriebe eigenständig mit der Umdeckung ihrer Verträge beginnen. Ein solcher Schritt könnte den Bestand nachhaltig schwächen und zu einer Erosion des Vertrauens in die operative Stabilität von Wecoya führen – insbesondere, wenn Kunden und Vermittler das Gefühl gewinnen, im Übergang auf neue Risikoträger allein gelassen zu werden.“

