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Wenig neue Kredite Trotz Negativzinsen: Banken parken ihre Einlagen bei EZB

Seit Juni 2014, als die EZB die Zinsen unter Null gesenkt hat, sind die Einlagen bei Euroraum-Banken um 802 Milliarden Euro geklettert, wie aus Zentralbankdaten bis Ende Januar hervorgeht. Die Ausleihungen an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und Verbraucher im Währungsraum sind im gleichen Zeitraum um 169 Milliarden Euro gestiegen, während die Einlagen bei der EZB, die über die erforderlichen Reserven hinausgehen, um 1,1 Billionen Euro zugelegt haben.

Negativzinsen sollen eigentlich die Fremdkapitalkosten nach unten drücken und dadurch das Kreditgeschäft anschieben. Aber in einigen Euroraum-Ländern haben Banken die Darlehensvergabe reduziert, weil sie mit Bergen von notleidenden Krediten und schwacher Kapitalausstattung zu kämpfen haben. Zwar sind die Banken mittlerweile finanziell solider, aber es gibt wenig Nachfrage nach Geld wegen der Unsicherheiten um den Welthandels und das Wachstums in der Region. Banken- und Staatsschuldenkrisen in einigen Euroraum-Ländern haben auch die grenzüberschreitende Kreditvergabe gedämpft.

“Es handelt sich um Probleme der Nachfrageseite in den skandinavischen Ländern, Deutschland, Österreich und den Niederlanden", sagt Jan Schildbach, Leiter Analyse für Banken- und Finanzmärkte bei der Deutsche Bank AG in Frankfurt. “Im Süden ist es die Angebotsseite. Einlagenwachstum, insbesondere von Unternehmen, ist wahrscheinlich ein Signal für diese schwache Nachfrage in vielen Ländern."

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Die EZB hat den Einlagensatz in vier Stufen auf minus 0,4 Prozent gesenkt. Das bedeutet, dass Banken jährlich 0,4 Prozent für die von ihnen bei der EZB geparkten Überschussreserven zahlen. Die an die Notenbank im vergangenen Jahr gezahlten Zinsen auf diese Gelder summieren sich auf 3,6 Milliarden Euro, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.

Auch wenn die Negativzinsen nicht zu einer Kreditwelle führten, haben sie zumindest den Rückgang gestoppt. In den zwei Jahren vor Juni 2014 sind Kredite an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und an private Haushalte um 5,2 Prozent gesunken. 2015 sind sie um 0,5 Prozent und 2016 um 1,4 Prozent gestiegen.

Einige Banken haben Unternehmenskunden für Einlagen zur Kasse gebeten, und dennoch sind die von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors gehaltenen Mittel um 18 Prozent gestiegen, seit die Zinsen in den Negativ-Bereich abgerutscht sind, zeigen EZB-Daten. Die Spareinlagen von Privatpersonen, die für Einlagen nicht belastet werden, haben um 7,6 Prozent zugelegt.