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EZB-Ausblick Wenig Neues im Oktober, Spannung im Dezember

EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde: Die niedrige Inflation stellt die Währungshüter in der Eurozone weiterhin vor Herausforderungen. | Foto: imago images / Xinhua
Konstantin Veit, Pimco

Wenn der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, 29. Oktober, tagt, erwarten wir keine Änderung der Geldpolitik. Blicken wir etwas weiter voraus, dann rechnen wir damit, dass der Rat das Pandemie-Notfall-Aufkaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) im Dezember abermals erweitern und aufstocken wird. Der Grund: Der Ausblick für die Inflationsrate lässt nicht erwarten, dass die Zahlen für die Teuerung zeitnah das Niveau von vor der Pandemie erreichen werden.

Mehr Pep fürs PEPP: Volumen könnte auf 2 Billiarden Euro steigen

Aktuell hat das PEPP ein Volumen von 1,35 Billionen Euro und läuft bis Ende Juni 2021. Im Dezember erscheinen eine Verlängerung der Aufkäufe um sechs Monate bis Ende 2021 und zusätzliche Mittel in Höhe von 600 Milliarden Euro realistisch. PEPP wäre damit fast zwei Billionen Euro schwer, was etwa 17 Prozent des BIP der Eurozone entspräche. Erst dann, wenn die durch die Pandemie bedingten Risiken für die Inflationsentwicklung ausreichend neutralisiert sind, glauben wir, dass „normalere“ und reguläre Asset-Aufkauf-Instrumente wieder in den Vordergrund treten, um die geldpolitische Ausrichtung weiter zu lockern.

Zinssenkungen dürften weiterhin keine Priorität haben. Wir sind zwar der Meinung, dass sich die EZB alle Optionen offenhalten und somit noch tiefere Negativzinsen offiziell nicht ausschließen wird. Aber klar ist auch: Die EZB hängt die Messlatte für weitere Zinssenkungen hoch, weshalb die Leitzinsen auf absehbare Zeit unverändert bleiben dürften. Die gegenwärtige Rolle der EZB ist es zuvorderst, die Fiskalpolitik zu unterstützen. Wir glauben: Diese Rolle füllt die EZB am besten aus, indem sie umfangreiche Asset-Käufe initiiert und dafür Rechnung trägt, dass großzügig Liquidität in den Markt gelangt, um die Kreditexpansion zu finanzieren.

Der EZB-Rat könnte deshalb die bevorstehende Sitzung dafür nutzen, die Märkte auf weitere Lockerungs-Maßnahmen im Dezember vorzubereiten.

Die Politik der EZB bedeutet zwar grundsätzlich breite Unterstützung für risikobehaftete Anlageklassen in Europa. Allerdings haben sich, erstens, die Zins-Spreads bereits deutlich eingeengt. Zweitens bleibt der makroökonomische Ausblick eher problematisch. Und drittens ist kein strenges Regime der Fiskaldominanz absehbar. Eine selektiv konstruktive Positionierung ist daher weiterhin das Gebot der Stunde.

Inflation kommt nicht in Gang

Die Inflationsrate bleibt weiterhin deutlich hinter dem EZB-Ziel zurück und beim Kampf gegen die negativen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wurden mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung der Teuerung nur teilweise Fortschritte erzielt. Das Protokoll der Sitzung des EZB-Rats vom September zeigt, dass das Wort „Inflation“ fast hundertmal benutzt wurde – und damit etwa doppelt so häufig wie bei der Sitzung im Juli.

Die Inflation in der Eurozone überrascht zudem weiter negativ. Im September sank die Kernrate, der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), auf 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist die niedrigste Rate seit der Einführung des Euro 1999. In seiner Rede in Jackson Hole argumentierte EZB-Ratsmitglied Philip R. Lane: Sobald der negative Schock ausreichend abgefedert sei, folge Stufe zwei. Und das bedeutet, die EZB müsse gewährleisten, dass die geldpolitische Ausrichtung nach der Pandemie so eingestellt wird, dass in absehbarer Zeit wieder auf das mittelfristige Inflationsziel zugesteuert und hier Konvergenz erreicht werde.