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Baki Irmak im Gespräch „Wer bei der Digitalisierung die Nase vorn hat, bekommt unser Geld“

Baki Irmak hat nach langer DWS-Karriere nun selbst einen Fonds im Markt platziert.
Baki Irmak hat nach langer DWS-Karriere nun selbst einen Fonds im Markt platziert.

DAS INVESTMENT: Herr Irmak, Ihr Fonds „The Digital Leaders“ ist seit Fondsauflegung im März per Stand heute um mehr als 8 Prozent gestiegen. Über 4 Prozent besser als die Benchmark. Glück oder Verstand?

Baki Irmak: Verstand (lacht). Nein, Glück und eine gute Allokation. Wir haben in den ersten Wochen Geld eingesammelt und bei stark volatilen Märkten langsam investiert. Derzeit haben wir eine Investitionsquote von 80 Prozent. Wir freuen uns natürlich riesig über die Outperformance. Entscheidend ist aber, was wir langfristig an Mehrwert schaffen.

Können Sie uns in wenigen Worten sagen, wie der Fonds gemanagt wird?

Irmak: Wir investieren in führende digitale Unternehmen. Wer bei der Digitalisierung die Nase vorn hat, bekommt unser Geld. Dabei differenzieren wir zwischen drei Kategorien von Unternehmen: Digital Transformation Leaders, Digital Business Leaders und Digital Enablers. Zur ersten Kategorie gehören traditionelle, substanzstarke Unternehmen, die einen hohen digitalen Reifegrad erreicht haben und dabei sind, ihre Branche zu dominieren. Die Digital Business Leader sind junge Unternehmen, die mehrheitlich über digitale Kanäle ihre Produkte und Dienstleistungen absetzen und mit ihren Geschäftsmodellen und Plattformen ihre Branche verändern. Die Digital Enabler sind die Architekten der schönen, neuen digitalen Welt.

Welchen traditionellen Unternehmen gelingt denn die digitale Transformation?

Irmak: Der Wandel von Offline zu Online, oder von analog zu digital ist eine epische, extrem komplexe Aufgabe. Wenigen Unternehmen wird es gelingen. Oft sind vermeintliche Soft-Faktoren wie die Kultur eines Unternehmens, oder das Mindset der Mitarbeiter entscheidend. Wir haben acht übergreifende Kriterien herausgearbeitet, die maßgeblich den Erfolg bestimmen.  Dazu gehört, wie Unternehmen Kundenverhalten messen und schrittweise ihr Angebot verbessern, agile Produktentwicklung, digitale Vertriebskompetenz, Einsatz von Plattformen und Algorithmen et cetera.

Und wie messen Sie das?

Irmak: Teilweise in Echtzeit. Wir schauen uns Traffic-Zahlen auf Plattformen wie Alexa an, Download-Zahlen von Apps, Umsätze und Reviews auf Plattformen wie Sensor Tower oder Appylzer. Wir fragen Unternehmen, CIOs, Sektorexperten gezielt nach Daten und Einschätzungen.

Welche Banken gefallen Ihnen beispielsweise?

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Irmak: Wir haben zum Beispiel in die spanische Bank BBVA investiert. Das Unternehmen hat gerade die besten Quartalszahlen seit Jahren veröffentlicht. Was uns allerdings besonders gefällt, ist die digitale Performance. Der Verkauf über digitale Kanäle liegt in fast allen relevanten Ländern nun über 35 Prozent. Über 24 Millionen digitale Kunden und über 19 Millionen mobile Kunden hat das Unternehmen mittlerweile, allein in Mexico über 4 Millionen App-Nutzer. Ein Blick auf Sensor Tower zeigt, dass allein im April die App Bancomer movil in Mexiko 400.000 mal heruntergeladen wurde. Zum Vergleich: Für die Apps der gesamten Sparkassengruppe werden 100.000, der Deutschen Bank 30.000 und für die Direktbank N26 40.000 Downloads angezeigt.

Bei den Digital Enablern haben sie eine ganze Reihe von Unternehmen, die dem breiten Publikum unbekannt sind, wie Alteryx, Mongo DB, Nutanix. Wie kommen Sie auf diese Unternehmen?

Irmak: Mein Partner Stefan Waldhauser kommt aus der Software-Industrie, hat selber ein Software-Unternehmen aufgebaut und mehrere Jahre in Silicon Valley gearbeitet. Zudem ist er ein sehr erfolgreicher Investor. In viele dieser Unternehmen ist er schon länger investiert.

Sind die Bewertungen bei Technologieunternehmen nicht bereits überreizt?

Irmak: Vereinzelt sicherlich. Wir schauen sehr gezielt auf Cashflows und die Finanzausstattung der Unternehmen. Es gibt viele, deren Geschäftsmodell wir bewundern, die uns aber zu teuer sind. Dann gibt es wiederum Unternehmen wie Facebook, die günstiger zu haben sind als Pharma-Unternehmen oder Konsumgüterhersteller, aber deutlich stärker wachsen.

Ausgerechnet Facebook?

Irmak: Facebook leidet an Wachstumsschmerzen und auch an der Kehrseite einer Kultur, die von Entwicklern dominiert ist. Aber weder haben nach dem Datenskandal die Unternehmen, noch die Kunden die Plattform verlassen. Im Gegenteil, jeder weiß nun, dass massenindividuelles Micro-Targeting über keine Plattform besser funktioniert. 

Über den Interviewten:
Baki Irmak war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche-Bank-Konzern und die DWS tätig, zuletzt als globaler Leiter des Digitalgeschäfts für die Deutsche Asset & Wealth Management. Im März dieses Jahres legte er zusammen mit Stefan Waldhauser den Aktienfonds The Digital Leaders (ISIN: DE000A2H7N24) über die Service-KVG Universal-Investment auf.

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