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Neue Zeiten im Fondsmanagement Die amazonifizierte Geldanlage

Bote mit Amazon-Paket
Bote mit Amazon-Paket: In den ersten Jahren kaum Gewinne und positive Cashflows. | Foto: Super Straho / Unsplash

In den Nullerjahren taten sich die meisten Investoren schwer, das Unternehmen Amazon zu bewerten. In den zehn Jahren zwischen 1999 und 2009 steigerte das Tech-Unternehmen seine Umsätze und baute gleichzeitig stärkere Eintrittsbarrieren für seine Konkurrenten auf, indem es sich in erster Linie auf seine Kunden und ihre Erfahrungen konzentrierte. Amazon expandierte fahrplanmäßig vom Online-Verkauf von Büchern nicht nur hin zum Verkauf von allem, was online gehandelt wird, sondern auch zu anderen Geschäftsbereichen wie etwa Amazon Web Services.

Doch bei allem, was das Unternehmen seinen Kunden lieferte, hat es in dieser Zeit nie Gewinne oder positive Cashflows an die Investoren geliefert. Ein Jahrzehnt lang entwickelte sich die Amazon-Aktie weitgehend schlechter als der Markt und bescherte den Anlegern nur geringe Renditen.

Sprung ins Jahr 2020: Amazon macht nun 21 Milliarden US-Dollar Nettogewinn und sogar 70 Milliarden Gewinn vor Zinsen und Steuern. Das Unternehmen zahlt jährlich mehr als 30 Milliarden US-Dollar in Dividenden und seine Aktien sind seit 2009 um 6.500 Prozent gestiegen. Amazon hat die Handelsbranche auf links gedreht und den traditionellen Einzelhändlern deutliche Marktanteile abgenommen.

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Es gibt viele Geschichten dieser Art: Start-ups, die zu Giganten heranwachsen und enorme Umsätze und Gewinne erzielen. Netflix, Facebook und Google sind nur ein paar Beispiele. Das Tempo der Disruption im S&P 500 ist heute schneller und aggressiver als je zuvor. Die durchschnittliche Verweildauer eines Unternehmens im Index ist von 30 auf 14 Jahre gesunken. Covid-19 und Lockdowns haben diese Disruption noch weiter beschleunigt, indem sie Branchen zu einem grundlegenden Wandel zwingen.

Auf der Suche nach einem Wal

Die Investoren haben die Amazon-Story verfolgt. Ob sie nun davon profitiert oder sie verpasst haben, viele sind jedenfalls auf der Suche nach dem nächsten großen Ding. Die Anleger warten nicht mehr darauf, dass ein Unternehmen die Gewinnzone erreicht, bevor sie Aktien positiv bewerten – sie schreiben dem Unternehmen seinen zukünftigen Wert möglichst schon heute zu.

Ein Blick in die Finanztheorie: Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ist der Barwert seines zukünftigen Cashflow- oder Ertragsstroms. Sollte es da wirklich eine Rolle spielen, ob dieser Ertragsstrom morgen oder erst in 20 Jahren fließt? Es wirkt sich wohl auf den diskontierten Wert aus, aber andererseits – wie sicher oder vorhersehbar ist es schon, dass ein altes und etabliertes Unternehmen in 20 Jahren immer noch die gleichen (oder höhere) Erträge liefern kann wie heute, wenn man bedenkt, welchem Disruptionsrisiko es in diesem Zeitrahmen ausgesetzt sein wird?

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