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in AltersvorsorgeLesedauer: 4 Minuten

Betriebsrenten Welche Garantiehöhe in der bAV ist bedarfsgerecht?

Schweißer bei der Arbeit
Schweißer bei der Arbeit: In einer aktuellen Studie analysieren Experten für Altersvorsorge die Chancen und Risiken von Betriebsrenten mit beziehungsweise ohne Garantie. | Foto: Herbert Käfer / pixelio.de

Die 2022 sinkenden Rechnungszinssen in der Lebensversicherung führen auch in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) dazu, dass die Anbieter ihr Produktangebot ausdünnen: Eine Garantie von 100 Prozent der Beiträge ist sogar bei extrem kostengünstigen Produkten mit üblicher Produktkalkulation nicht mehr darstellbar, erklärt Jochen Ruß vom Ulmer Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa).

Jochen Ruß, Ifa

Das von Ruß geführte Ifa analysierte jetzt im Auftrag des Lebensversicherers Allianz die Folgen unterschiedlicher Garantiehöhen für die Renditechancen und die Verlustrisiken von bAV-Produkten. Zur Frage stand, ob bedarfsgerechte Garantien auch im Rahmen der bAV angeboten werden können. Hierfür haben die Ifa-Analysten insbesondere untersucht, wie sich das nominale und reale Risiko jeweils verändert.

Die offensichtlichste Folge betrifft das Renditepotenzial: Je höher die Garantie eines Altersvorsorgeprodukts ist, desto geringer ist der mögliche Anteil von Aktien und anderen chancenreichen Kapitalanlagen. Deren Kurse sind in der Regel zwar kurzfristig volatiler als zum Beispiel Anleihen. Aber die Renditeeinbußen der Garantieprodukte wiegen das langfristig weniger gewichtige Risiko von Börsenturbulenzen auf.

Risiko realer Verluste durch die Inflation

Neben diesen zwei bekannten Auswirkungen von Garantien nennt Ruß noch einen dritten Effekt: Garantien erhöhten dasjenige Risiko, das aus dem schleichenden Anstieg der Verbraucherpreise entstehe. Denn die Renditen am Aktienmarkt weisen über lange Zeiträume eine positive Korrelation mit der Inflation auf. Wer zugunsten einer Garantie auf Aktien verzichte, müsse inflationsbereinigt mit Verlusten rechnen.

Das Ifa hat diese Thesen im Rahmen eines stochastischen Simulationsmodells mit Zahlen untermauert. Dazu verglichen die Analysten einerseits ein marktübliches dynamisches Hybridprodukt mit einer Garantie von 60 bis 90 Prozent der Beiträge. Andererseits betrachteten sie ein rein sicherungsvermögenbasierten Produkt mit einer Garantie von 100 Prozent der Beiträge.

Niedrigere Garantien bedarfsgerechter

Die Berechnungen zeigten, dass eine Garantie von 100 Prozent der Beiträge im aktuellen Umfeld zu einer sehr starken Einbuße bei den Renditechancen führe. Umgekehrt reduziere diese Garantie zwar das nominale Risiko – in Bezug auf das relevante reale Risiko wirkt sie hingegen kaum risiko­mindernd. Im aktuellen Zinsumfeld seien daher niedrigere Garantieniveaus auch für sicherheitsorientierte Menschen bedarfsgerechter als hohe.

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Aktuell beschäftigte sich das Ifa speziell mit dem Angebot bedarfsgerechter Garantieniveaus in der bAV: Bei der sogenannten Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) ist eine Garantie von 100 Prozent der Beiträge gesetzlich vorgeschrieben. Das Angebot bedarfsgerechter Garantieniveaus sei hier also nicht zulässig. Im Gegensatz seien bei der beitragsorientierten Leistungszusage (BOLZ) auch niedrigere Garantieniveaus möglich.

Anspar- und Rentenphase analysiert 

Die unterschiedlichen Zusagearten können jedoch bedeuten, dass die Rentenbezugsphase unterschiedlich ausgestaltet ist: So kommen in der Praxis bei der BZML oft sogenannte teildynamische Renten zum Einsatz, in der BOLZ werden hingegen in der Regel sogenannte volldynamische Renten angeboten. Das Ifa hat daher die Ansparphase und die Rentenbezugsphase auch gemeinsam analysiert und dabei folgende Effekte beobachtet:

Bei einer BOLZ mit abgesenkter Garantie sind die garantierte Rentenhöhe sowie der „Wert“ der Rente mit einer großen Wahrscheinlichkeit höher als bei einer BZML mit 100 Prozent Beitragsgarantie. „Diese beiden Größen sind offensichtlich direkt proportional zur Ablaufleistung, sodass sich die Unterschiede, die sich zwischen den Produkten in Bezug auf die Chancen und Risiken der Ablaufleistung ergeben, unmittelbar übertragen“, sagt Ruß.

Chance-Risiko-Profile im Vergleich

Auf die Anfangsrente ließen sich die Effekte aus der Ansparphase allerdings nicht direkt übertragen. Denn diese wäre bei gleichem zur Verrentung anstehenden Kapital bei der volldynamischen Rente geringer als bei der teildynamischen Rente. Der Vorteil der BOLZ aus der Ansparphase sei allerdings sehr groß. Denn in vielen Fällen stünde dort ein höheres Kapital zur Verrentung bereit.

In den meisten betrachteten Fällen wiesen die BOLZ- und BZML-Produkte im Mittelwert ähnliche Anfangsrenten auf. Bei den BOLZ-Produkten wird die Rente dann voraussichtlich stärker steigen und kann insbesondere nie sinken. Auch insgesamt erscheine das Chance-Risiko-Profil einer BOLZ mit reduzierter Garantie aktuell attraktiver als das Chance-Risiko-Profil einer BZML mit 100-prozentiger Beitragsgarantie.

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