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  • Börse 2024: Wenn plötzlich schwarze Schwäne auftauchen

Von in Stolls FondseckeLesedauer: 10 Minuten
Der Schwarze Schwan: Er symbolisiert ein Ereignis, das unerwartet eintritt und schwerwiegende Folgen nach sich zieht.
Der Schwarze Schwan: Er symbolisiert ein Ereignis, das unerwartet eintritt und schwerwiegende Folgen nach sich zieht. | Foto: Imago Images / Pond5 Images

Das Börsenjahr 2023 glich einer emotionalen Achterbahnfahrt. In der ersten Jahreshälfte ignorierten die Anleger weitgehend alle Risiken, die Kurse stiegen und stiegen und ließen das traumatische Jahr 2022 schnell in Vergessenheit geraten. Ende Juli erreichte der Dax ein Rekordhoch von 16.528 Punkten, ein Plus von 18 Prozent seit Jahresbeginn. Im dritten Quartal folgte dann der Rückschlag: Der Dax rutschte zeitweise unter die 15.000-Punkte-Marke, für den S&P 500 ging es ebenfalls abwärts. Anfang November setzte dann wieder die Gegenbewegung ein.

Blick in die Zukunft: Prognosen für 2024 und die Frage nach dem Ende der Rekordjagd

In der vergangenen Handelswoche übersprang der Dax dann erstmals die Marke von 17.000 Punkten und der Dow Jones stellte mit 37.287 Punkten einen neuen Rekord auf. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen und ein Rückgang der Inflation stimmen viele Investoren optimistisch. Doch ob dies der Höhepunkt der Jahresendrally war oder ob es noch weiter nach oben geht, weiß nur die Glaskugel. Letztlich sind es aber wohl nur die letzten Impulse eines - trotz aller Krisen - guten Börsenjahres. Hört man sich um und schaut auf die Prognosen für 2024, könnte die Rekordjagd bald ein Ende nehmen. Denn ob die Börsenschwergewichte die Indizes weiter beflügeln werden, ist fraglich.

Insgesamt erscheint die Lage unübersichtlich und alles andere als entspannt. Der Krieg in der Ukraine zieht sich hin, im Nahen Osten ist ein alter Krisenherd zu einem neuen Konflikt eskaliert und die Spannungen zwischen den Großmächten USA und China halten an. Darüber hinaus bleibt die stärkste Inflationswelle seit einem halben Jahrhundert ein zentrales Thema für die Märkte. Die Weltwirtschaft humpele in der aktuellen Gemengelage vor sich hin, wie jüngst IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas trefflich bemerkte. Für Investoren gilt es, wachsam zu bleiben und für den Fall gewappnet zu sein, dass wider Erwarten ein Schwarzer Schwan auftauchen sollte.

Börsenprofis verstehen darunter völlig unwahrscheinliche, plötzliche Ereignisse, die schlimmstenfalls das Potenzial haben, unser Weltbild aus den Angeln zu heben. Der Begriff geht auf den römischen Satiriker Juvenal zurück, der um das Jahr 60 nach Christus geboren wurde. Juvenal verwendete den Begriff, um eine treue Ehefrau als einen seltenen Vogel zu beschreiben, der einem schwarzen Schwan ähnelt. Der Glaube, dass es den schwarzen Schwan gar nicht gibt, hielt sich in Europa noch bis in das 17. Jahrhundert hinein. Die Entdeckung schwarzer Schwäne in Australien galt als zoologische Sensation. In der Finanzwelt hat der Finanzmathematiker und Autor Nassim Nicholas Taleb diesen Begriff geprägt, um große Crashs an den Finanzmärkten zu beschreiben. Die meisten Leute würden wohl Ereignisse wie 9/11, die Finanzkrise, Fukushima und Covid-19 zu den Schwarzen Schwänen zählen.

Doch droht tatsächlich ein ausgewachsener Börsencrash? Welche Chancen und Risiken bieten die Aktienmärkte nach der jüngsten Rally noch? Auf diese Frage haben auch die Experten dieser Tage keine eindeutige Antwort. An warnenden Stimmen hat es zuletzt jedenfalls nicht gefehlt. So ist JP Morgan-Analyst Marko Kolanovic überzeugt, dass die schmerzhafte Phase an den Aktienmärkten noch nicht vorbei ist und die Zinsen länger hoch bleiben dürften als viele denken. „Wir glauben, dass der Großteil der negativen Auswirkungen wie Ausfälle bei Verbraucherkrediten und Unternehmensinsolvenzen noch bevorsteht“, so Kolanovic.

 

S&P 500 vor Sturzflug? Experte prognostiziert 25 Prozent Kursrückgang

Jason Hunter, Chartexperte bei JP Morgan, erklärte kürzlich in einem CNBC-Interview, dass die Anleger fälschlicherweise eine „weiche Landung“ für die US-Wirtschaft einpreisen. Sie irren sich, wenn sie glauben, dass die US-Notenbank Fed in der Lage ist, die Inflation zu bekämpfen, ohne dabei eine Rezession auszulösen. Die Realität könnte sie bald einholen und schließlich zu einem Ausverkauf der Aktien führen. So rechnet der Experte damit, dass der S&P 500 bis Mitte nächsten Jahres auf 3.500 Punkte fallen wird - das entspricht derzeit einem Minus von 25 Prozent.

Auch Michael Hartnett, Strategiechef der Bank of America, sieht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Börsencrash. Er rechnet nicht damit, dass der Inflationsdruck so schnell nachlässt. Auch er glaubt, dass die Zinssätze für längere Zeit hoch bleiben werden. Das würde den US-Aktienmarkt, der seiner Meinung nach gnadenlos überbewertet ist, zusätzlich belasten.

„Der Schwarze Schwan“-Autor Taleb setzt noch einen drauf. Er sieht das Hauptproblem in der weltweit hohen Verschuldung und spricht von der größten tickenden Zeitbombe der Finanzgeschichte. Die jahrelange Nullzinspolitik habe zu riesigen Blasen geführt, sei es bei Immobilien oder anderen Sachwerten wie Luxusuhren oder Oldtimern. Und erst recht bei Kryptowährungen wie Bitcoin, die er als bösartige Tumore bezeichnet. Selbst Nobelpreisträger stimmen in den Chor der Crash-Propheten ein. Nouriel Roubini, der 2008 vor dem Platzen der Immobilienblase warnte, sieht gar die Mutter aller Krisen heraufziehen. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, die Spannungen zwischen den USA und China und andere geopolitische Gefahren würden brutal unterschätzt.

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