Aktiv gegen passiv Aktiver Fonds versus ETF – wer bietet das bessere Gold-Investment?
Etwas über tausend Tage ist es her, dass der Goldpreis sein Allzeithoch bei 2.069 US-Dollar aufstellte. Aktuell notiert die Feinunze bei knapp unter 2.000 US-Dollar und befindet sich somit wieder in unmittelbarer Nähe ihres Rekordpreises. Angetrieben durch Ängste vor einer neuen Finanzmarktkrise legte der Goldpreis 2023 um 5,6 Prozent in Euro zu. Somit glich das Edelmetall in nur sechs Monaten seine gesamten Verluste des Vorjahres aus. Es war unter anderem der schnellste Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed seit 40 Jahren, der die Attraktivität von unverzinsten Goldanlagen schmälerte.
Deutsche Privatanleger haben jedoch einen guten Riecher bewiesen. Sie griffen im Krisenjahr 2022 so kräftig bei physischem Gold zu wie nie zuvor. Auch Zentralbanken zeigten den größten Goldhunger seit 1967. Interessanterweise spiegelt sich die Vorliebe für das Krisenmetall nur selten in Anlegerportfolios wider. Vor allem die meisten Fondsmanager scheinen das Faible für Gold nicht mit ihren Kunden zu teilen. Meist sind sie mit deutlich weniger als 5 Prozent des Fondsportfolios in das Edelmetall investiert.
Der Anteil an Gold-ETFs ist im Vergleich zum restlichen globalen ETF-Vermögen mit unter 2 Prozent gering. Goldminenaktien liegen mit 0,5 Prozent Marktanteil noch niedriger. Auch unser Vermittlerbestand reiht sich in diese Beobachtungen ein: Auf Gold- und Rohstofffonds entfällt weniger als ein Prozent der Kundengelder. An einer enttäuschenden Goldpreisentwicklung kann das nicht liegen. Mehr als 190 Prozent legte Gold über 15 Jahre zu. Nahezu 60 Prozent sind es seit 2018. Bis auf den Weltaktienmarkt lässt Gold derweil so ziemlich jede Anlageklasse hinter sich.
Jetzt sind auch noch die Sorgen um das Weltfinanzsystem zurück. Die Staatsschulden steigen auf immer neue beunruhigende Rekordhochs. Außerdem verunsichern neue geo- und wirtschaftspolitische Konflikte sowie eine Inflation, die viel hartnäckiger ist, als es die Notenbanker offen zugeben können, die Anleger.
Doch nicht nur Ängste treiben den Goldpreis: Kommen die gestiegenen Anleihezinsen unter Druck, zum Beispiel wegen einer Rezession in den USA, sinkt die Realrendite. Dies könnte den Goldpreis über die Widerstände bei circa 2.000 US-Dollar je Feinunze hieven. Ob zur Portfoliodiversifizierung oder als Währung der letzten Instanz, eine höhere Goldquote könnte vielen Anlagern nutzen. Doch welches Goldinvestment ist das attraktivste?
Gold: Die aktiven Investments – unerwartet aktiv, unerwartet gut
Gold ist Gold. Ein einzelner Rohstoff bedarf eigentlich keines speziellen Managements. Regulatorische und vertriebliche Gründe machen es für die meisten Anlageberater dennoch erforderlich, beim Goldinvestment auf einen aktiv verwalteten Fonds zurückzugreifen. Der flexible Einsatz im Fondsdepot ist somit die Daseinsberechtigung des Hansagold (ISIN: DE000A2P3XY), Deutschlands einzigem Goldfonds. Mit seinen +4,8 Prozent jährlichem Wertzuwachs lieferte Fondsmanager Nico Baumbach seit 2009 eine Goldpreis-ähnliche Wertentwicklung (+5,8 Prozent per annum). Der Unterschied ist im Wesentlichen auf die Fondskosten in Höhe von 0,9 Prozent p. a. inklusive Beratervergütung zurückzuführen. Diese Rendite erreichte Baumbach trotz eines regulatorischen Nachteils: Er darf in seinem Fonds maximal zu je einem Drittel physisches und Zertifikate-Gold einsetzen.
Das restliche Portfolio bestückt er etwa mit Silber- oder Platininvestments, die die Goldpreisentwicklung bestmöglich nachbilden. Zwar ist die physische Goldauslieferung schon ab 100 g möglich, allerdings sollten Anleger beim Fonds berücksichtigen, dass beim Verkauf der Anteile unabhängig von der Haltedauer Kapitalertragsteuer fällig wird. Beim physischen Besitz entfällt hingegen nach einem Jahr Besitz die steuerliche Belastung.
