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Aktualisiert am 01.04.2020 - 09:04 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Wegen Liquiditätsproblemen Anleiheinvestoren weichen auf Derivate aus

Auf den weltweit größten Anleihemärkten, darunter die USA, Europa und Japan, hat die Zahl der Terminkontrakte auf Staatsanleihen im Mai ein Nachkrisen-Hoch erreicht. Zuvor hatte sich das Volumen seit 2009 bereits verdoppelt. Der Handel mit Optionen auf deutsche Bundesanleihen und mit italienischen Futures hat ebenfalls Rekorde erreicht.

Einige Investoren verwenden die Derivate, um sich gegen höhere Zinsen in den USA abzusichern. Andere, darunter Pioneer Investment Management und BlackRock, wenden sich aber auch undurchsichtigeren Bereichen in der Welt der Festverzinslichen zu. Hintergrund ist, dass die aufsichtsrechtlichen Vorschriften zur Begrenzung der Risiken, die Banken eingehen dürfen, es erschweren, kurzfristig Papiere zu handeln. Seit Oktober 2013 haben die Primärhändler in den USA - die Banken, die direkt mit der US-Notenbank handeln - ihre Bestände an Treasuries um 84 Prozent verringert. Und allein im vergangenen Jahr haben etwa JPMorgan Chase & Co., Morgan Stanley, Credit Suisse Group und Royal Bank of Scotland Group entweder ihren Handel mit Festverzinslichen zurückgeschraubt oder erwägen eine Verringerung.

„Das Liquiditätsrisiko ist eine große Herausforderung“, sagt Cosimo Marasciulo, Leiter Staatsanleihen bei Pioneer in Dublin. „Und es betrifft jetzt eine Anlageklasse, die einst als die am meisten liquide galt - Staatsanleihen.“

Derivate, die auf Anleihen basieren, können das gleiche Exposure liefern, verlangen aber einen viel geringeren Kapitaleinsatz. Die Kontrakte erfreuen sich steigender Beliebtheit, seit die Zentralbanken im Rahmen ihrer quantitativen geldpolitischen Lockerung (QE) begonnen haben, in großem Umfang Staatsanleihen aufzukaufen, um nach der Finanzkrise das Bankensystem mit Geld zu fluten und die Konjunktur anzukurbeln.

Marasciulo zufolge hat sein Team verstärkt Derivate eingesetzt, nachdem die Europäische Zentralbank im Januar angekündigt hatte, im Rahmen ihres QE-Programms Staatsanleihen zu kaufen. Statt Euro-Staatspapiere mit Inflationsschutz zu kaufen, die laut Marasciulo zu wenig liquide sind, wurde zu Inflations-Swapkontrakten mit fünf- und zehnjähriger Laufzeit gegriffen. BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter, nutzt börsennotierte Fonds (ETF), um sich bei Festverzinslichen schnell zu positionieren.