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Wenn die Arbeitskraft futsch ist Warum das Thema BU ein Fall für den Berater ist

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Auch anderen Kunden mit Besonderheiten bietet der Versicherer spezielle Lösungen. „Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, die wir im Produkt und in der Ansprache dieser Zielgruppen berücksichtigen“, sagt Wiesemann. „Beispielsweise versichern wir bei Studenten sowohl das mit dem Abschluss verbundene Berufsbild, als auch das zuletzt ausgeübte konkrete Studium.“ Denn dass Kopfarbeiter nicht berufsunfähig werden können, ist ein weit verbreiteter Irrglaube, betont der Branchenverband GDV. „Die häufigste BU-Ursache sind psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burn-out.“

Wer eine solche Vorerkrankung in der Krankenakte stehen hat, muss bei vielen BU-Versicherern mit einer Absage rechnen. Eine Ausnahme stellt der Online-Anbieter Getsurance dar. Bei dessen digitaler BU-Police wird dieses Risiko zunächst ausgeschlossen und kann nach der Genesung hinzugenommen werden. Jedoch war für viele Frauen, die statistisch häufiger von psychischen Leiden betroffen sind, ein formeller Mangel in den BU-Tarifen bislang ein Nachteil: Die zu 48 Prozent in Teilzeit tätigen Arbeitnehmerinnen müssen gesundheitlich viel stärker beeinträchtigt sein, um als BU-Fall zu gelten.


Quelle: VPV Versicherung

Das Problem verdeutlicht Gerd Kemnitz mit einem Beispiel: „Eine mit einer Arbeitszeit von acht Stunden täglich angestellte Bürofachkraft ist schon dann berufsunfähig, wenn sie ihre Tätigkeit nicht mehr zu mindestens vier Stunden täglich ausüben kann. Ihre mit vier Stunden täglich in Teilzeit angestellte Kollegin gilt dagegen erst als berufsunfähig, wenn sie diese Tätigkeit keine zwei Stunden täglich mehr schafft.“ Damit sei die Teilzeitkraft benachteiligt, steht für den Versicherungsmakler aus Stollberg fest. Mit einer neuen Teilzeitklausel gehe aber seit Juli der Versicherer Condor „einen ersten Schritt in die richtige Richtung“.

Ähnliche Regeln, wonach die „höchste wöchentliche Arbeitszeit maßgebend“ ist, gibt es auch bei der Württembergischen. Hendrik Scherer von der Beratungsgesellschaft Premium Circle kritisiert hierbei aber unklare Formulierungen. Probleme drohen Kunden im Leistungsfall. Dann zeigt sich eine schwer messbare Qualität von BU-Versicherern: ihre Anteilnahme, wenn sie bei einschneidenden Schicksalsschlägen zahlen sollen. Mitgefühl vermissen auch viele Vermittler in der teilweise kundenunfreundlichen Kommunikation der Gesellschaften, wie eine Umfrage der Rating-Agentur Franke und Bornberg zeigt. Und die Sorge vor einem Nein der BU-Versicherer ist für 83 Prozent von 500 Befragten die größte Hürde für den Vertragsabschluss, berichten die Marktforscher von Sirius Campus.

In der Folge sind noch zwei Drittel der Erwerbstätigen ohne Schutz vor den finanziellen Folgen einer Arbeitsunfähigkeit. Das Absichern einer BU und von Grundfähigkeiten für Menschen, die körperlich oder handwerklich arbeiten, fasst die Allianz unter dem Stichwort Einkommensvorsorge zusammen. Dieses Segment bleibt laut Vorstand Wiesemann „ein Wachstumsmarkt, der qualifizierten Vermittlern vielfältige Chancen bietet“. Bester Anlass zur Ansprache junger Kunden sei der Karrierestart: „Das Absichern der Berufsunfähigkeit sollte der erste Meilenstein der Zukunftsvorsorge sein.“

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