Wie jeder Fonds ist auch der Hansagold als Sondervermögen geschützt, sollte die verantwortliche Fondsgesellschaft – in diesem Falle die hamburgische Hansainvest – pleitegehen. Insgesamt lässt sich der Fonds flexibel kaufen, besparen und kostengünstig rebalancen, selbst wenn das Kundendepot keinen Börsenhandel erlaubt. Berater können für ihre Beratungsleistung außerdem einen Ausgabeaufschlag erheben.
Goldminen: Der aktive Fonds
Für echte Goldbullen, die ihr Edelmetallinvestment mit einem Hebel versehen oder zusätzlich diversifizieren möchten, bietet sich ein Goldminen-Aktienfonds an. Ein unter Profianlegern besonders beliebter Fonds ist der Bakersteel Precious Metals (LU1128909394), der neben Gold- zusätzlich auch in Silberminen investiert. Er wird zum Beispiel seit Jahren vom Kölner Dachfondspionier Eckhard Sauren eingesetzt. Auch die Liechtensteiner Goldspezialisten Incrementum, die Autoren des berühmten „In-Gold-We-Trust-Reports“, vertreiben den Fonds unter ihrer eigenen Marke. Sie setzen ihr Vertrauen in das Fondsmanager-Team, das aus den Geologen und Investmentexperten David Baker, Trevor Steel und Mark Burridge besteht.
Zirka +176 Prozent legte die günstigste Privatanlegeranteilsklasse des Bakersteel Precious Metals seit 2015 zu. Damit war der Fonds um 78 Prozentpunkte ertragsstärker als der Benchmark-Index und gehörte insgesamt zu den beständig besten Anlagestrategien für Minenwerte. Trotz des Erfolges ist das Fondsvolumen mit weniger als 670 Millionen Euro noch überschaubar – was der Strategie durchaus zum Vorteil gereicht.
Das Manager-Team kann dadurch problemlos abseits großer Werte wie Barrick Gold oder Newmont Mining in mittelgroße Qualitätsaktien investieren, die charakteristisch für den Fonds sind. So ist die durchschnittliche Marktkapitalisierung der Portfoliotitel mit circa 3 Milliarden Euro nur halb so groß wie bei der Vergleichsgruppe und um zwei Drittel geringer als beim Index.
Derzeit sind die Fondsmanager besonders optimistisch für Minen gestimmt. Im Umfeld eines wahrscheinlich zu Ende gehenden US-Zinserhöhungszyklus, eines schwächeren US-Dollars sowie reichlich geopolitischer Risiken sehen sie die Bergbauunternehmen im Vorteil. Während ein direktes Goldinvestment in Euro unter einem schwächeren US-Dollar leiden würde, könnten Goldminenwerte die Portfoliorendite aufbessern. Geht der schwächere Dollar mit einem steigenden Goldpreis einher, profitieren Anleger nämlich von der berühmten Hebelwirkung der Bergbauaktien.
Gold: Die passiven Investments
Die Finanzkrise 2008 lehrte Investoren, das Kontrahentenrisiko genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Insolvenzen zahlreicher Banken, die als Produktanbieter tausende Anlagezertifikate begeben hatten, ließen viele Anleger leer ausgehen. Beinahe gleichzeitig begann für Goldinvestoren mit der ersten Emission des ETCs Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) im Jahr 2007 eine neue Ära. Weil das Gold physisch hinterlegt ist, wurde das Insolvenzrisiko, das Anlagezertifikaten eigentlich anhaftet, ausgeschaltet.
Xetra-Gold bietet Anlegern über die Börse einen schnellen Zugang zur Goldanlage, die sich Anleger auch als Barren ausliefern lassen können. Mit laufenden Kosten von 0,36 Prozent und geringen Handelsspannen (Spreads) gehört das ETC zu den attraktivsten Direktinvestments in Gold. 2020 bestätigte der Bundesfinanzhof zudem die Steuerfreiheit nach einem Jahr Haltedauer, wodurch es dem physischen Erwerb gleichgestellt wurde.
Für Finanzanlagenvermittler in Deutschland sind Xetra-Gold oder andere ETCs derweil keine Option. Die Erlaubnis nach Paragraf 34f Gewerbeordnung gestattet keinen Vertrieb von Zertifikatestrukturen. Stattdessen bietet sich die älteste Form des Goldinvestments überhaupt an: der physische Erwerb. Die Vermittlung von Edelmetallen ist dann sogar ganz ohne 34f-Erlaubnis möglich. Für echte Goldjünger sind Barren und Münzen sowieso die einzig wahre Option.
