Volkswirt Axel Angermann
Wettbewerbsfähigkeit: Wie der Staat helfen kann

Volkswirt Axel Angermann
Zweitens geht von Subventionen die Gefahr aus, dass damit bereits bekannte Lösungsansätze bevorzugt werden, von denen meistens nicht klar ist, in welchem Maße sie tatsächlich zum Klimaschutz beitragen. Die EU täte deshalb gut daran, ihr ursprüngliches Vorgehen nicht komplett über Bord zu werfen, um sich in einen Subventionswettlauf mit den USA zu begeben.
Angesichts eines Subventionsvolumens von...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Zweitens geht von Subventionen die Gefahr aus, dass damit bereits bekannte Lösungsansätze bevorzugt werden, von denen meistens nicht klar ist, in welchem Maße sie tatsächlich zum Klimaschutz beitragen. Die EU täte deshalb gut daran, ihr ursprüngliches Vorgehen nicht komplett über Bord zu werfen, um sich in einen Subventionswettlauf mit den USA zu begeben.
Angesichts eines Subventionsvolumens von etwas mehr als 2 Prozent der gesamten Ausrüstungsinvestitionen in den USA und der Größe der Aufgabe der ökologischen Transformation erscheint das an die Wand gemalte Szenario eines umfassenden Niedergangs der europäischen Industrie nicht wirklich plausibel.
Auf europäischer und einzelstaatlicher Ebene verbleiben eine ganze Reihe von Aufgaben und Tätigkeitsfeldern, mit denen der Strukturwandel im Zuge der ökologischen Transformation begleitet und vorangetrieben und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen gefördert werden kann.
In der aktuellen Diskussion um den „Inflation Reduction Act“ zeigt sich erneut ein Ringen zwischen einem Ansatz, der primär auf ergebnisoffene Marktprozesse setzt und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen in den Blick nimmt, und einem Vorgehen, das eher darauf abzielt, sich von den Zumutungen eines globalen Wettbewerbs abzukoppeln.
Deutlich wird dies vor allem in der Forderung, EU-Subventionen für grüne Techniken mit neuen Schulden auf EU-Ebene zu finanzieren. Das würde das Tor zu einer umfassenden Transferunion weiter aufstoßen. Zielführend ist das nicht, weil so Anreize für notwendige Strukturreformen in den einzelnen Ländern geschwächt werden. Eine wirkliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der EU als Ganzes wird so gerade nicht erreicht.
Besser wäre es, wenn sich die EU nicht auf einen Subventionswettlauf mit den USA einlassen würde, sondern eigenständige und ökonomisch überlegene Lösungsansätze für die ökologische Transformation der Wirtschaft entwickeln würde.
Über den Autor
Neue Artikel der Denker der Wirtschaft