Kapitalmarktforscher Heinz-Werner Rapp
Welche Chancen die Biotechnologie bietet
Heinz-Werner Rapp war lange Vorstand sowie CIO von Feri und ist außerdem Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Foto: Feri / Canva
Durch bahnbrechende Entwicklungen in Gentechnik und KI eröffnen sich im Biotechnologiesektor neue Potenziale. Heinz-Werner Rapp analysiert diese und stellt Chancen vor.
Die Biotech-Branche tritt erneut in eine sehr dynamische Phase ein, die durch Innovationen auf vielen Gebieten geprägt ist. Im medizinischen Bereich eröffnen vor allem Gentherapie und KI-gestützte Medikamentenentwicklung innovative pharmazeutische Ansätze sowie völlig neue Behandlungsmöglichkeiten.
Seit der schnellen Entwicklung von mRNA-Impfstoffen während der Covid-19-Pandemie ist der Anteil biotechnologisch hergestellter Präparate am weltweiten Pharmaumsatz deutlich gestiegen. Prognosen zufolge wird dieser Trend anhalten, entsprechend dürfte der Biotech-Anteil am weltweiten Pharmaumsatz bis 2028 auf rund 44 Prozent ansteigen (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil der Biotechnologie am weltweiten Pharmaumsatz
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Biotech-Branche tritt erneut in eine sehr dynamische Phase ein, die durch Innovationen auf vielen Gebieten geprägt ist. Im medizinischen Bereich eröffnen vor allem Gentherapie und KI-gestützte Medikamentenentwicklung innovative pharmazeutische Ansätze sowie völlig neue Behandlungsmöglichkeiten.
Seit der schnellen Entwicklung von mRNA-Impfstoffen während der Covid-19-Pandemie ist der Anteil biotechnologisch hergestellter Präparate am weltweiten Pharmaumsatz deutlich gestiegen. Prognosen zufolge wird dieser Trend anhalten, entsprechend dürfte der Biotech-Anteil am weltweiten Pharmaumsatz bis 2028 auf rund 44 Prozent ansteigen (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil der Biotechnologie am weltweiten Pharmaumsatz
Ein besonders vielversprechender Ansatz ist die Crispr/Cas-Technologie, auch als „Genschere“ bekannt. Diese revolutionäre Methode erlaubt präzise Eingriffe in das Genom und hat das Potenzial, die Behandlung genetisch bedingter Erkrankungen grundlegend zu verändern.
Die Kombination von Crispr/Cas mit anderen fortschrittlichen Technologien – insbesondere künstlicher Intelligenz – verspricht, die Entwicklung neuer Therapien weiter zu beschleunigen und zu verfeinern. Diese Synergien eröffnen die Möglichkeit, immer mehr vielversprechende Arzneimittel zu entwickeln, die Patienten mit bislang schwer behandelbaren Krankheiten neue Hoffnung bieten.
Die Innovationskraft der Biotechnologie geht aber weit über den medizinischen und pharmazeutischen Sektor hinaus: Sie schafft umweltfreundliche Agrarlösungen, optimiert industrielle Fermentationsprozesse und fördert die Entwicklung nachhaltiger Umwelttechnologien. In der Landwirtschaft steigern gentechnisch optimierte Nutzpflanzen die Erträge, während KI-gesteuerte Präzisionsmethoden den Ressourceneinsatz optimieren.
In der Industrie schaffen biotechnologische Verfahren nachhaltige Alternativen zur Produktion von Chemikalien, Kunststoffen und Treibstoffen. Auch im Umweltschutz entfalten neue biotechnologische Verfahren zunehmend ihr disruptives Potenzial. Diese Fortschritte verdeutlichen die Dynamik der „neuen“ Biotechnologie und lassen eine tiefgreifende Veränderung in zahlreichen Lebensbereichen erwarten.
Künstliche Intelligenz als Turbo
Besonders der verstärkte Einsatz von KI bringt tiefgreifende Veränderungen in vielen Bereichen der Biotechnologie mit sich. KI beschleunigt Forschungs- und Entwicklungsprozesse erheblich und verändert bestehende Abläufe grundlegend.
KI ist in der Lage riesige Datenmengen in kurzer Zeit auszuwerten und sehr schnell komplexe Muster zu erkennen. Dies erleichtert die Entwicklung neuer Medikamente, spezifischer Therapien und biotechnologischer Lösungen.
