LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 10 Minuten

DZ BANK schlüsselt auf Das ist der Stand bei der Wasserstoff-Technologie

Seite 8 / 8

Nationale Wasserstoff-Strategien

Die EU setzt, im Rahmen des Green Deals, dogmatisch vollständig auf grünen Wasserstoff. Allerdings liegt der Anteil der Kernenergie an der Gesamtstromerzeugung in Frankreich bei 78 Prozent. Die EU erkennt in ihrer Energiepolitik die Kernkraft, ausdrücklich als zumindest vorübergehend kohlendioxidemissionsfreie Alternative an.

Auch in anderen EU-Ländern werden Kernkraftwerke betrieben, geplant und errichtet. Selbst in den von Sturmfluten bedrohten Niederlanden bestehen erste Überlegungen neue Atomkraftwerke zu bauen oder zumindest das letzte Atomkraftwerk Borssele (Provinz Zeeland) länger am Netz zu lassen, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Norwegen setzt mit dem Nordlichtprojekt auf blauen Wasserstoff und die Einlagerung von CO2.

In Asien gehen die Hochtechnologie-Länder China, Japan und Südkorea einen anderen Weg. Sie bauen erst eine Wasserstoff-Infrastruktur auf, um damit Nachfrage nach Wasserstoff zu generieren. Die Wasserstoff-Produktion erfolgt in einem ersten Schritt aus Erdgas (grauer oder blauer Wasserstoff) oder aus Braunkohle (brauner Wasserstoff).

Erst in einem zweiten Schritt, wenn durch die Industrie, Gebäude und E-Mobilität genug Nachfrage vorhanden ist und die Infrastruktur wie Pipelines und Tankstellen steht, soll sukzessive auf erneuerbare Energien (grüner Wasserstoff) umgestellt werden. In den USA räumt der gewählte Präsident Joe Biden, der Wasserstoffwirtschaft und speziell - aber nicht ausschließlich - grünem Wasserstoff ein starkes Gewicht in seiner Energie- und Umweltpolitik ein.

Aus unserer Sicht muss es in der EU zukünftig einen Energiemix aus kohlenstoffdioxidfreien Wasserstoff-Produktionsverfahren geben, um die ehrgeizigen Klimaziele des Green Deals zu erreichen. Wir sehen große Chancen für das türkise Wasserstoff-Projekt von BASF, da es die Ressource Erdgas emissionsfrei nutzt.

Im Vergleich zum grünen Wasserstoff ist das Verfahren energetisch effizienter. Wir gehen davon aus, dass der teure und aufwändige Aufbau von erneuerbaren Energiekapazitäten in Europa und speziell in Deutschland auch langfristig allein nicht ausreicht, um grünen Wasserstoff in den Mengen zu produzieren, um die Preise für grünen Wasserstoff auf ein wirtschaftliches Niveau zu senken.


Über den Autor:
Verantwortlicher Autor der vorliegenden Analyse ist Stefan Bielmeier, Bereichsleiter Research und Volkswirtschaft bei der DZ Bank.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion