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Weltwirtschaftsforum in Davos „Nur so kann man den derzeitigen Teufelskreis durchbrechen“

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Fed sollte Zinsen stärker anheben

Seit einigen Tagen steigen, trotz ungünstigen Eurokurses, auch die europäischen Aktienmärkte wieder an. Der Dax hat am Dienstag ein neues Allzeithoch erreicht und peilt jetzt, da sind sich viele Analysten einig, die 14.000 Punkte an. Vermehrt fließt derzeit Geld über den Atlantik nach Europa, US-Anleger investieren in europäische Aktien, weil sie vom steigenden Euro-Kurs profitieren wollen.

Durch das abfließende Geld schwächen sie den Dollar weiter, und es wird noch attraktiver für sie, im Ausland zu investieren. Eigentlich ist in dieser Situation die Fed gefordert. Sie müsste die Zinsen stärker anheben, als derzeit von den Investoren erwartet wird. Eine geänderte Zinspolitik der Fed würde den Dollar vermutlich dann schnell ansteigen lassen. Nur so kann der derzeitige Teufelskreis nachhaltig durchbrochen werden.

Ob es dazu jedoch in der nächsten Zeit kommen wird, ist mehr als fraglich. Ein preiswerter Dollar stützt die US-Wirtschaft derzeit nachhaltig. Donald Trump zumindest stört sich daran derzeit nicht. Am 5. Februar übernimmt der von ihm ausgewählte Jerome Powell das Amt des Notenbank-Chefs. Beobachter gehen nicht davon aus, dass sich der neue Fed-Chef als erste Amtshandlung sofort mit seinem Präsidenten anlegen wird. Anleger sollten sich also auf einen weiterhin schwachen Dollar einstellen. Die europäischen Aktienmärkte, besonders der Dax, erhalten durch den starken Kapitalzufluss aus den USA derzeit Rückenwind.

Aber die Kapitalzuflüsse aus Übersee sind nicht der einzige Grund für den stabilen Aufwärtstrend. Acht Jahre in Folge ist die deutsche Wirtschaft nun schon gewachsen. Und ein Ende ist weiter nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, der Optimismus ist nach wie vor ungebrochen. Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Januar kräftiger verbessert als erwartet.

Günstige weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die derzeitige Lagebeurteilung ist die beste seit Beginn der Umfrage im Dezember 1991. Vor allem der private Konsum, lange Zeit eher schwach in Deutschland ausgeprägt, hat sich zu einem stabilen Fundament des Wachstums entwickelt. Aber auch die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verbesserten sich im Januar erheblich. Der entsprechende Indikator stieg um 2,8 Punkte, gegenüber dem Vormonat, auf 31,8. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum erhöhte sich um 5,7, auf 56,4 Zähler.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen während des Weltwirtschaftsforums in Davos können also kaum besser sein. Wobei eine aktuelle Studie zur sozialen Ungleichheit der Organisation Oxfam kurz vor Beginn des Treffens den Finger in die Wunde gelegt hat. Demnach wächst der Reichtum der Reichen rasant, zu Lasten der ärmeren Bevölkerung.
Das reichste Prozent der Weltbevölkerung besitzt laut dem Oxfam-Bericht mehr Vermögen als die anderen 99 Prozent zusammen. Die Schere zwischen Reich und Arm geht weltweit immer weiter auseinander und alle zwei Tage kommt irgendwo auf der Welt ein neuer Dollar-Milliardär hinzu. Eine Näherin in Bangladesch muss derzeit ihr ganzes Leben arbeiten, um so viel zu verdienen wie der Chef eines führenden Modekonzerns in vier Tagen. Auch wenn es berechtigte Kritik an der Datengrundlage und Interpretation gibt, wird die Elite in Davos kaum an diesem Thema vorbeikommen.

Derzeit sind die Probleme der Teilnehmer allerdings viel profaner. Sie müssen erst einmal Davos erreichen. Am Montag verzeichnete Davos 1,75 Meter Schnee, den zweithöchsten Stand seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen 1931. Selbst die Anreise per Helikopter ist nicht unproblematisch, der Landeplatz war wegen mangelnder Sicht teilweise lahmgelegt. Zum Abschluss, am letzten Tag, des Forums wird dann noch der Milliardär Donald Trump erwartet. Er will allen zeigen, wer in der Weltwirtschaft das Sagen hat. Aber vielleicht verhindern ja die Schneemassen genau das. Es gibt sicher einige Teilnehmer am Forum, die dann hörbar aufatmen.

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