Die zunehmende Synergie zwischen Genetik und KI verspricht in den kommenden Jahren Fortschritte, die heute noch wie Science-Fiction anmuten. Es ist kein Zufall, dass der Nobelpreis für Chemie 2024 an drei Forscher verliehen wurde, die durch Nutzung moderner KI-Verfahren enorme Fortschritte bei der Analyse und dem Design komplexer Proteinstrukturen erzielen konnten.
Dieses Zusammenwachsen von KI mit medizinischer Informatik und innovativen biotechnologischen Verfahren wird künftig ganz neue Märkte und bislang unbekannte Geschäftsmodelle entstehen lassen.
Die derzeit äußerst dynamische Entwicklung der Biotechnologiebranche wird durch mehrere Schlüsselfaktoren maßgeblich beeinflusst und beschleunigt. Der verstärkte Einsatz von KI eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der Datenanalyse und revolutioniert traditionelle Forschungs- und Entwicklungsprozesse.
Gleichzeitig optimiert zunehmende Automatisierung die Laborarbeit, während der verbesserte Zugang zu globalen Daten internationale Kooperationen fördert. Auch die Politik spielt eine entscheidende Rolle, indem sie Anreize für biotechnologische Lösungen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Umweltschutz schafft (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2: Treiber und Beschleuniger der Biotechnologie
Zahlreiche Investitionschancen
Die Biotech-Revolution wird Branchen wie Pharmazie, Ernährung und Energieproduktion entscheidend verändern. Viele Risikokapitalgeber haben dies mittlerweile erkannt. Nach einer Phase relativer Stagnation hat der Biotech-Sektor in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erfahren. Diese Entwicklung wird durch die zunehmende Zahl innovativer Medikamente und Therapien vorangetrieben, die nun auf den Markt drängen.
Die zugrundeliegende Dynamik zeigt sich auch in der wachsenden Zahl von Biotech-Börsengängen (IPOs), die zwischen 2018 und 2021 in den USA und Europa deutlich zugenommen haben (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3: Biotech-IPOs in den USA und Europa
Entscheidend für Investoren wird sein, Unternehmen, die an der Spitze neuer Entwicklungen stehen, frühzeitig zu identifizieren. Start-ups und Unternehmen, die an potenziellen „Gamechanger“-Projekten der Biotechnologie arbeiten, bieten enorme Wachstumschancen. Speziell im Bereich der medizinischen Forschung bieten sich zahlreiche Ansätze für neue Therapien und Medikationen mit „Blockbuster-Potenzial“.
Gleichzeitig spielen die etablierten Biotech-Unternehmen weiterhin eine bedeutende Rolle, indem sie nicht nur in ihren eigenen Forschungsabteilungen Innovationen hervorbringen, sondern oft auch kleinere Firmen mit disruptiven Technologien übernehmen.
Expertenwissen ist gefordert
Der Biotechnologiesektor birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Die Entwicklung neuer Therapien ist langwierig, kostspielig und der Erfolg keineswegs sicher. Klinische Studien, Zulassungsverfahren und regulatorische Hürden erfordern sowohl Zeit als auch erhebliche Investitionen.
Investoren sollten deshalb auf spezialisiertes Fachwissen und fundierte Analysen setzen. Ein tiefes Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen sowie des Innovationspotenzials der jeweiligen Biotech-Unternehmen ist dabei von entscheidender Bedeutung. Wer diese Faktoren richtig einschätzt, kann von den beträchtlichen Chancen profitieren, welche die Branche in den kommenden Jahren bereithält.
Der Biotechnologiesektor steht an der Schwelle zu einer neuen Ära. Die Verbindung von Gentechnik, KI und anderen innovativen Technologien wird die Art und Weise, wie die Menschheit Krankheiten bekämpft, Nahrungsmittel produziert und Ressourcen gewinnt, grundlegend verändern.
Für strategische Investoren bieten sich damit attraktive Chancen – sowohl durch direkte Investitionen in disruptive Technologien als auch durch Beteiligung an etablierten Unternehmen, die von diesen Entwicklungen profitieren. Die Schlüssel für erfolgreiche Biotech-Investments liegen in spezieller Expertise, einem klaren Verständnis der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie der Fähigkeit, Risiken und Chancen präzise abzuwägen.
Dieser Beitrag basiert in Teilen auf der Studie „Die Biotech-Revolution – Neue Dynamik durch innovative Technologien“, die beim Feri Cognitive Finance Institute in Zusammenarbeit mit Bio M (Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in Bayern, im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums) entstanden ist.
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