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Aktualisiert am 10.02.2020 - 17:22 Uhrin MärkteLesedauer: 10 Minuten

Wer findet die Perlen? Frischer Blick auf Hochzins

Irgendwann hat jeder Untergangsprophet endlich Recht. Zugegeben, bei der Titanic hätte es nicht lang gedauert, bei den Dinosauriern dagegen rund 170 Millionen Jahre. Und wie Reporterin Anja Kohl so schön sagen würde: So ist es auch an der Börse. Seit Jahren hören wir vom Untergang des Gelds, dem Untergang des Dollar als Leitwährung der Welt. Und vom Untergang des Anleihemarkts – oder zumindest von einem saftigen Kursrutsch, der für einige Jahre ohne Renditen sorgen sollte. Nur sind alle drei Dinge bisher nicht eingetroffen. Bisher. Als der Markt für Hochzinsanleihen im Juli und Oktober zu wackeln begann, traten sogleich einige Untergangspropheten auf den Plan und warnten nach Leibeskräften. Schließlich machten die Papiere im Durchschnitt ihrem Namen als High Yields, also Hochverzinste seit Jahren keine Ehre mehr. Auf unter 4 Prozent waren die Renditen mancher großer Schuldner mit BB-Rating schon gesunken. Es roch geradezu nach einer Spekulationsblase, die die Zentralbanken mit ihrer Niedrigzinspolitik aufgeblasen hatten – und das tut es auch heute noch. Und tatsächlich rutschten die Kurse in beiden Monaten mit erstaunlichem Tempo, zeitweise fanden sich nicht einmal mehr Käufer wie einst im größten aller Krisenjahre, 2008. Doch kurz darauf war alles wieder stabil, wenngleich auch auf niedrigerem Niveau. „Die Milliarden-Party geht zu Ende“ titelte das „Handelsblatt“ und zitierte den Star-Fondsmanager Ariel Bezalel von Jupiter Asset Management, der sich aktuell sehr vorsichtig am Hochzinsmarkt verhält. Ein Londoner Vermögensverwalter pflichtete bei, dass der Wendepunkt nahe sei. Vorsicht ist durchaus geboten, denn gerade 2008 und jetzt auch Juli und Oktober im Kleinen zeigten, wie schnell so ein Markt abstürzen kann. In solchen Fällen hilft es nicht einmal, wenn man das Portfolio mit Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps) absichert. Denn die steigen nur mit dem höher erwarteten Ausfallrisiko eines Schuldners. Das Risiko, dass es für eine Anleihe mangels Handels einfach keinen oder einen viel zu tiefen Kurs gibt, decken sie nicht ab. Also einmal tief durchatmen – und zurück an die Arbeit. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, einen frischen Blick auf Hochzinsanleihen zu werfen“, meint Michael Buchanan, Leiter für globale Kreditinvestments bei Western Asset Management, einer auf Anleihen spezialisierten Tochtergesellschaft von Legg Mason. Das wollen wir hiermit tun und uns dabei auf den größten High-Yield-Markt der Welt beschränken: die USA. Denn wenn es für einen Hochzinsmarkt besonders gut aussieht, dann für diesen. „Eines Tages werden die Untergangspropheten richtig liegen. Wir glauben aber nicht, dass das jetzt schon sein wird“, sagt Buchanan und betrachtet die Ausverkäufe in erster Linie als hervorragende Kaufgelegenheit. Was den US-Markt schon auf den ersten Blick auszeichnet, ist seine schiere Größe: „Er ist drei- bis viermal so groß wie der europäische“, erklärt Portfoliomanager Bryan Petermann vom New Yorker Anleihespezialisten Muzinich & Co. „Viele Emittenten sind seit weit über zehn Jahren am Markt aktiv.“ Konkrete Anhaltspunkte liefern die Indizes von Bank of America Merrill Lynch (BoAML). Der High-Yield-Index für die USA ist aktuell 1.366 Milliarden Dollar schwer und enthält 2.285 Schuldner. Sein europäisches Pendant bringt es auf lediglich umgerechnet 370 Milliarden Dollar und 548 Schuldner. Alles ein paar Nummern kleiner. Höherer Basiswert Hinzu kommt, dass amerikanische und europäische Hochzinsanleihen zwar etwa gleichauf liegen, was den Renditeaufschlag gegenüber risikofreien Staatsanleihen, den Spread, betrifft. Allerdings liegt die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen mit 2,33 Prozent ein gutes Stück höher als die von Bundesanleihen (0,84 Prozent; Stand: 31. Oktober 2014). Macht unterm Strich einen zählbaren Renditevorteil von US-High-Yields gegenüber europäischen. Ein Blick auf die deutsche Fondslandkarte zeigt, dass der Markt hierzulande nicht gerade stark repräsentiert ist. Gerade mal zehn in Deutschland zum Vertrieb zugelassene Fonds spuckt die Bloomberg-Datenbank aus, und davon ist einer ein Indexfonds. Zwar erhebt Bloomberg keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber wenig bleibt es trotzdem. Immerhin finden sich unter den Anbietern Spezialisten mit sehr guten Namen wie die bereits erwähnten Western Asset Management und Muzinich & Co. Zunächst enttäuscht es, dass es in den vergangenen fünf Jahren nur einer von ihnen schaffte, den Index von BoAML zu schlagen. Beim zweiten Blick liegen die Gründe allerdings auf der Hand. So enthält der Index eine große Portion Anleihen mit CCC-Rating. Von denen fiel kaum eine aus, also brachten sie ihre Renditeaufschläge gegenüber mit BB und B gerateten Papieren voll zur Geltung. Überhaupt gingen nur wenige Schuldner pleite, das ist aber einer der Hauptgründe für aktives Management: die faulen Eier nicht mit in den Korb zu holen.

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