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Unternehmensabfrage Welche Anbieter langfristig stabile BU-Prämien haben

Antrag auf Berufsunfähigkeitsversicherung
Berufsunfähigkeitsversicherung: So wichtig die Absicherung auch ist, ist sie vielen Kunden zu teuer. | Foto: Imago Images / suedraumfoto

Zum fünften Mal hat das Kölner Beratungsunternehmen Infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse eine Umfrage zur Beitragsstabilität in der Berufsunfähigkeitsversicherung bei den deutschen Lebensversicherern durchgeführt.

Dabei haben sich die Analysten nach eigener Aussage ausschließlich auf die Frage konzentriert, ob der jeweilige Versicherer in den letzten zehn, 15, 20 oder mehr als 20 Jahren auf eine Anpassung der Überschussbeteiligung im Bestand der Selbständigen Berufsunfähigkeitsversicherungen (SUB) sowie der Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen verzichtet hat.

Keine höheren Zahlbeiträge für Bestandskunden

Zusammenfassend stellen die Analysten fest, dass Beitragsanpassungen, die zu höheren Zahlbeiträgen für die Kunden geführt haben, in der BU die Ausnahme waren und immer noch sind. Anderslautende Kritik an den Versicherern möge zwar medienwirksam sein, habe sich in der Realität aber erneut nicht bestätigt. Aufgrund des langfristigen Betrachtungshorizonts überrascht es indes nicht, dass die grundsätzlichen Feststellungen quasi deckungsgleich zum Vorjahr sind.

„Die Entwicklung des Risikoergebnisses ist bei den deutschen Lebensversicherern weiterhin sehr stabil, das zeigt sich bei einem Blick auf die Informationen aus der Mindestzuführungsverordnung und gilt vor allem für die großen und bekannten BU-Anbieter. Dementsprechend bleiben auch die BU-Prämien im Bestand konstant“, sagt Jörg Schulz, Geschäftsführer von Infinma. Die Umfrage habe erneut bestätigt, dass die Versicherer durchweg solide und auskömmlich kalkuliert haben und Prämienanpassungen im Bestand bisher die Ausnahme gewesen sind.

Einfache Methodik ist umstritten

Die eigentliche Analyse basiert auf einem Fragebogen, den die Produktgeber auszufüllen hatten. Anknüpfungspunkte der Untersuchung waren laut Infinma der Bonussatz und der Sofortverrechnungssatz, die vom Versicherer im angegebenen Zeitraum nicht geändert worden sein sollten. Im Ergebnis müssen die Zahlprämien für die Kunden entsprechend mindestens konstant geblieben oder gesunken sein. Im Hinblick auf die abgefragten Zeiträume erfolgt eine Differenzierung in „Maximale Beitragsstabilität“ (mehr als 20 Jahre keine Anpassung) und „Langjährige Beitragsstabilität“ (bis zu 20 Jahre keine Anpassung).

Die Fragebogenmethode ist in der Branche umstritten. Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Rating-Agentur Franke & Bornberg, spottete 2020 in einem Leserkommentar über eine Untersuchung, die in seinen Augen keine ist und schrieb: „Die Versicherer werden hinsichtlich Teile ihrer Kollektive befragt, ob sie ihre Überschüsse stabil gehalten haben. Dies erfolgt per einfachstem Formular. Bestätigt der Versicherer dies, wird er als stabil ausgezeichnet und darf mit dem Siegel des abfragenden Instituts werben. Aus meiner Sicht stellen sich die Unternehmen bei dieser Untersuchung die Zertifikate selbst aus.“

Infinma rechtfertigt seinen Untersuchungsansatz

Ohne Bezug auf frühere Kritik zu nehmen, schreibt Marc Glissmann, Co-Geschäftsführer von Infinma in der aktuellen Presseveröffentlichung seines Unternehmens: „Die unverändert hohe Anzahl der teilnehmenden Gesellschaften zeigt, dass unser einfacher Ansatz der Abfrage beim Anbieter in der Branche gut angenommen wurde. Im Hinblick auf die Beitragsstabilität haben komplexere Modelle bislang nicht nachweisen können, dass sie zu signifikant besseren Ergebnissen führen.“ Das dürften Franke und die Vertreter größerer Analysehäuser, die auch vom Verkauf der Nutzungsrechte an ihren Auszeichnungen leben, ganz anders sehen.

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Fast alle teilnehmenden Unternehmen werden ausgezeichnet

Was die Auszeichnungen bei Infinma angeht, fällt auf, dass fast alle der laut Studienautoren fast 50 regelmäßig teilnehmenden Gesellschaften eine solche erhalten. In die Top-Kategorie schafften es 2023 36 Unternehmen. Zehn weitere Gesellschaften platzierten sich dahinter in der Kategorie für langjährige Beitragsstabilität. Im Vorjahr wurden insgesamt 40 Anbieter ausgezeichnet. Im Vergleich zum Vorjahr neu dabei sind: Baloise, Canada Life, Cosmos Direkt, Deutsche Ärzteversicherung und SV Sparkassenversicherung Sachsen. Eine Übersicht der Ergebnisse gibt es hier.

 

Tarifierung für Anbieter wichtiger als substantielle Produktverbesserungen. 

Im Rahmen der Umfrage hat Infinma auch weitere Informationen zu den Beständen und der Geschäftsentwicklung der Versicherer im Bereich Arbeitskraftabsicherung angefragt. In diesem Jahr ging es laut der Studienmacher dabei schwerpunktmäßig um alternative Absicherungskonzepte wie die Erwerbsunfähigkeits- und die Grundfähigkeitsversicherung. So wurde neben konkreten Zahlen zu Leistungsfällen auch nach praktischen Bespielen gefragt.

Die Neugeschäftsentwicklung sei vor allem in der Grundfähigkeitsversicherung überwiegend positiv, während sich in der SBU ein etwas differenzierteres Bild zeige. Im Hinblick auf zukünftige Weiterentwicklungen der Produktpalette hielten sich die Gesellschaften eher bedeckt, so die Autoren.  Die Antworten deuteten aber darauf hin, dass es – vor allem in der BU – auch weiterhin vor allem um die Tarifierung, sprich Ausdifferenzierung der Prämien, geht und weniger um substantielle Produktverbesserungen.

36 Unternehmen mit Transparenz-Auszeichnung

Allein für ihre vermeintliche Auskunftsfreude gegenüber Infinma erhielten drei Dutzend Anbieter eine Auszeichnung als „Transparente BU-Versicherer“ (Übersicht: hier). Was die Ergebnisveröffentlichung angeht, erweisen sich die Kölner in eigener Sache allerdings als wenig transparent, da sie angeben: „Da die Antworten der Versicherer (...) zum Teil nur für den internen Gebrauch bei Infinma freigegeben wurden, verzichten wir auf eine systematische Veröffentlichung von Ergebnissen zum Transparenzteil.“

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