Weltklimagipfel in Rio: Die Zukunft, die wir wollen?
Christoph Butz von Pictet Asset Management
Vom 20. bis 23. Juni werden zahlreiche Delegierte von Ländern, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, aber auch viele Berater und andere Handelsreisende der Nachhaltigkeit nach Rio de Janeiro pilgern, um an der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung teilzunehmen. Das Motto der Veranstaltung, die in Erinnerung an den Weltgipfel vor zwanzig Jahren in Rio auch als „Rio+20“ bezeichnet wird, lautet „Die Zukunft, die wir wollen“.
Meines Erachtens ist dieses Motto völlig irreführend, denn es appelliert an unseren freien Willen und unser gesundes Urteilsvermögen, wo wir doch in dieser Sache überhaupt keine Wahl mehr haben. Uns stellt sich nämlich gar nicht die Frage, ob, sondern nur noch wann wir den Grundsätzen der Nachhaltigkeit endlich Folge leisten. Diese Grundsätze erlauben keine Kompromisse und sind im Kern nicht verhandelbar. Ich spreche hier nicht von einer beliebigen, völlig überstrapazierten und verwässerten Auffassung der Nachhaltigkeit, sondern von echter Nachhaltigkeit.
Echte Nachhaltigkeit ist kein vages Konzept, sondern kann nur innerhalb der biophysikalischen Grenzen unseres Planeten erreicht werden. Wir können ganz einfach nicht im gegenwärtigen Tempo weiter wachsen, konsumieren und die Umwelt verschmutzen, sonst geht die Zivilisation, so wie wir sie kennen, unter. Wenn dereinst zehn Milliarden Menschen einen Lebensstandard erreichen sollen, der auch nur im Entferntesten dem gleicht, was wir als menschenwürdig bezeichnen würden, dann müssen wir unsere Lebensweise fundamental umstellen. Ganz zu schweigen vom verschwenderischen Lebensstil, an den wir uns in den westlichen Ländern gewöhnt haben, Ich glaube, dass die meisten von uns im Innersten wissen, dass dies unumgänglich ist, und dennoch tun wir so als ob und wursteln, in einem Zustand der kollektiven Verdrängung, einfach weiter vor uns hin. Aus thermodynamischer Sicht ist die Erde ein geschlossenes System, das Energie, aber keine Materie mit seiner Umgebung austauscht. Wir haben daher gar keine andere Wahl, als uns innerhalb der Grenzen unserer Erde zu bewegen, es sei denn, wir zögen die Kolonisierung des Weltalls ernsthaft in Erwägung. Dem kürzlich publizierten WWF-Bericht „Living Planet 2012“ zufolge übersteigt unser ökologischer Fussabdruck die verfügbare Biokapazität bereits um 50%, und wenn wir so weiterfahren, brauchen wir bis 2050 bereits zwei Erden, um die zunehmende Nachfrage nach Ressourcen zu befriedigen und unseren Abfall und unsere Umweltverschmutzung zu absorbieren.
Jahr um Jahr treiben wir so unsere ökologischen Schulden in Höhen, die aufgrund ihrer existenziellen Bedeutung die enorm hohen Staatsschulden verblassen lassen. Und für die ökologische Krise stehen uns keine der üblichen Rettungsmassnahmen, Bail-Outs oder quantitative Lockerung zur Verfügung. Ist unser Umweltkredit einmal aufgebraucht, dann wird dies für immer sein. Wir müssen den Kurs unverzüglich ändern und endlich zu einem nachhaltigen Entwicklungsmodell übergehen. Zu diesem Schluss gelangte man tragischerweise bereits beim Weltgipfel in Rio de Janeiro vor 20 Jahren, doch leider folgten auf diese Einsicht kaum ernsthafte Taten und Massnahmen. Wir müssen künftig ausnahmslos in all unseren Handlungen Nachhaltigkeitskriterien befolgen, zumindest in ihrer schwachen Form. „Schwach“ in diesem Zusammenhang heisst keineswegs beliebig oder unverbindlich, sondern bloss, dass wir unsere schwindenden fossilen Ressourcen nicht unbedingt absolut schützen, sondern sie durch etwas anderes ersetzen müssen.
