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„Weitere Zinssenkungen zu erwarten“

Mit niedrigen Leitzinsen könnte der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, eine Rezession in den USA verhindern, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank. Mit DAS INVESTMENT.com sprach er über die aktuelle Lage an den Aktienmärkten.

DAS INVESTMENT.com: Die amerikanische Notenbank senkte heute überraschend ihren Leitzins um 0,75 Prozentpunkte. Die Aktienkurse zogen daraufhin kurz an, gaben aber schnell wieder nach. Bessert sich die Lage jetzt trotzdem?

Jörg Krämer: Der Zinsschritt war zunächst sehr gut, um die Konjunkturerwartungen der Marktteilnehmer zu stabilisieren. Am Aktienmarkt wird es jedoch weiterhin starke Kursschwankungen geben, da immer noch Angst vor einem Abschwung besteht. Außerdem senken derzeit viele Aktienanalysten die Gewinnschätzungen für amerikanische Unternehmen, was ebenfalls auf die Kurse drücken könnte.

DAS INVESTMENT.com: Erwarten Sie also weitere Zinsschritte?

Krämer: Ich rechne damit, dass die US-Notenbank den Leitzins bis Mitte des Jahres um weitere 1,5 Prozentpunkte auf 2 Prozent senken wird.

DAS INVESTMENT.com: Niedrige Zinsen verursachen in der Regel eine steigende Geldmenge und damit eine noch höhere Inflation. Verschärft die US-Notenbank damit nicht die Probleme?

Krämer: In der Tat bergen Zinssenkungen gewisse Risiken, und die Marktteilnehmer sind sich bewusst, dass die US-Notenbank die aktuelle Situation durch ihre Politik des billigen Geldes mitverschuldet hat. Doch zunächst werden die Zinssenkungen wahrscheinlich eine Rezession verhindern können. Ich erwarte für die erste Jahreshälfte ein Nullwachstum und ab Jahresmitte wieder eine leichte Aufwärtsbewegung. Das ändert aber nichts daran, dass die US-Amerikaner ihre Schulden stark zurückfahren müssen. 

DAS INVESTMENT.com: Nur ein Nullwachstum? Ist dieses Szenario nicht bereits in den Aktienkursen nach den jüngsten Kursrutschen eingepreist?

Krämer: Ja, die echten Konjunkturpessimisten haben gestern weitgehend ihre Aktienbestände verkauft. Damit dürfte der Markt sauber sein. Zudem sind die Aktienbewertungen auf diesem Kursniveau sehr attraktiv. Beides spricht durchaus für die Aktienmärkte. Probleme könnte es allerdings weiterhin durch überraschende negative Konjunkturdaten geben.

INFO: Gestern, am 21. Januar 2008, erlitt der deutsche Aktienindex, der Dax, einen Tagesverlust von rund 7,2 Prozent. In der Hitliste der schwärzesten Börsentage seit 1960 liegt dieser Tag damit auf dem 7. Platz. Den schärfsten Einbruch gab es am 16. Oktober 1989: Da ging es um 12,8 Prozent bergab.

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