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Nachhaltigkeits-Expertin Verena Kienel Welche Rolle spielt der Klimawandel bei der Geldanlage?

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Auch in den USA ist seit dem Amtsantritt von Joe Biden das Thema wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Ebenso auf europäischer Ebene nimmt das Thema Fahrt auf. Der europäische Green Deal, welcher im Dezember 2019 vorgestellt wurde, hat das Ziel bis 2050 in der Europäischen Union die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren und somit als erster Kontinent klimaneutral zu werden.

Im Juli wurde zur Umsetzung ein umfassendes Gesetzespaket von der Europäischen Kommissionen vorgestellt. Wann und inwieweit dies jedoch umgesetzt wird, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

Deutschland muss in diesem Bereich noch nachbessern. Einer Klage gegen das deutsche Klimaschutzgesetz, u.a. wegen unzureichender kurzfristiger Maßnahmen, wurde zuletzt stattgegeben, so dass sich hier noch viel mehr tun muss. Denn Klimaschutz gelingt nicht, indem schwierige Einschnitte und Entscheidungen auf die lange Bank geschoben werden.

Weltwirtschaft, Finanzwirtschaft und den einzelnen Unternehmen kommt eine tragende Rolle zu 

Der Klimawandel betrifft in deutlicher Weise auch die Weltwirtschaft – eine Erkenntnis, die auch erst bei einigen Akteuren angekommen zu sein scheint. Der im Januar 2020 veröffentlichte Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums zählte extreme Wetterbedingungen und Naturkatastrophen, von Menschen gemachte Umweltkatastrophen sowie den Verlust der Artenvielfalt zu den fünf größten Risiken für die Weltwirtschaft.

Auch für die Finanzwirtschaft werden Klimarisiken immer bedeutender. Dies gilt bspw. für Versicherungen und die aus den Auswirkungen des Klimawandels entstehenden Schäden. Aber auch das Bankenwesen, in seiner Rolle als Kreditgeber, Berater und Investor, ist von den Risiken durch Renditeverluste, Kreditausfällen und auch Reputationsrisiken betroffen.

Insbesondere für Unternehmen bedeutet der Klimawandel ökonomische Risiken, die vielerlei Anpassungen u.a. auch in der Lieferkette erforderlich machen. Unternehmen können einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung und Anpassung an den Klimawandel leisten, und dies weit über ihr eigenen Produktionsstandorte hinaus.

In erster Linie zählt die Vermeidung des CO2-Ausstoß in allen Sektoren zu den wichtigsten Anforderungen, die an Unternehmen in allen Sektoren – von Industrie und Energie über Verkehr und Landwirtschaft – gestellt werden. Dass zur Umsetzung dieser Maßnahmen hohe Investitionen notwendig sind, liegt auf der Hand. Demgegenüber stehen jedoch auch Chancen, die durch eine Einsparung des Energie- und Wasserverbrauchs, einer effizienteren Ressourcen- und Rohstoffnutzung sowie der Schaffung neuer Absatzmärkte entstehen.

Von der Politik wird erwartet, dass sie die Wirtschaft und Gesellschaft zukunftsfähig gestaltet. Diese Verantwortung müssen auch Anleger und Anlegerinnen übernehmen, indem sie in zukunftsfähige Unternehmen investieren. Klimaschutz sollte daher auch bei der Geldanlage ein Entscheidungskriterium sein.


Verena Kienel

Über die Autorin:

Verena Kienel ist stellvertretende Leiterin Nachhaltigleitsresearch bei der Ökoworld. Verena ist seit 2017 bei der Ökoworld in der Sustainability-Research-Abteilung tätig. Zuvor hat sie viele Jahre lang im Ausland gearbeitet, davon über 10 Jahre in der Finanzbranche in London und Luxemburg. Während ihrer Zeit in London arbeitete sie für eine globale Investment Bank, wo sie internationale institutionelle Investoren betreute und mittels Risikoanalysen zu internationalen Finanzmärkten beriet.

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