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Weniger Platzbedarf – Nürnberger verkleinert Hauptsitz

Die Telefone stehen nicht mehr still, berichtet Ulrich Zeidner, Pressesprecher der Nürnberger Versicherung, gegenüber DAS INVESTMENT. Die „Nürnberger Nachrichten“ hatten vor zwei Tagen berichtet, dass das Unternehmen den markanten 135 Meter hohen „Business Tower“ verlassen will. Das verstanden viele offenbar als ein Verlassen des Hauptsitzes.
Verlagerung am Standort, kein Verlassen
Doch die Nürnberger bleibt ihren Standort erhalten, verlässt lediglich den Büroturm und zieht vollständig in die als Carré angeordneten siebengeschossigen Randgebäude. Obwohl die Versicherung über 3.100 Mitarbeiter am Hauptsitz in Nürnberg verfügt, seien von mittlerweile nur etwa 1.100 Mitarbeiter pro Tag vor Ort tätig. Dies führe dazu, dass weniger feste Arbeitsplätze benötigt würden und folglich auch weniger Bürofläche im „Business Tower“ gebraucht werden. Dabei macht der Turm von den über 82.000 Quadratmetern, über die der Versicherer am Standort Ostring verfügt, ohnehin nur ein Viertel aus.
„Wir brauchen den Platz dort nicht mehr und haben unsere neuen Arbeitswelten im Randgebäude geschaffen. Wir ziehen also nach und nach aus“, sagte Harald Rosenberger, Vorstandschef der Nürnberger Versicherung laut des Zeitungsberichts. Lediglich die unteren drei Stockwerke, die für den Zugang zum Randgebäude erforderlich sind, sollen weiterhin genutzt werden. Damit reagiere das Unternehmen auf die sich wandelnden Arbeitswelten und Platzbedürfnisse großer Unternehmen, bei denen auch nach der Corona-Pandemie viele Mitarbeiter verstärkt im Homeoffice arbeiten wollen.
Gespräche über Neuvermietung laufen bereits
Nach dem großflächigen Auszug der Nürnberger Versicherung sollen die frei werdenden Büroflächen im „Business Tower“ vermietet werden. Aktuell seien bereits 15 Mieter im Turm untergebracht, jedoch nutzen sie weniger als die Hälfte der verfügbaren Flächen. Die Versicherung ist laut Zeidner optimistisch, dass auch die weiter frei werdenden Flächen im Turm gut vermietbar sind. Gespräche hierzu liefen bereits.
Tower am Standort mit Alleinstellungsmerkmal
Der Büroturm prägt seit dem Jahr 2000 das Nürnberger Stadtbild. Vergleichbare Gebäude gibt es in der Frankenmetropole nicht, hinzu kommt eine verkehrsgünstige Lage. Der gesamte Komplex verfügt über ein Restaurant, einen begrünten Innenhof mit See, eine Aussichtsplattform und sogar einen Hubschrauberlandeplatz. Das Gebäude ist das zweitgrößte Hochhaus in Bayern. Bundesweit reicht es indes nur zu Platz 34. Das Hochhaus, dessen Bau gut 204 Millionen Euro gekostet hat, soll Platz für etwa 4.500 Arbeitsplätze bieten.
Trend zum Abbau von Flächen durchzieht die Branche
Was bei der Nürnberger gerade passiert, ist unter dem Stichwort „New Work“ weit über die Grenzen der Branche seit langem zu beobachten. Eine Umfrage unter den zehn größten deutschen Versicherern von DAS INVESTMENT hatte den Trend im vergangenen Jahr aufgezeigt. Fast alle Unternehmen hatten zum damaligen Zeitpunkt Betriebsvereinbarungen zur Regelung der Thematik getroffen und auch für eine Teil-Rückkehr der Beschäftigten ins Büro gesorgt. Ein Zustand wie in Vor-Corona-Zeiten dürfte es allerdings in der Branche nirgends mehr geben.
Durch den gesunkenen Platzbedarf haben auch andere Unternehmen bereits Anpassungen vorgenommen. Die Debeka gab an, bereits Büroflächen abgemietet zu haben – in Summe für circa 1.200 Arbeitsplätze. Die Axa berichtete am Standort Köln nicht mehr benötigte Flächen untervermietet zu haben. Auch der Münchener Verein sprach von Flächenreduzierungen in Saarbrücken sowie München-Lehel.