DZ Bank Welche Chancen und Risiken haben Investments in chinesische Aktien?
Holdings in Steuerparadiesen stehen vor einer Bewährungsprobe
Wenn zum Beispiel Unternehmen wie etwa die TAL Education Group und New Oriental, denen über Nacht die Geschäftsgrundlage entzogen wurde, abgewickelt werden müssten, stellt sich Kahler zufolge die Frage, wie die Investoren von nun an ihr Geld anlegen werden.
Wenn das Geld zurückfließt an die Anleger, werden die VIE-Strukturen, nach Meinung Kahlers, zum ersten Mal einem harten Praxistest unterzogen. Im schlimmsten Fall droht hier eine Enteignung. Diese chinesischen Variable Interest Entities sind Holding-Gesellschaften auf den Cayman-Inseln und dienen ihren Inhaber dazu, strenge Vorschriften zu umgehen, die ausländischen Investoren im Regelfall jegliche Beteiligung in Schlüsselsektoren wie der Technologiebranche untersagen.
Anleger stehen auf juristischem Treibsand
Theoretisch berechtigen die VIEs ausländische Aktionäre zu den wirtschaftlichen Vorteilen des Besitzes eines chinesischen Unternehmens, beschränken aber die operative Kontrolle über das Unternehmen. Der Eigentümer hat keinen Rechtsanspruch auf das zugrundeliegende Unternehmen. Es besteht also das Risiko, dass die Anleger nicht ihr gesamtes Geld zurückerhalten.
Potenzial hui, Regulierung pfui
Kahler sieht ein aussichtsreiches Risiko-Ertrags-Verhältnis für chinesische Titel. Angesichts des drohenden Verbots für internationale Investoren, über die bestehenden Kanäle in die Unternehmen zu investieren, existiere jedoch die, wohlgemerkt geringe, Gefahr eines Totalverlustes.
Als realistischer erachtet es der Analyst, dass die chinesischen Behörden weitere Schritte unternehmen werden, um den aktuellen Konflikt mit den USA über ADR-Listings zu lösen. Unter dem Strich stünde der Investment-Standort China auf wackligen Füßen. Letzten Endes komme es auf den Einzelfall an. Beispielsweise sei zu klären, ob die Aktien als ADR über die USA oder über die Börse in Hongkong gekauft werden.