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Von in VersicherungenLesedauer: 5 Minuten
Wefox-Logo auf dem Handy
Das Wefox-Konstrukt war schon immer komplex. Der operative Sitz des Unternehmens in Berlin blieb bestehen. | Foto: Wefox

Es war still geworden um das angeschlagene Insurtech Wefox in den vergangenen Monaten. Der Einstieg von Joachim Müller, der einst bei der Allianz für die Sanierung des Industriegeschäfts gefeiert wurde, als neuer Vorstandschef durfte gar als Erfolg gewertet werden. Eine durchaus bemerkenswerte Entwicklung nach einem ersten halben Jahr 2024, mit einer für die Insurtech-Szene beispiellosen Serie an Krisenmeldungen und Schlammschlachten.

Berag übernimmt: Erster wichtiger Müller-Deal

Nun hat Müller seinen ersten wichtigen Deal unter Dach und Fach gebracht. Eine Gruppe von Schweizer Unternehmen unter Führung des Schweizer Pensionskassen-Dienstleisters Berag übernimmt die Versicherungstochter Wefox Insurance, die ihren Sitz in Liechtenstein hat. Sie soll sich fortan auf Krankentagegeldversicherungen für Unternehmenskunden konzentrieren.

Joachim Müller, @ Wefox

Berag habe schon in den vergangenen Jahren die Wefox Insurance als Assekuradeur in der Schweiz vertreten und das Geschäft mit Krankentagegeld-Policen aufgebaut. Durch den Verkauf soll es für bestehende Verträge keine Änderung geben, ebenso bei den operativen Prozessen und Ansprechpartnern. Den Abschluss der Transaktion erwartet Wefox im ersten Halbjahr 2025.

Bevorstehender Verkauf besiegelte Ende des Deutschland-Geschäfts

Bereits Anfang Juli war nach einer außerordentlichen Hauptversammlung der Wefox-Holding bekannt worden, dass der Versicherungsträger nicht mehr zum Kerngeschäft des Insurtechs zählt. Dies war gleichbedeutend mit dem Ende des Deutschland-Geschäfts. Damals hieß es, dass ausgewählte Portfolios verkauft werden sollen, angefangen mit dem Geschäft in Polen. Zukünftig wolle sich das Start-up nur noch auf Märkte konzentrieren, in denen man über „profitable Geschäfte von kritischer Größe verfügt oder auf dem besten Weg ist, diese innerhalb der nächsten zwölf Monate zu erreichen“.

Chronik einer Krise

Das Versicherungsgeschäft war 2018 unter dem Namen One Insurance gestartet worden. Sie sollte nach Aussage von Wefox-Gründer Julian Teicke zur „größten Versicherungsgesellschaft der Welt werden“. Zwischenzeitlich bejubelten Investoren eine Bewertung des Unternehmens in Höhe von 4,5 Milliarden Euro. Doch Teickes Versprechungen erfüllten sich bekanntlich nicht. Er musste zurücktreten. Eine Investigativ-Recherche des „Manager Magazin“ brandmarkte ihn als Manipulator und Trickser.

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Sein Nachfolger Mark Hartigan befand sich danach im fortwährenden Abwehrkampf gegen eine drohende Insolvenz und gegen Vorwürfe, er wolle sich über einen Verkauf persönlich bereichern. In der Folge kam es im Hintergrund zu einem Streit der Investoren, bei dem Teicke wieder fleißig mitmischteEine neue Finanzierungsrunde unter Führung der Altinvestoren sollte Wefox wieder auf die Beine helfen. 

 

Im Juli des Jahres stand schließlich der Restrukturierungsplan für die Wefox-Reste, einschließlich einer Finanzspritze von 25 Millionen Euro. Nach dem Ausstieg aus Deutschland wollte Wefox seine Aktivitäten in den weiteren Märkten wie der Schweiz, Österreich, Italien und den Niederlanden stärken. Hinzu kam die Schließung der Entwicklungszentren in Spanien und in Frankreich.

Reste des Wefox-Geschäfts lassen sich wohl schwer veräußern

Doch nach einer aktuellen Veröffentlichung der Schweizer „Handelszeitung“ gestaltet sich auch die Umsetzung der Sanierungspläne als schwierig. Immerhin wurde Anfang August die E-Bike-Versicherung Assona an die Ecclesia-Gruppe verkauft. Ansonsten gebe es aber keine Synergien bei den Firmenresten. Der neue Wefox-Lenker Müller muss sich um vier Geschäftsbeteiligungen in vier Ländern kümmern, die untereinander keine Gemeinsamkeiten aufwiesen: In Italien sind es Autohaftpflichtpolicen, in den Niederlanden Lebensversicherungen, in Österreich ein Broker, und in der Schweiz die Krankentagegeldversicherungen. Ein Paketverkauf erscheint laut eines Analysten illusorisch, wie es in dem Artikel heißt.

Bei einer allfälligen Verwertung „der Resterampe“, wie sich ein Analyst laut des Berichts ausdrückt, „müssten die Anteilseigner große Teile ihrer Aktienwerte abschreiben, sofern sie das noch nicht gemacht haben. Die Rede ist von 70 bis 85 Prozent. Denn auch die Konsolidierer unter den Versicherungsbrokern spüren die höheren Zinsen und die Unlust der Geldgeber, weitere Gelder für Übernahmen auszugeben.“ Wefox-Spitzenleute würden sich bereits seit Monaten nach neuen Jobs umsehen.

Die „Handelszeitung“ verweist zudem auf die Investorenplattform Crunchbase. Dort warnt man in Bezug auf das Unternehmen mit „not growing“, heißt, bei Wefox ist ein Wachstum derzeit unwahrscheinlich.

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