Häufig fallen beim Kauf aber erhöhte Preisaufschläge an, die sich vor allem bei kleineren Stückelungen bemerkbar machen. Neben der Auslieferung ist auch die Lagerung bei einem Edelmetallhändler möglich, wofür Verwahrgebühren anfallen. Der zuletzt in die Höhe geschossene Goldpreis kann Interessenten zudem abschrecken, sodass Produktangebote mit einer ratierlichen Kaufoption besonders interessant sein könnten. Daher haben wir bei der Fonds Finanz gemeinsam mit einem Produktpartner mit Easygosi einen eigenen Edelmetalltarif entwickelt, der unter anderem dies ermöglicht.
Goldminen: Zwei ETFs
Nicht nur mit aktiven Fonds, sondern auch per ETF können Anleger in Goldminen investieren. Zwei Platzhirsche des ETF-Marktes sind der Vaneck Gold Miners (IE00BQQP9F84) und der iShares Gold Producers (IE00B6R52036). In ihren Portfolios sind rund 855 Millionen Euro beziehungsweise 1,8 Milliarden Euro investiert. Beide ETFs bieten die passive Anlage in Bergbauunternehmen, die zu zirka 60 Prozent in Kanada und je zu etwa 15 Prozent in den USA und Australien beheimatet sind, aber auch Minen auf der ganzen Welt betreiben.
Die Top-Positionen umfassen bei beiden Vehikeln bekannte Bergbaufirmen wie die Newmont Mining Corporation mit circa 9 Prozent Gewicht oder Agnico Eagles Mines mit einem Portfolioanteil von 7 Prozent bis 10 Prozent, aber auch die Minen-Beteiligungsgesellschaft Franco-Nevada Corp, die zwischen 7 Prozent und 9 Prozent der ETFs ausmacht. Seit Auflage des jüngeren Vaneck-ETFs 2015 konnten Anleger in beiden ETFs mit +83 Prozent bis 90 Prozent die annähernd gleiche Wertentwicklung erzielen. Sie liegt damit auch beim Durchschnitt der aktiv gemanagten Fonds.
Die laufenden Kosten betragen bei beiden ETFs 0,5 Prozent p. a. Damit sind sie nicht teurer als vergleichbare Sektor-ETFs.
Fazit: Physisch und aktiv – die Erfolgsformel beim Goldinvestment
Nachdem die Leitzinsen nun deutlich angestiegen sind, zweifeln manche Investoren an der Relevanz des zinslosen Goldes bei der Geldanlage. Oftmals übersehen sie dabei aber die größten Potenziale eines Goldengagements. Hinlänglich bekannt ist der Ruf als Absicherung, dem Gold in den meisten Krisen gerecht wurde. Der Gesamteinfluss des Edelmetalls auf das Portfolio wird aber oftmals unterschätzt. Gold bietet einzigartige Diversifikationseffekte: Dank einer Null-Korrelation zu Aktien und Anleihen sowie dem zusätzlichen Kurspotenzial in Krisenphasen stabilisiert Gold die Anlegerportfolios.
Es lieferte langfristig aber auch attraktive Renditen. Je nach Zeitraum waren es +3 Prozent bis 10 Prozent pro Jahr. Physische oder äquivalente Goldinvestments lieferten Anlegern nicht nur diese möglichen Portfoliobeiträge. Sie bieten auch die Sicherheit, das darin investierte Vermögen auch in schweren Krisen, etwa bei einer Pleitewelle im Wirtschafts- oder Finanzsystem, zu erhalten. Goldminenaktien ziehen in Phasen steigender Goldpreise in der Regel besonders an, verlieren aber gleichermaßen in einer Gold-Baisse.
Deren dauerhafte Allokation, insbesondere unter Berücksichtigung der deutlich höheren Kursschwankungen, passt wohl nicht zu jedem Anleger. Während sich der Goldpreis langfristig vervielfachte, blieb Minen-Anlegern trotz beeindruckender Kurssprünge am Ende meist nur eine magere positive Performance. Vor allem das Missmanagement und die oftmals fehlende Kapitaldisziplin von Minenbetreibern machte Fondsmanagern in der Vergangenheit immer wieder zu schaffen.
Der aktive und besonders auf die Qualität der Unternehmensführung fokussierte Bakersteel-Fonds entzog sich diesem Gegenwind und übertraf mit Verlässlichkeit auch den Anstieg des Goldpreises. Für Anleger könnte die Kombination aus physischem Gold und einem solchen qualitätsorientierten Minenaktienfonds eine Erfolgsformel für die Vermögensabsicherung bieten. Mehr als die momentan allokierten ein bis zwei Prozent Depotgewicht müssten es dann für einen spürbaren Portfoliobeitrag aber schon sein.
Über den Autor:
Daniel Arndt ist Leiter des Teams für Portfoliomanagement und Analyse im Kompetenzcenter Investment bei Fonds Finanz Maklerservice. Sein Team bei dem Münchner Maklerpool selektiert Fonds für die hauseigene Empfehlungsliste und die Vermögensverwaltung Comfortinvest.