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Wenn eine Bank zumacht, dann … Was Wirecard mit der Herstatt-Pleite vor 46 Jahren gemeinsam hat

Von in AnalysenLesedauer: 5 Minuten
Herstatt-Bank-Chef Iwan David Herstatt zehn Jahre nach der Bank-Pleite, also 1984, während seines Prozesses in Köln: Die Wirecard-Pleite zeigt einige Parallelen.
Herstatt-Bank-Chef Iwan David Herstatt zehn Jahre nach der Bank-Pleite, also 1984, während seines Prozesses in Köln: Die Wirecard-Pleite zeigt einige Parallelen. | Foto: imago images / teutopress

1955 gründete Iwan David Herstatt, Spross einer alt eingesessenen Kölner Unternehmerdynastie, die „Herstatt Bank“. Finanziell unterstützt wurde er dabei von seinen alten Schulfreund Hans Gerling, Patriarch der gleichnamigen Versicherungsgesellschaft. Bestens vernetzt in der rheinländischen Gesellschaft entwickelt sich die Privatbank in den folgenden Jahrzehnten zu einer guten Adresse.

1974 betreute die Bank mehr als 52.000 Kunden. Bereits 1958 begann Danny Dattel, ein Name wie aus einer Daily Soap, seine Banklehre bei Herstatt. Als Kleinkind 1944 nach Ausschwitz verschleppt machte er schnell Karriere in dem jungen Bankhaus. Was Jan Marsalek als Vorstand für Wirecard werden sollte, war Danny Dattel für Herstatt. Zwei Superstars im Unternehmen, die irgendwann Opfer ihres Erfolges wurden und sich dabei am Ende über Regeln und Gesetze hinwegsetzten.

Gold und Devisen brachten den Gewinn

Ende der 60er Jahre wurde Danny Dattel mit gerade einmal 31 Jahren Chefdevisenhändler der Bank. Eigentlich wollte er Schauspieler werden und das durchaus vorhandene Talent konnte er scheinbar gut einsetzen. Er wurde ein gefragter und sachkundiger Gesprächspartner über Goldgeschäfte in der lokalen Presse und bei dem noch jungen Westdeutschen Rundfunk.

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1971 wurde das System der festen Wechselkurse aufgegeben und das Geschäft an den Devisenmärkten trat in eine neue Phase ein. Ab jetzt bestimmte der Markt den Preis von Währungen. Das Devisengeschäft der Bank ließ die Bilanzsumme der Bank explodieren. 1974 betrug die Bilanzsumme bereits mehr als 2 Milliarden Mark. Herstatt verkündete auf der letzten Bilanzpressekonferenz stolz: „Gold und Devisen brachten den Gewinn.“

Danny und seine Goldjungs

Die Devisenabteilung der Bank bestand aus sechs jungen Devisenhändlern in ihren Zwanzigern. Herstatt sprach gerne von Danny und seinen „Goldjungs“. Die Mitarbeiter der Bank nannten den mit den Computern seiner Zeit vollgestopften futuristischen Handelsraum ehrfürchtig „Raumschiff Orion“. Über den Stammsitz der Bank, gelegen auf der biederen Kölner Bankenmeile Unter Sachsenhausen, wehte für wenige Jahre ein Hauch von Wall-Street.

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