LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche

Themen-Experte Energie und Technik für die Welt von morgen

ANZEIGE
ANZEIGE

Big-Tech und Menschenrechte Werden Technologieunternehmen ihrer Verantwortung gerecht?

Die Cyber-Polizei des Landeskriminalamts Niedersachsen auf der Hannover Messe
Die Cyber-Polizei des Landeskriminalamts Niedersachsen auf der Hannover Messe: Technologieunternehmen stehen für Fortschritt – aber es gibt auch Kritik. | Foto: Imago Images / Arnulf Hettrich
Bérénice Lasfargues, BNPP AM

Die Medaille der großen Technologiekonzerne hat zwei Seiten: Einerseits ermöglichen sie einen breiten Zugang zu Informationen und geben jenen eine Stimme, die sonst nicht gehört werden. Außerdem bringt Big-Tech Innovationen hervor, die zu Fortschritten im Gesundheitswesen und anderen Branchen beitragen. In diesem Sinne könnte man sagen: Technologie fördert die soziale Gleichheit.

Andererseits sind einige Technologieunternehmen aus ökologischer, sozialer und Governance-Perspektive (ESG) in Verruf geraten: Manche sehen in ihr den Wegbereiter für Wahlmanipulationen und großflächige Überwachung. Darüber hinaus gibt es Bedenken wegen ihrer Marktbeherrschung, der Bevorzugung eigener Anwendungen gegenüber denen von Konkurrenten oder des großen Strombedarfs ihrer Rechenzentren.

Technologie bewirkt massive Umbrüche

Die Macht führender Technologieunternehmen zeigt sich in der Dominanz großer Onlinehändler sowie in den Verflechtungen zwischen der Werbebranche und den sozialen Medien. Innovationen aus der Branche haben wirtschaftliche, soziale und politische Veränderungen bewirkt – in Bereichen von Telekommunikation und digitaler Sicherheit bis hin zu Lebensmittellieferungen und Lieferkettenmanagement.

Über die Rolle von Big-Tech sprach auf unserem Investment-Symposium David Kaye, Professor für Rechtswissenschaft an der University of California, Irvine, und früherer Sonderberichterstatter für Meinungsfreiheit bei den Vereinten Nationen. Außerdem engagiert sich Kaye wie auch BNP Paribas Asset Management in der Global Network Initiative. Diese Nichtregierungsorganisation verfolgt die Ziele, die Zensur durch autoritäre Regierungen im Internet einzudämmen und die Privatsphäre der Nutzer zu schützen.  

Bei der Bewertung von Big-Tech sprach Professor Kaye über Konflikte, Kompromisse und Prinzipien. Wir sind der Meinung, dass dies in gewissem Maße die drei wichtigsten Überlegungen von Investoren widerspiegelt: Risiken, Chancen und Verantwortung.

Hohe Komplexität als Herausforderung

Die Einschätzung der Macht von Tech-Giganten ist aus zwei Gründen schwierig:

Zum einen ist die Komplexität von Netzwerken und hochentwickelter Hardware eine Herausforderung für politische Entscheidungsträger und Investoren.

Zum anderen gilt es zwischen Fragen des öffentlichen Interesses, der Privatsphäre und der nationalen Sicherheit abzuwägen. Regierungen und Öffentlichkeit haben die Gefahren durch Online-Desinformation und -Hassrede erkannt. Allerdings können Gegenmaßnahmen die Meinungsfreiheit und den Zugang zu Informationen beeinträchtigen. Soziale Medien wiederum haben unter Umständen negativen Einfluss auf Kinder. Sie haben aber auch das Potenzial, ihre Lernfähigkeit und ihr kritisches Denken zu fördern und sie zu mündigen Erwachsenen machen.

Vor diesem Hintergrund brauchen wir einen Rahmen für unsere Investitionsentscheidungen.

Der passende Rahmen für Investitionen in Big-Tech

Eine Orientierung bieten die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Sie wurden entwickelt, um die Verpflichtungen von Regierungen und Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte zu definieren. Investoren nutzen sie zur Bewertung potenzieller Investmentziele hinsichtlich eines verantwortungsvollen Umgangs mit Menschenrechten.

Professor Kaye erläuterte, was ein solcher verantwortungsvoller Umgang für Firmen bedeutet: Sie müssen Maßnahmen zur Vermeidung und gegebenenfalls Milderung von negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte ergreifen. Dazu gehöre die Einbeziehung der „menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht“ in allen Phasen – von der Produktentwicklung bis hin zum Endkunden.

Das ist nicht viel anders als bei der Umwelt- oder Klimapolitik: Viele Regierungen verlangen von den Unternehmen, dass sie Umweltverträglichkeitsprüfungen durchführen. Warum also nicht auch Prüfungen des Umgangs mit den Menschenrechten?

Verantwortungsvolles Handeln der Technologieunternehmen sicherstellen

Aus unserer Sicht können Investoren ein wesentlicher Teil der Bemühungen sein, Unternehmen von der Idee zu überzeugen, dass Sorgfaltspflichten im Bereich der Menschenrechte wertvolle Instrumente für eine verantwortungsvolle Geschäftstätigkeit sein können.

Sind also Öffentlichkeit, Investoren und politische Entscheidungsträger bereit, mit entsprechenden Maßnahmen sicherzustellen, dass Big-Tech verantwortungsvoll handelt?

Ein solches Verhalten der Unternehmen zu fördern, bedeutet beispielsweise, sie bei der Moderation von Inhalten und im Umgang mit Hassrede sowie Desinformation zur transparenten Anwendung der Grundsätze der Meinungsfreiheit anzuhalten – die auch Rechtsmittel einschließt. Nach Ansicht von Professor Kaye verfügt die Gesellschaft über die Mittel, um zu gewährleisten, dass Big-Tech im Einklang mit dem öffentlichen Interesse handelt. Es besteht jedoch die Gefahr, dass es mit der Zeit schwieriger wird, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.