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Aktualisiert am 03.04.2008 - 11:05 UhrLesedauer: 3 Minuten

Weltmärkte: Zeichen des Aufbruchs

An der Börse wird gehandelt, was derzeit nur besser werden kann: die Zukunft. Schon sehen Experten den Dax bei 8.000 Punkten und den Dollar als Chancenwährung.
Für die USA stehen die Chancen weiter fifty-fifty: Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist etwa genauso groß wie die, dass sie ausbleibt. Ob es 2008 wirklich zwei Quartale mit Nullwachstum geben wird, wissen Statistiker erst in der Zukunft ganz genau. Eins gilt aber als sicher: Der US-Aktienmarkt dürfte, Rezession ja oder nein, zu den Gewinnern gehören.
Der Index für das Verbrauchervertrauen des Conference Board ist im Februar ein - gebrochen. Kein Wunder, denn auch der viel beachtete Industrieindex Philly-Fed hat jüngst ein neues Rekordtief erreicht. Zudem haben die US-Konsumenten immer weniger Spielraum für außerordentliche Konsumwünsche. Im Januar lag die Teuerungsrate auf Jahressicht bei 4,3 Prozent. Schuld sind steigende Kosten für Energie und Lebensmittel. „Agflation“, heißt die jüngste Wortschöpfung der Ökonomen, mit der sie den enormen Preisanstieg bei landwirtschaftlichen Produkten zum Ausdruck bringen.
Alles in allem klingt das nach Endzeit. Gleichzeitig ist diese Entwicklung jedoch auch ein Zeichen zum Aufbruch: Schlimmer geht’s nimmer, und jede Sache ist es wert, von zwei Seiten betrachtet zu werden. So verbesserten die hohen Preise für Agrarrohstoffe im vergangenen Jahr Amerikas Handelsbilanz. Die US-Agrarexporte stiegen auf Jahressicht um 20 Prozent. Das ist gut für das Land mit chronischem Leistungsbilanzdefizit. Freuen können sich darüber US-Farmer im Mittleren Westen.
Auch die texanischen Ölförderer und Technologiefirmen aus Silicon Valley sind kaum von der heimischen Käuferstimmung abhängig. Und schon könnte sich der Export zur neuen Stütze der US-Wirtschaft entwickeln, weil durch den schwachen Dollar amerikanische Waren weltweit billig zu haben sind. General Electric zum Beispiel erwartet ein 10-prozentiges Umsatzplus in diesem Jahr. Der Mischkonzern verdient kräftig am Geschäft mit dem Aufbau der Infrastruktur in Schwellenländern.

Wirtschaftsfrühling in Amerika

Die aufstrebenden Märkte dürften nicht nur das vom Glühbirnenerfinder Thomas Edison gegründete Unternehmen auffangen. Nach Meinung der Experten der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds können sie eine weltweite Wachstumsdelle verhindern. Denn der dortige Nachholbedarf ist riesig und kann mithilfe von Petrodollars und anderen Devisen aus dem Rohstoffhandel bezahlt werden.
Exportweltmeister Deutschland wird davon aber kaum profitieren können. Der Wechselkursvorteil der US-Exporteure erweist sich für die deutschen Unternehmen als Nachteil. „Mit jedem Monat, den der Euro auf seinem hohen Niveau bleibt, steigt der Druck auf die Exporteure, die Preise zu erhöhen“, erklärt Andreas Scheuerle, Deutschland-Analyst der Dekabank. „Auf lange Sicht lassen sich die geringen Exportmargen nicht durchhalten.“

Konjunkturherbst in Deutschland

„Das Wachstum nähert sich im ersten Halbjahr gefährlich der Nulllinie“, so Scheuerle weiter. Deutschlands Firmen dürfte die Konjunkturdelle aber nicht sehr weh tun. Sie können den Sommer auf prallen Auftragspolstern aussitzen. Im Herbst dürfte die Welt dann wieder freundlicher aussehen, so Scheuerle: „Die Voraussetzungen für die Fortsetzung des Wachstumskurses im zweiten Halbjahr bleiben gut.“
Aufhellen dürfte sich dann auch die Stimmung an der Börse. „Sobald sich die Unsicherheit infolge der US-Immobilienkrise gelegt hat, rücken die Chancen der Aktienmärkte wieder in den Vordergrund“, erklärt Ingo Mainert. Der Investment-Chef der Fondsgesellschaft Cominvest hält an seiner Dax-Prognose fest. Über 8.000 Punkte erwartet er beim deutschen Leitindex Ende 2008. Für den gesamteuropäischen Aktienmarkt sieht es nicht ganz so rosig aus. Die Vermögensverwalter der ING gewichten europäische Dividendentitel derzeit unter. Denn steigende Lohn- und Rohstoffkosten drückten zu sehr auf die Gewinnmargen„An Europas Börsen werden derzeit Ertragsrückgänge von 10 Prozent eingepreist“, erklärt Matthias Schellenberg, Deutschland- Geschäftsführer der niederländischen ING Investment Management. Bei US -Titeln beträgt der Kursabschlag dagegen 15 Prozent. Schellenberg: „Die Wall Street bietet einen größeren Puffer, sollte die Ertragslage enttäuschen.“ Damit seien US-Titel fair bewertet. Schnäppchenpreise sieht er dagegen an den japanischen Börsen. Japan profitiere von seiner Lage inmitten ei einer Boomregion. Das Bruttoinlandsprodukt der Inseln stieg im vierten Quartal 2007 überraschend um 0,9 Prozent. Auf Jahressicht verzeichnet Japan ein Wirtschaftswachstum von mehr als 2 Prozent, nachdem es mehr als zehn Jahre lang auf der Stelle trat. Für Mattia Nocera vom Vermögensverwalter Belgrave ist Japan „der günstigste Aktienmarkt der Welt“.

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