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EZB-Ausblick Wenig Neues im Oktober, Spannung im Dezember

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Corona-Schock ist noch nicht überstanden

Es gibt aktuell kaum Zweifel daran, dass der negative Schock eben noch nicht ausreichend verarbeitet wurde. Schließlich ließen die von Experten der EZB erstellten gesamtwirtschaftlichen Prognosen im Dezember 2019, also vor der Pandemie, einen Kern-HVPI von 1,6 Prozent für 2022 erwarten. Im September dieses Jahres waren es dann nur noch 1,1 Prozent für denselben Zeitraum. Die Veröffentlichung der nächsten makroökonomischen Quartalsprognose steht für Dezember an – wenig deutet darauf hin, dass sich das Inflationsbild bis dahin deutlich aufhellen wird. Die EZB-Ökonomen werden außerdem, zum ersten Mal überhaupt, eine Einschätzung für das Jahr 2023 vornehmen. Diese Prognose sollte die Bühne und die Basis liefern für die Ankündigung zusätzlicher geldpolitischer Lockerungen.

Der aggregierte Einkaufsmanagerindex der Eurozone sank zum dritten Mal hintereinander und fiel im Oktober unter die wichtige Marke von 50. Das Basisszenario der EZB-Ökonomen preist ein Wiederaufflammen der Covid-19-Infektionsraten und Eindämmungsmaßnahmen bis zu einem gewissen Grad zwar ein. Allerdings legen die aktuellen Infektionszahlen aus der Eurozone und die neuere makroökonomische Datenlage nahe, dass sich die Risiken für den Wachstumsausblick seit der Septemberprognose in jedem Fall erhöht haben.

Neue geldpolitische Strategie: Vermutlich eher Evolution als Revolution

EZB-Präsidentin Christine Lagarde könnte während der Pressekonferenz erneut mit Fragen nach der Strategieüberprüfung der EZB-Geldpolitik konfrontiert werden, nachdem die Fed ein durchschnittliches Inflationsziel ausgegeben und die EZB ihre eigene Strategieüberprüfung nun aufgenommen hat. Die EZB strebt an, die Ergebnisse ihrer Beratungen in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu präsentieren. Ohne Zweifel: Das Thema könnte jetzt schon aufkommen, zumal der erwartete Strategieausblick der Bank in den kommenden Monaten zunehmend in den Fokus rücken dürfte. Dennoch dürfte es für Lagarde noch zu früh kommen, wichtige Einsichten und Schlüsse zum jetzigen Zeitpunkt zu kommunizieren.

Wir rechnen weiterhin damit, dass die Strategieüberprüfung eher zu einer geldpolitischen Evolution als zu einer Revolution führen wird. Wir gehen deshalb nicht davon aus, dass sie gravierende Konsequenzen für Anleger haben wird. Mit oder ohne Strategieüberprüfung: Die EZB wird auf Jahre hinaus eine in hohem Maße lockere geldpolitische Strategie fahren müssen.

Am 2. Oktober veröffentlichte die EZB einen Bericht zum digitalen Euro. Darin heißt es, sie strebe nun öffentliche Konsultationen und Anhörungen an, um dann etwa um die Mitte des Jahres 2021 eine Entscheidung über die Einführung einer solchen digitalen Währung zu treffen. Auch dieses Thema könnte bei der Pressekonferenz am Donnerstag Fragen aufwerfen.

Wie viel Geld dürfen Bank kostenfrei parken?

Die EZB hat einen „Freibetrag“ auf die negativen Zinsen für Banken eingeführt, der im Fachjargon „Staffelzins“ oder „Tiering“ genannt wird. Das Sechsfache der Mindestreserve eines Geldinstituts bleibt damit frei von Negativzinsen. Die EZB möchte damit den Druck reduzieren, der den Banken aus dem Negativzins erwächst. Allerdings muss das „Tiering“ abgeglichen werden mit dem Wunsch, die Geldmarktrenditen nahe am Einlagenzinssatz zu halten.

Die aktuelle Kommunikation der EZB zum „Tiering“ lässt zwar vermuten, dass das Thema nicht so dringlich ist. Dennoch dürfte die EZB ausloten, ob die gegenwärtige Regelung noch angemessen erscheint, wenn man bedenkt, dass sich die Überschussliquidität seit der Einführung des „Tiering“ im September 2019 nahezu verdoppelt hat und nunmehr bei mehr als drei Billionen Euro steht. Wir glauben deshalb: Die EZB wird die Summe erhöhen, die Banken der EZB zu null Prozent Zinsen überlassen dürfen, ohne jedoch einen Anstieg der Geldmarktzinsen zu riskieren.

Dies könnte zwar am Donnerstag passieren. Alles in allem rechnen wir aber eher damit, dass im Dezember oder sogar erst im kommenden Jahr eine Entscheidung über die Erhöhung des „Staffelzins-Multiplikators“ fallen wird. Eine Verdoppelung des Multiplikators auf dann zwölf ist durchaus denkbar. Das sollte Banken helfen und wäre eine zusätzliche Rückversicherung für die Börsen und Märkte.

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