Erdöl ist ein klassisches Beispiel. Laut dem Konzept der schwachen Nachhaltigkeit kann auch dessen vollständige Aufzehrung als „nachhaltig“ erachtet werden, wenn der Erlös aus der Nutzung für den Aufbau alternativer Energiequellen verwendet wird, die künftig und unbegrenzt das gleiche Dienstleistungs- oder Konsumniveau gewährleisten. Leider ist das nicht, was wir in Wirklichkeit beobachten. Öldollars fliessen noch viel zu oft einzig in die Taschen von undemokratischen Regimen und sickern nur selten bis zu den Armen in diesen Ländern durch. Auch werden nur selten namhafte Investitionen in Infrastruktur für erneuerbare Energie gemacht.
Einen ersten Schritt in die richtige Richtung geht der staatliche norwegische Regierungsfonds, der früher unter dem etwas prosaischeren Namen „Petroleum Fund“ bekannt war. Dieser Fonds, ursprünglich gegründet zur Reinvestition der Erlöse aus dem Nordseeöl in andere produktive Ressourcen zugunsten künftiger Generationen, versucht nicht nur, die intergenerationelle, sondern auch die intragenerationelle Dimension der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, indem er ethische Mindestkriterien in seiner Anlagepolitik anwendet und Unternehmen in die Pflicht nimmt, die ihr Soll nicht erfüllen. Dies ist eine löbliche und notwendige Initiative, doch braucht es wesentlich mehr.
Zur Zeit haben nur die wenigsten Unternehmen ein wirklich nachhaltiges Geschäftsmodell, während die Geschäftstätigkeit der meisten Firmen - auch solcher, die aufgrund geschickter Kommunikation oder tatsächlich ergriffener Massnahmen einen solchen ethischen Filter problemlos überstehen - in grundsätzlicher Weise nicht mit der Nachhaltigkeit vereinbar ist. Ressourceneffizienz spielt beim Übergang zu einer nachhaltigeren Welt eine zentrale Rolle. Wir müssen in allen Bereichen unsere Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erhöhen, um aus weniger mehr zu machen. Wir verschwenden Wasser, Energie und natürliche Rohstoffe zulasten künftiger Generationen, nur weil sie immer noch viel zu billig sind. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass Effizienz nur ein erster - wenn auch wichtiger - Schritt sein kann. Effizienz ist eine nötige, aber keine ausreichende Voraussetzung für Nachhaltigkeit.
Ohne eine absolute Begrenzung der Skala unseres menschlichen Handelns wird Effizienz uns nicht retten können, sondern nur den Untergang hinausschieben. Effizienzgewinne werden allzu schnell durch eine entsprechende Zunahme der absoluten Konsummenge zunichte gemacht. Noch schlimmer aber ist, dass erhöhte Effizienz die Erschöpfung der Ressource, die man schützen und erhalten wollte, gar noch beschleunigen kann. Effizienzsteigerungen bewirken nämlich normalerweise niedrigere Input-Kosten, was uns zu höherem Konsum des zu schützenden Gutes veranlasst. Dieser Bumerangeffekt ist auch als ‚Jevons’ Paradox’ bekannt, benannt nach dem englischen Wirtschaftswissenschaftler, der vor mehr als 150 Jahren voraussagte, dass Englands Kohlenminen umso schneller erschöpft sein würden, je billiger und effizienter die Kohlenproduktion würde. Obwohl sich Jevons’ Paradox bei der Kohle gerade nicht bewahrheitete, spricht dies weder gegen den Autor noch gegen das Prinzip selbst.
Kohle ist noch heute die am reichlichsten vorhandene fossile Energieressource. Aber auch sie ist endlich. Aber in diesem Fall ist die Erschöpfbarkeit fast schon ein Luxusproblem. Denn wir werden bloss noch einen kleinen Teil der vorhandenen Kohlereserven überhaupt abbauen oder verbrennen können, ohne unsere Erde weiter zu erwärmen und sie in einen sehr unwirtlichen Lebensraum zu verwandeln.
Die „Green Economy“ der Zukunft, das Hauptanliegen von Rio+20, wird daher in möglichst grossem Umfang auf erneuerbaren Ressourcen und Energien aufbauen müssen. Wieso sollten wir beispielsweise weiterhin in energieintensiven und potentiell umweltverschmutzenden chemischen Verfahren Plastikprodukte oder andere Kunststofffasern aus Öl oder Kohle herstellen, wenn Bäume genauso vielseitig verwendbare Holzfasern nicht nur gratis und ohne Verschmutzung produzieren, sondern dabei auch noch Luft und Wasser filtern und der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen?
