„Wenn das Haus abbrennen könnte, beruhigt es wenig, dass die Haustür versichert ist“
DAS INVESTMENT.com: Brauchen wir weitergehende Reformen im Bankensystem, brauchen wir ein Trennbankensystem?
Faltin: Ein Trennbankensystem macht sicherlich genauso wenig Sinn, wie Diskussionen um die Verstaatlichung des Bankensystems. Eine schärfere Regulierung der Finanzindustrie sollte der geeignete Weg sein, um den heutigen Problemen zu begegnen.
DAS INVESTMENT.com: Wird es unter dem neuen Präsidenten Mario Draghi zu einer Kehrtwende der EZB-Geldpolitik kommen?
Faltin: Als Italiener steht Mario Draghi gerade bei den nördlichen Kernländern und allen voran in Deutschland unter besonderer Beobachtung. Er wird vermutlich schon aus diesem Grund besonders vorsichtig handeln. Allerdings ist eine wirkliche Kehrtwende auch gar nicht nötig, denn die Ausrichtung der EZB-Politik hat sich bereits die zwei vergangenen Jahre grundlegend gewandelt.
DAS INVESTMENT.com: Wo wären Sie in den kommenden Jahren am liebsten Chefvolkswirt der Zentralbank? Europa, China oder den USA? Und wo wären Sie am liebsten Sparer?
Faltin: Alle drei Zentralbanken stehen vor großen Herausforderungen und ihre Arbeit wird in Zukunft nicht leichter werden. Vor dem Hintergrund der Eurokrise ist die Jobsicherheit für einen Zentralbankchefvolkswirt in China und den USA vermutlich etwas höher als in der Eurozone.
Sparer ist man vermutlich am liebsten in Europa. Wir rechnen damit, dass langfristig die Inflation weltweit ansteigen wird. Inflation wird vermutlich ein Instrument zu Bewältigung der Staatsschuldenkrisen weltweit sein. In Europa ist aus institutionellen und demographischen Gründen die Bereitschaft erhöhte Inflation zu dulden vermutlich am geringsten. Aus diesem Grund ist ein Sparer in Europa langfristig gesehen vermutlich besser dran als in den anderen beiden Ländern.
>> weitere Teile der Serie:
„Bleiben die Märkte instabil, wird es zur Transferunion kommen“
(Henning Vöpel, Hamburgisches Weltwirtschafts-Institut HWWI)
„Die künftige Rolle der EZB sollte geklärt werden“
(Holger Sandte, WestLB Mellon Asset Management)
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