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Weltweit steigende Schulden „Gefahr einer Krise in den Schwellenländern wächst“

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Fehlbetrag steigt weiter

Manch einer hatte erwartet, dass die Zölle, die Trump ein­geführt hat, die Situation entspannen würde. Theoretisch müsste das auch so sein. Denn wenn die Importe in den USA teurer werden, müssten die Amerikaner eigentlich weniger Güter im Ausland kaufen. Die Einfuhren müssten zurückgehen. Die außenwirtschaftliche Bilanz müsste daher nicht mehr ein so großes Loch aufweisen.

»Wenn die Leistungsbilanz ausgeglichen wäre, könnten knapp 5 Millionen neue Jobs geschaffen werden.«

Diese Überlegungen standen sicher auch hinter der Aussage Trumps, nichts sei leichter als einen Handelskrieg zu gewinnen. Tatsächlich ist es aber ganz anders gekommen. Allein von 2017 bis 2019, also in den Jahren, in denen die Zölle so richtig Wirkung entfalten, steigt der Fehlbetrag um 200 Milliarden US-Dollar.

5 Gründe gegen hohes Defizit

Nun kann man fragen, was ist daran so schlimm? Die Ame­rikaner hatten doch schon immer ein Defizit. Aber wenn es so hoch ist, ist es schon sehr schlimm.

Erstens werden die Produktionsmöglichkeiten der USA nicht so genutzt, wie es eigentlich möglich wäre. Wenn die Leistungsbilanz ausgeglichen wäre, könnten die USA rein rechnerisch über 3 Prozent mehr herstellen. Es könnten knapp 5 Millionen neue Jobs geschaffen werden. Das ist schon ein Wort, gerade für Trump und seine Wähler.

Zweitens müssten die Zinsen nicht so stark steigen. Die höheren Zinsen kommen nämlich nicht durch die angeblich überzogene Notenbankpolitik, wie Trump meint. Wenn die USA eine ausgeglichene Leistungsbilanz hätten, müssten sie sich nicht im Ausland verschulden. Die Nachfrage nach Kapital wäre geringer. Und damit wäre auch der Preis des Kapitals, also der Zins, niedriger.

Drittens würde sich das Schuldenproblem in der Welt nicht so stark verschärfen. Zur starken Verschuldung von Unter­nehmen und Staaten rund um den Globus kommt jetzt der steigende Kapitalbedarf der USA. Er droht kleinere Schuld­ner zu verdrängen (crowding out) und sie in noch größere Probleme zu bringen. Schon derzeit wird aus den Schwel­len- und Entwicklungsländern in erheblichem Maße Kapital abgezogen und in die USA transferiert. Die Gefahr einer Schuldenkrise in der Welt, vor der der IWF auf seiner Jah­restagung letzte Woche so eindringlich warnte, wäre ohne das US-Leistungsbilanzdefizit geringer.

Viertens wäre die Abhängigkeit der USA von ausländischen Gläubigern nicht so groß. Derzeit schwebt über den USA stets das Damoklesschwert, dass die Chinesen zum Bei­spiel eines Tages den Hahn zudrehen und kein neues Kapi­tal mehr zur Verfügung stellen. Noch schlimmer wäre, wenn sie ihre Bestände an US-Treasuries auf den Markt werfen und damit die USA unter Druck setzen würden. Bisher ha­ben sie das noch nicht getan. Aber die Möglichkeit besteht immer. Die Chinesen sind einer der größten Gläubiger der Vereinigten Staaten.

Fünftens schließlich ist das Leistungsbilanzdefizit auch eine Hypothek für den Wechselkurs. Wenn es sich erhöht, schwächt das den Dollar und bewirkt für sich genommen eine Abwertung. Es gibt zwar viele Dinge, die am Devisen­markt eine Rolle spielen, aber die Leistungsbilanz gehört nicht zu den geringsten. Allerdings vermute ich, dass Prä­sident Trump eine Abwertung des Dollars nicht ganz unlieb wäre, weil es die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft stärken würde.

Wichtig für den Anleger 

Das steigende Leistungsbilanzdefizit der USA kommt als weiteres Problem zu den vielen schon existierenden Un­gleichgewichten in der Welt hinzu. Es lastet auf den Kapital­märkten und macht die Lage noch labiler. Die Einschätzung der Entwicklung wird noch schwieriger. Das fällt insbeson­dere dann ins Gewicht, wenn die Märkte wie in diesen Wo­chen ohnehin nervös und unsicher sind.

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