Aber Vorsicht! Nicht jede vermeintlich grüne Lösung ist auch tatsächlich nachhaltig. Wenn grosse Mengen fossiler Energieträger für Mechanisierung, Kunstdünger und chemischen Saatschutz verwendet werden, nur um Mais und Soya für Viehfutter oder gar Biotreibstoffe anzubauen, dann macht das schlicht keinen Sinn, solange über eine Milliarde Menschen Hunger leiden. Die verbleibenden fossilen Energieträger müssen viel intelligenter genutzt und so weit wie möglich für den Aufbau erneuerbarer Infrastruktur eingesetzt werden, die es uns erlauben, Sonnen-, Wind- und andere erneuerbare Energien einzufangen, die uns unendlich zur Verfügung stehen. Uns stehen enorme Herausforderungen und Transformationen bevor, die erst finanziert werden müssen. Und hier kommen nachhaltige Investitionen zum Tragen. Die Staaten sind bereits hoffnungslos überschuldet und können die notwendigen Investitionen nicht selbst tätigen. Hingegen können und werden sie bestimmt alles tun, um den Einsatz fossiler Energiequellen zu verteuern und gleichzeitig eine sorgfältige Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu erzwingen, indem sie angemessene Anreize schaffen und alle politischen Massnahmen ausschöpfen, die zu einer Internalisierung schädigender Externalitäten führen.
Unsere Gesellschaft wird es sich ganz einfach nicht mehr leisten können, unsere wertvollsten Ressourcen wie Luft, Wasser, Boden und biologische Vielfalt zu vergeuden, nur weil die Marktpreise in keiner Weise ihre entscheidende Bedeutung für das Überleben unserer Spezies und der anderen Erdenbewohner widerspiegeln. Bald werden daher auch Unternehmen keine Wahl mehr haben. Diejenigen, die sich nicht an die neuen Spielregeln halten, werden nicht überleben, ganz ähnlich wie die vielen Pflanzen- und Tierarten (zu deren Aussterben sie womöglich auch beigetragen haben). Demgegenüber werden Firmen, bei denen Nachhaltigkeitsüberlegungen in jede Geschäftsentscheidung einfliessen und nicht nur Teil ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung sind, fortbestehen und florieren. Die Einbeziehung der richtigen Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien in unsere Anlageentscheidungen kann uns dabei helfen, zu entscheiden, zu welcher der beiden vorerwähnten Kategorien die Unternehmen zählen. Somit dürfte sich langfristig die Investition in Unternehmen, die verantwortlich, das heißt im Rahmen der Ressourcen unserer Erde und ohne Erhöhung unserer ökologischen Schulden gegenüber künftigen Generationen, handeln, nicht nur als moralisch richtig, sondern unweigerlich auch als die erfolgreichere Anlagestrategie erweisen.
Echte Nachhaltigkeit ist kein vages Konzept, sondern kann nur innerhalb der biophysikalischen Grenzen unseres Planeten erreicht werden. Wir können ganz einfach nicht im gegenwärtigen Tempo weiter wachsen, konsumieren und die Umwelt verschmutzen, sonst geht die Zivilisation, so wie wir sie kennen, unter. Wenn dereinst zehn Milliarden Menschen einen Lebensstandard erreichen sollen, der auch nur im Entferntesten dem gleicht, was wir als menschenwürdig bezeichnen würden, dann müssen wir unsere Lebensweise fundamental umstellen. Ganz zu schweigen vom verschwenderischen Lebensstil, an den wir uns in den westlichen Ländern gewöhnt haben, Ich glaube, dass die meisten von uns im Innersten wissen, dass dies unumgänglich ist, und dennoch tun wir so als ob und wursteln, in einem Zustand der kollektiven Verdrängung, einfach weiter vor uns hin. Aus thermodynamischer Sicht ist die Erde ein geschlossenes System, das Energie, aber keine Materie mit seiner Umgebung austauscht. Wir haben daher gar keine andere Wahl, als uns innerhalb der Grenzen unserer Erde zu bewegen, es sei denn, wir zögen die Kolonisierung des Weltalls ernsthaft in Erwägung. Dem kürzlich publizierten WWF-Bericht „Living Planet 2012“ zufolge übersteigt unser ökologischer Fussabdruck die verfügbare Biokapazität bereits um 50%, und wenn wir so weiterfahren, brauchen wir bis 2050 bereits zwei Erden, um die zunehmende Nachfrage nach Ressourcen zu befriedigen und unseren Abfall und unsere Umweltverschmutzung zu absorbieren.
