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Welttag der Ozeane Plastik: Fluch oder Segen?

Angeschwemmter Plastikmüll: Der Konsumgütersektor steht beim Recycling vor den größten Herausforderungen.
Angeschwemmter Plastikmüll: Der Konsumgütersektor steht beim Recycling vor den größten Herausforderungen. | Foto: imago images / Cavan Images

Wenn Restaurantgäste eine Fischsuppe bestellen, ist den meisten von ihnen nicht bewusst, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Mikrokunststoffe auf dem Speiseplan stehen. Der Grund: Unter der Meeresoberfläche schwimmen Milliarden Tonnen Kunststoff. Diese unappetitliche Melange im Meer gilt als Paradebeispiel für die weltweiten Verschmutzungsprobleme. Sollte also einfach auf Plastik verzichtet werden? Ganz so einfach ist es nach Ansicht von Befürwortern nicht: Sie argumentieren, dass Kunststoff, der auf Langlebigkeit ausgelegt ist, zu den haltbarsten und nachhaltigsten Materialien zählt und eine Reihe von gesuchten Eigenschaften bietet.

Kunststoff punktet mit vielen Vorteilen

Zu den Vorteilen von Kunststoff gehören seine Festigkeit, sein geringes Gewicht, die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sowie die relativ niedrigen Kosten. Verschiedene Arten von Kunststoffen wie beispielsweise PET, PVC, PP bieten jeweils besondere Eigenschaften. Der ausgeklügelte Einsatz in verschiedenen Branchen macht die Vorteile des Materials deutlich. Bei vielen Anwendungen ist eine bessere Alternative zu teuer oder wurde einfach noch nicht gefunden. In einigen Bereichen kann oder sollte Kunststoff zwar durch andere Materialien ersetzt werden, aber dies ist längst nicht immer der Fall. Die Flugzeug- und Transportindustrie profitiert von korrosionsbeständigen, starken und leichten Kunststoffteilen: Leichter Kunststoff spart Treibstoff und reduziert den Ausstoß von Treibhausgasen. Die Hersteller von Schutzausrüstungen sind stark auf Kunststoff angewiesen, damit Helme, Schutzbrillen und anderen Ausrüstungen den Trägern ausreichend Gesundheitsschutz und Sicherheit bieten. Und Lebensmittelverpackungen? Es gibt einige Vorteile: Moderne Kunststoffverpackungen können die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern und dadurch Lebensmittelabfälle reduzieren.

Wegwerfplastik wird uns noch Jahrhunderte begleiten

Leider bringt Plastik jedoch auch einen wesentlichen Nachteil mit sich: Die Entsorgung. Die bisher gefundenen Lösungen waren bislang nicht ausreichend – mit der Folge, dass in Ozeanen eine Unmenge von Plastik schwappt. Einer Studie des Weltwirtschaftsforums und der Ellen MacArthur Foundation zufolge werden die Ozeane 2050 mehr Plastik als Fisch enthalten. Dies hängt mit der ständig steigenden Produktion von Kunststoffen und deren unglaublich langer Lebensdauer zusammen. Um es in Zahlen auszudrücken: 1950 lag die weltweite Jahresproduktion bei 1,5 Millionen Tonnen, 2018 war sie mit 359 Millionen Tonnen rund 240-mal so hoch. Das Problem dabei: So genanntes „Wegwerfplastik“ lässt sich nicht so leicht beseitigen und wird uns aufgrund der langen Zersetzungszeit noch über Jahrhunderte begleiten. Sie liegt bei Kunststoffflaschen bei rund 450 Jahren und bei anderen Kunststoffabfällen bei bis zum 1.000 Jahren. Wegen seiner Langlebigkeit ist die sachgerechte Entsorgung daher entscheidend.

Wie kann das Entsorgungsproblem gelöst werden?

Um das Plastikdilemma zu lösen, können zwei Wege beschritten werden: Die Quelle der Verschmutzungsursache beseitigen oder etwas gegen ihre Folgen tun. Um die Quelle zu beseitigen, gibt es weltweit immer neue Vorschriften. Die bekannteste ist die EU-Einwegplastik-Richtlinie, ein EU-weites Verbot von Einwegprodukten wie Wattestäbchen, Strohhalmen, Tellern und Besteck ab 2021. Die EU-Richtlinie ist nicht die einzige. In den Grundsätzen für verantwortungsvolles Investieren der Vereinten Nationen (UN PRI) ist die Geschichte der Einwegplastikvorschriften in einer Grafik dargestellt, die den schnell zunehmenden Fokus auf das Thema veranschaulicht. Die Unternehmen nehmen dies zur Kenntnis. Diese Einwegplastikvorschriften behandeln die Ursache der Verschmutzung – ein logischer Anfang, um die Kunststoffverschmutzung in den Griff zu bekommen.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: So landen derzeit immer noch mehr als 40 Prozent der weltweit verwendeten Kunststoffe auf den Mülldeponien. Jahrzehntelang haben sich die westlichen Länder des Problems entledigt, indem sie ihren Müll – einschließlich Kunststoffabfall – in Entwicklungsländer mit laxen Regelungen verschifften. Aber die Zeiten ändern sich, und die Abfallannahme wird zunehmend abgelehnt. Das bekannteste Beispiel dafür ist Chinas Einfuhrstopp für Kunststoffabfälle.