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Welche Schwellenland-Krise? Darum müssen sich Anleihe-Investoren wenig Sorgen machen

In Dollar denominierte Bonds von Unternehmen aus Schwellenländern haben von Jahresbeginn bis Mittwoch 2,3 Prozent zugelegt, zeigen Bloomberg-Daten. Gleichzeitig büßten US-Bonds der Güteklasse Investment Grade 0,2 Prozent ein, für Gold ging es 4,3 Prozent abwärts und für die Aktienkurse weltweit um 0,4 Prozent. Nachdem Währungen von der türkischen Lira bis zum kolumbianischen Peso auf Allzeittiefstände eingebrochen sind, hatten Investoren befürchtet, dass es zu einer Welle von Zahlungsausfällen unter den Bond-Emittenten dieser Länder kommen könnte. Sie argumentieren, dass es den Unternehmen schwerer fallen dürfte, ausreichend Dollar für den Schuldendienst zusammenzukratzen. Für einige Konzerne könnte dies tatsächlich ein Problem darstellen, eine breitere Krise sei jedoch unwahrscheinlich, sagen Experten von AllianceBernstein und Union Investment Privatfonds. Denn viele der Emittenten von Dollar-Bonds sind Exporteure, deren Einnahmen in Fremdwährungen anfallen. Verliert ihre Landeswährung an Wert, steigen gleichzeitig ihre Einnahmen, sobald sie in die eigene Währung umgetauscht werden. Die höheren Zahlungsverpflichtungen werden dadurch also ausgeglichen. „Der Markt ist nicht so anfällig wie oft angenommen“, sagt Shamaila Khan, Vermögensverwalterin für Schwellenmärkte bei AllianceBernstein in New York. „Die große Mehrheit der Unternehmen profitiert von der aktuellen Währungsabwertung. Es besteht kein systemisches Risiko.“ Schwellenland-Währungen befinden sich aus einer Vielzahl von Gründen im freien Fall - in China schwächt sich die Wirtschaft ab, in den USA besteht die Aussicht auf höhere Kreditkosten und weltweit brechen die Rohstoffpreise ein. Brasiliens Real hat zum Dollar seit Jahresbeginn 34 Prozent eingebüßt, für den kolumbianischen Peso ging es 38 Prozent abwärts und für die türkische Lira 26 Prozent. Bond-Investoren zeigen sich davon jedoch relativ unbeeindruckt und rechnen nicht mit negativen Auswirkungen auf den Anleihemarkt. Der Renditeaufschlag für Unternehmensbonds aus Schwellenländern gegenüber US-Treasuries beträgt derzeit etwa 3,8 Prozentpunkte und ist damit geringer als zum Jahresende 2014, sagt JPMorgan. Während der europäischen Schuldenkrise 2011 war der Aufschlag bis auf 5,6 Prozentpunkte geklettert und 2008 sogar auf ein Rekordhoch von 9,9 Prozentpunkten. Die Abgebrühtheit der Investoren ist nicht zuletzt auf die Art der Emittenten zurückzuführen. „Ein paar verstreute Unternehmen müssen eine schwerere Zeit durchmachen“, sagt Drausio Giacomelli, leitender Schwellenmarkt-Stratege bei der Deutsche Bank. Aber „es ist ausreichend verteilt, um nicht als systemische Risiko angesehen zu werden“. Etwa 30 Prozent der Dollar-Bonds im Umlauf wurde von Öl- oder Material-Produzenten emittiert - zwei der wichtigsten Exportsektoren. Sie leiden zwar einerseits unter den fallenden Rohstoffpreisen, die Talfahrt der Wechselkurse lässt sie jedoch größtenteils unbeeindruckt, da ihre Einnahmen in Dollar sind, ein Großteil ihrer Kosten jedoch in der Landeswährung anfällt.
Ein Beispiel ist der mexikanische Staatskonzern Petroleos Mexicanos, dessen Benchmark-Bonds seit Jahresbeginn 1,4 Prozent zugelegt haben, obwohl der Peso elf Prozent absackte und der Ölpreis um 24 Prozent fiel. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr 31 Prozent seines Umsatzes in den USA.
Banken und Finanzfirmen machen mit 38 Prozent Anteil die größte Gruppe unter den Bond-Emittenten aus Schwellenländern aus. Sie sind jedoch aufgrund scharfer Auflagen größtenteils gegen Wechselkursschwankungen abgesichert, erklärt Sergey Dergachev, Vermögensverwalter für Schwellenland-Bonds bei Union Investment in Frankfurt. „Die meisten sind fundamental stark positioniert und flexibel, um solchen Schocks widerstehen zu können“, erläutert er.

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