Laut Analyse von HQ Trust Welcher Anlagestil sich bei steigenden Zinsen lohnt
Die US-Notenbank Fed hat es vorgemacht, im Juli will die EZB nachziehen: Die Notenbanken vieler Industrieländer schwenken gerade nach langen Jahren ultra-niedriger Zinsen auf Zinsanhebungskurs um. Grund sind die vielerorts deutlich angezogenen Inflationsraten.
Wenn das Marktumfeld nun steigende Zinsen verheißt – wie sollten sich Anleger aufstellen? Das hat Sven Lehmann vom Multi-Family-Office HQ Trust untersucht.
Als Indikator für das Zinsumfeld nahm Lehmann die Zinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen. Für die Aktienstrategien zog er sieben geläufige Investmentstile heran, nach Lesart der beiden Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French: Größe, Bewertung, Cashflow, Dividenden, Momentum, Profitabilität und Investitionsgrad. Untersuchungszeitraum waren die Jahre 1963 bis heute.
Am besten entwickelten sich bei steigenden Zinsen kleine Unternehmen. Dahinter folgen günstig bewertete Unternehmen und solche mit hohem Momentum
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Ergebnis: Bei steigenden Zinsen (dunkelblaue Balken) entwickelten sich kleinere Unternehmen am besten – wobei Lehmann hiermit jeweils die 50 Prozent der Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung meint. Diese Kleinen erzielten bei steigenden Zinsen ein um 5,4 Prozent besseres Ergebnis aufs Jahr gerechnet als die Großen. Bei fallenden Zinsen lagen dagegen die großen Unternehmen vorn.
Auch günstig bewertete Unternehmen sowie solche mit einem hohen Momentum schnitten bei steigenden Zinsen gut ab – nämlich 3 Prozent pro Jahr über dem Ergebnis ihrer teureren und zuletzt weniger gut gelaufenen Pendants. Allerdings erwirtschafteten die günstigen und die Momentum-Titel auch bei sinkenden Zinsen eine Überrendite. Das Zinsumfeld scheint somit kaum einen Einfluss auf den Erfolg dieser Investmentstile zu haben.
Den größten Unterschied in der Wertentwicklung machte Lehmann bei der Dividendenrendite aus: Bei steigenden Zinsen entwickelten sich Aktien mit hohen Ausschüttungen um 4 Prozent pro Jahr schlechter als solche mit niedrigen Dividenden. Bei fallenden Zinsen lagen die Ausschüttungskönige dagegen im Mittel 7,5 Prozent vor den Sparsamen.
Die geringste Rolle spielte das Zinsumfeld demnach beim Faktor Bewertung: Bei steigenden Zinsen lag die Mehrrendite bei 3,0, bei sinkenden bei 3,3 Prozent pro Jahr.
Insgesamt wäre der wichtigste Faktor für Anleger, die Investmentstilen folgen, das Momentum gewesen. Denn egal ob die Zinsen stiegen oder fielen: Aktien, die zuletzt gut gelaufen waren, erwirtschafteten in 59 Jahren im Schnitt 6,7 Prozent pro Jahr mehr als die nicht Momentum-getriebenen Titel.