Jahr um Jahr treiben wir so unsere ökologischen Schulden in Höhen, die aufgrund ihrer existenziellen Bedeutung die enorm hohen Staatsschulden verblassen lassen. Und für die ökologische Krise stehen uns keine der üblichen Rettungsmassnahmen, Bail-Outs oder quantitative Lockerung zur Verfügung. Ist unser Umweltkredit einmal aufgebraucht, dann wird dies für immer sein. Wir müssen den Kurs unverzüglich ändern und endlich zu einem nachhaltigen Entwicklungsmodell übergehen. Zu diesem Schluss gelangte man tragischerweise bereits beim Weltgipfel in Rio de Janeiro vor 20 Jahren, doch leider folgten auf diese Einsicht kaum ernsthafte Taten und Massnahmen. Wir müssen künftig ausnahmslos in all unseren Handlungen Nachhaltigkeitskriterien befolgen, zumindest in ihrer schwachen Form. „Schwach“ in diesem Zusammenhang heisst keineswegs beliebig oder unverbindlich, sondern bloss, dass wir unsere schwindenden fossilen Ressourcen nicht unbedingt absolut schützen, sondern sie durch etwas anderes ersetzen müssen.
Erdöl ist ein klassisches Beispiel. Laut dem Konzept der schwachen Nachhaltigkeit kann auch dessen vollständige Aufzehrung als „nachhaltig“ erachtet werden, wenn der Erlös aus der Nutzung für den Aufbau alternativer Energiequellen verwendet wird, die künftig und unbegrenzt das gleiche Dienstleistungs- oder Konsumniveau gewährleisten. Leider ist das nicht, was wir in Wirklichkeit beobachten. Öldollars fliessen noch viel zu oft einzig in die Taschen von undemokratischen Regimen und sickern nur selten bis zu den Armen in diesen Ländern durch. Auch werden nur selten namhafte Investitionen in Infrastruktur für erneuerbare Energie gemacht.
Einen ersten Schritt in die richtige Richtung geht der staatliche norwegische Regierungsfonds, der früher unter dem etwas prosaischeren Namen „Petroleum Fund“ bekannt war. Dieser Fonds, ursprünglich gegründet zur Reinvestition der Erlöse aus dem Nordseeöl in andere produktive Ressourcen zugunsten künftiger Generationen, versucht nicht nur, die intergenerationelle, sondern auch die intragenerationelle Dimension der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, indem er ethische Mindestkriterien in seiner Anlagepolitik anwendet und Unternehmen in die Pflicht nimmt, die ihr Soll nicht erfüllen. Dies ist eine löbliche und notwendige Initiative, doch braucht es wesentlich mehr.
Zur Zeit haben nur die wenigsten Unternehmen ein wirklich nachhaltiges Geschäftsmodell, während die Geschäftstätigkeit der meisten Firmen - auch solcher, die aufgrund geschickter Kommunikation oder tatsächlich ergriffener Massnahmen einen solchen ethischen Filter problemlos überstehen - in grundsätzlicher Weise nicht mit der Nachhaltigkeit vereinbar ist. Ressourceneffizienz spielt beim Übergang zu einer nachhaltigeren Welt eine zentrale Rolle. Wir müssen in allen Bereichen unsere Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erhöhen, um aus weniger mehr zu machen. Wir verschwenden Wasser, Energie und natürliche Rohstoffe zulasten künftiger Generationen, nur weil sie immer noch viel zu billig sind. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass Effizienz nur ein erster - wenn auch wichtiger - Schritt sein kann. Effizienz ist eine nötige, aber keine ausreichende Voraussetzung für Nachhaltigkeit.
Ohne eine absolute Begrenzung der Skala unseres menschlichen Handelns wird Effizienz uns nicht retten können, sondern nur den Untergang hinausschieben. Effizienzgewinne werden allzu schnell durch eine entsprechende Zunahme der absoluten Konsummenge zunichte gemacht. Noch schlimmer aber ist, dass erhöhte Effizienz die Erschöpfung der Ressource, die man schützen und erhalten wollte, gar noch beschleunigen kann. Effizienzsteigerungen bewirken nämlich normalerweise niedrigere Input-Kosten, was uns zu höherem Konsum des zu schützenden Gutes veranlasst. Dieser Bumerangeffekt ist auch als ‚Jevons’ Paradox’ bekannt, benannt nach dem englischen Wirtschaftswissenschaftler, der vor mehr als 150 Jahren voraussagte, dass Englands Kohlenminen umso schneller erschöpft sein würden, je billiger und effizienter die Kohlenproduktion würde. Obwohl sich Jevons’ Paradox bei der Kohle gerade nicht bewahrheitete, spricht dies weder gegen den Autor noch gegen das Prinzip selbst.
Kohle ist noch heute die am reichlichsten vorhandene fossile Energieressource. Aber auch sie ist endlich. Aber in diesem Fall ist die Erschöpfbarkeit fast schon ein Luxusproblem. Denn wir werden bloss noch einen kleinen Teil der vorhandenen Kohlereserven überhaupt abbauen oder verbrennen können, ohne unsere Erde weiter zu erwärmen und sie in einen sehr unwirtlichen Lebensraum zu verwandeln.
Die „Green Economy“ der Zukunft, das Hauptanliegen von Rio+20, wird daher in möglichst grossem Umfang auf erneuerbaren Ressourcen und Energien aufbauen müssen. Wieso sollten wir beispielsweise weiterhin in energieintensiven und potentiell umweltverschmutzenden chemischen Verfahren Plastikprodukte oder andere Kunststofffasern aus Öl oder Kohle herstellen, wenn Bäume genauso vielseitig verwendbare Holzfasern nicht nur gratis und ohne Verschmutzung produzieren, sondern dabei auch noch Luft und Wasser filtern und der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen?
Aber Vorsicht! Nicht jede vermeintlich grüne Lösung ist auch tatsächlich nachhaltig. Wenn grosse Mengen fossiler Energieträger für Mechanisierung, Kunstdünger und chemischen Saatschutz verwendet werden, nur um Mais und Soya für Viehfutter oder gar Biotreibstoffe anzubauen, dann macht das schlicht keinen Sinn, solange über eine Milliarde Menschen Hunger leiden. Die verbleibenden fossilen Energieträger müssen viel intelligenter genutzt und so weit wie möglich für den Aufbau erneuerbarer Infrastruktur eingesetzt werden, die es uns erlauben, Sonnen-, Wind- und andere erneuerbare Energien einzufangen, die uns unendlich zur Verfügung stehen. Uns stehen enorme Herausforderungen und Transformationen bevor, die erst finanziert werden müssen. Und hier kommen nachhaltige Investitionen zum Tragen. Die Staaten sind bereits hoffnungslos überschuldet und können die notwendigen Investitionen nicht selbst tätigen. Hingegen können und werden sie bestimmt alles tun, um den Einsatz fossiler Energiequellen zu verteuern und gleichzeitig eine sorgfältige Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu erzwingen, indem sie angemessene Anreize schaffen und alle politischen Massnahmen ausschöpfen, die zu einer Internalisierung schädigender Externalitäten führen.
Unsere Gesellschaft wird es sich ganz einfach nicht mehr leisten können, unsere wertvollsten Ressourcen wie Luft, Wasser, Boden und biologische Vielfalt zu vergeuden, nur weil die Marktpreise in keiner Weise ihre entscheidende Bedeutung für das Überleben unserer Spezies und der anderen Erdenbewohner widerspiegeln. Bald werden daher auch Unternehmen keine Wahl mehr haben. Diejenigen, die sich nicht an die neuen Spielregeln halten, werden nicht überleben, ganz ähnlich wie die vielen Pflanzen- und Tierarten (zu deren Aussterben sie womöglich auch beigetragen haben). Demgegenüber werden Firmen, bei denen Nachhaltigkeitsüberlegungen in jede Geschäftsentscheidung einfliessen und nicht nur Teil ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung sind, fortbestehen und florieren. Die Einbeziehung der richtigen Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien in unsere Anlageentscheidungen kann uns dabei helfen, zu entscheiden, zu welcher der beiden vorerwähnten Kategorien die Unternehmen zählen. Somit dürfte sich langfristig die Investition in Unternehmen, die verantwortlich, das heißt im Rahmen der Ressourcen unserer Erde und ohne Erhöhung unserer ökologischen Schulden gegenüber künftigen Generationen, handeln, nicht nur als moralisch richtig, sondern unweigerlich auch als die erfolgreichere Anlagestrategie erweisen.
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